Meine Bewertung meiner Norden 901 (damit es wieder was zu diskutieren gibt
)
Ich habe jetzt auf meiner Norden 50.000 km gefahren, und sie läuft wie ein neues Motorrad frisch aus dem Schauraum.
Defekte bislang: das hintere Federbein bei 10.000 km ausgeronnen (Überlastung durch Vollbeladungsbetrieb und ungünstige heiße Einbaulage), ein undichtes Thermostat bei ca 30.000 km, einmal Schellen der Kühlwasserschläuche nachgezogen, ein tropfender Cu-Ring bei der Wasserablassschraube und auf Garantie das Vorderrad ausgetauscht in der Hoffnung, dass damit das Vorderradhoppeln weg geht (vergeblich).
Ich hatte noch nie so ein gutes Motorrad. Gibt es etwas was mich nervt? Ja, die Frontgabel ist zuwenig sensibel gegenüber Querfugen, dh die Front hoppelt mir bis 80 km/h eindeutig zuviel (und ist nicht beseitigbar).
Aber sämtliche restliche Punkte sind nahezu perfekt, zb. Sitzkomfort, Quickshifter, Gewicht vollgetankt 216.4 kg, Lichtleistung inkl. Nebelscheinwerfer, Sitzplatzangebot, max. Zuladung, Schwerpunkt und Handling, Ölwechselservice 15.000 km, Motorleistung, Laufruhe, absoluter Windschutz mit hoher Scheibe (gilt nur bei meiner Größe von 1,75 m), Ölverbrauch 0.0 L/15.000 km, Treibstoffverbrauch Solo 3.75..4.0 L/100 km, mit Sozia 4.5...4.6 L/100 km, Autobahn auf Strecke 750 km vollbeladen bei 140-160 km/h 5.6 L/100 km, Kurzstreckenfahrten 50 bis 100 km ca 4.3...4.6 L/100 km und Invest- und laufende Kosten.
Ich kann die Norden nur loben, und ich weiß wovon ich spreche, denn ich hatte vorher die KTM 790 und 890 Adventure, und mit der 790 ADV hatte ich extrem viel Zores.
Ich gehe sogar so weit zu sagen, hätte die Norden 1000 cm³ und ein Elektronikfahrwerk , so würde ich sagen, es ist es das beste Universal-Motorrad am Markt, insbesondere für den Kaufpreis. Deshalb hoffe ich sehnsüchtig auf eine Nachfolgerin mit dem neuen 947 cm³ Motor. Ich habe auch schon mehrmals mit großer Freude die GS 1250 und 1300 getestet. Die Norden läuft feiner als eine GS, im Handling kommt sie aufgrund des tiefen Tanks der GS nahe, und selbst Langstreckeneinsatz merke ich keinen wirklichen nachteiligen Unterschied zur GS (die GS liegt natürlich noch souveräner, dafür ist die Norden sehr leise, leichtgängig zu bedienen und einfacher wenn man ins Gelände abbiegt).
Der Punkt wo die GS klar besser ist, ist der Vollbeladungseinsatz. Hier deklassiert das Elektronik-Fahrwerk in Kombination mit dem Telelever das günstige mechanische Fahrwerk der Norden. Und natürlich auch die professionellen und hochqualitativen Zubehörteile. Und wenn der Fahrer und Beifahrerin leicht sind und man nur Softgepäcks-Seitentaschen verwendet, dann reicht sogar die Norden Leistung noch immer souverän. Aber wenn zwei schwergewichtige Fahrer und Kunststoffkoffer eingesetzt werden (dann wird sie zu zähe und zu schwach), dann hat natürlich die GS den unbestreitbaren und notwendigen Vorteil des souveränen reichlichen Überschussdrehmoments.
Und bezüglich Kardanantrieb möchte ich ergänzen (da ich seit 15 Jahren eine GS fahren wollte und ich aus verschiedene Gründen nie eine gekauft hatte, obwohl es immer mein Lieblingsmotorrad war) - fahre ich inzwischen auch gerne eine Kette mit automatischen Kettenöler, da auch dieser "wartungsarm" ist. Die Kardanschläge/Lastspiele, die ruppige Schaltung, der nicht so gute Quickshifter (obwohl dieser bei GS 1300 wirklich gut läuft), die teils bockige Hinterradfederung sind auch keine Vorteile.
Und mit ein paar Tricks bei der Norden, die natürlich einige Euros kosten, wird sie noch besser, zb. immer Super Plus tanken (dann gibt es keine elektronischen Fehlalarm-LED-Meldungen und keinen Einzylinderlauf oder Absterben nach einem Kaltstart), Fahrwerksüberarbeitung (Progressive Federn und leichte Dämpfungsanpassung, dann ist auch das vollbeladene Fahren ziemlich gut).
Mit Lithium-Ionen Batterie hat sie vollgetankt mit 19 Liter nur 214,0 kg, mit neuer Motorabstimmung hat man einen nahezu vibrationsfreien, wohlklingenden, drehfreudigen, spritzigen und kräftigen Motorlauf. Sie zieht damit besser als die 125 PS GS und nicht weit weg von der 1250-er, aber dann muss man sie natürlich sehr fordern und höher drehen, was real-praktisch dann doch wieder besser bzw angenehmer beim Reisen bei der GS ist. Und natürlich einen Sport-Endschalldämpfer, damit man das Reis-Klappersäuseln des LC8 nicht mehr hört, welch eine penetrante Belästigung, fast schon wie ein Makita-Akku-Motorrad.
Für meine Entscheidungsfindungen sehe ich folgende ideale Einsatzzwecke:
a.
Betriebskosten: Norden 901 (Verbrauch, Reifen, Ersatz-/Zubehörteile)
b.
Kaufpreis: in Österreich kostet die Norden bei ähnlicher Ausstattung wie die GS mindestens 1/3 weniger.
c. Servicekosten: eher GS günstiger (wobei man natürlich abweichend vom Regulärservice auch fallweise Furchtbares hört). Made in Germany = Made in Austria =
.
Auffällig bei der Norden, die 90:10-Reifen halten bei mir 11-13.000 km, egal welche Premium-Marke (und ich fahre üblich flott). Die Servicekosten sind für eine 900-er schon verdammt hoch.
d.
Werkstätten Qualität: GS (KTM
). Wobei meine Ex-BMW Autos auch
waren.
1. Universaleinätze: Norden
2. Reisen solo: Norden
3. Kurzstreckenfahrten: Norden
4. Reisen leichtgewichtige Personen mit leichtem Gepäck: Norden.
6. Langstrecke solo mit ein bisschen Gelände: GS oder Norden
7. Wenn schon TET-Fahren: Norden und furchtlose GS.
8. Reisen von nicht leichten Personen und mit Kunststoffkoffern: GS (darin ist sie konkurrenzlos).
9. Soziabetrieb mit Topcase: Norden, GS
10. Vollbeladungsbetrieb: GS
11. Fahren: Souveränität, Schönheit, Genuß, Entspanntheit: GS (ich liebe den Telelever, den "Käfer"-Sound, den niedertourigen Motor, das weniger-oft-Schalten-müssen, das marzialische Aussehen).
12. Ausstattungsmöglichkeiten, Qualität Zubehör: GS
13. Windschutz für Großgewachsene: GS, für Kleingewachsene dagegen sogar Norden besser.
14. Wertigkeit: für Kaufpreis ist Norden nicht schlecht (und spur besser wie eine F900 GS), aber die große GS ist natürlich eine Klasse drüber.
Da ich weiß, das viele echte GS 1250 Fahrer über die neue 1300 GS schimpfen werde ich meine unparteiische Empfindungen kurz beschreiben:
Die GS 1300 fährt sich spürbar besser als die 1250er, alles ist feiner, weniger ruppig, das Elektronikfahrwerk ist für mich perfekt, die Schwerpunktslage ist einfach unglaublich gut, die symmetrischen Zylinder haben mehr Abstand zum Schienbein. Beim Motor des 1300er sehe ich keinen Qualitätsvorteil zum 1250er. Der 1250er ist wirklich ein bäriger Motor, der Neue ist dafür quierliger, ruhiger u. vibrationsfrei, dh. individuelle Geschmacksfrage. Ich wüsste selbst nicht, welchen ich bevorzugen würde. Und die 1250 ist ausgereift, was für die frische 1300 nicht gilt.
Ich habe jetzt so viel geschrieben, weil ich selbst mit der neuen GS 1300 liebäugle (Grund: ich fahre zu mindestens 90% mit Sozia). Ich halte die GS 1300 persönlich für ein exzellentes Motorrad, habe aber aktuell Bedenken bezüglich der Qualität. Weil teilweise klingt sie schon etwas hohl, dröhnig, Antriebsspielklapprig, kostenminimiert und Mainstream-angepasst und nicht mehr so wertig wie früher. Die 1250-er wirkt deutlich stabiler, ist dafür halt rauher, die Frage ist: wieviel braucht man.
Trotzdem, wäre die 1300-er schon zb 3 Jahre am Markt, so würde ich jetzt eine GS 1300 aus Neugierde kaufen, obwohl praktisch-finanziell-Nutzungsprofil die Norden für mich reicht - Es sind halt halt doch die Emotionen entscheidender.
Philosophische Betrachtung: mir wäre ein 1200-er Boxer und dafür ca -20 kg Gewicht lieber als das ständige Wettrüsten mit der Folge von praktisch ca. 260 kg Gewicht (und aufwärts).
Was mich bei der exotischen Norden auf der Straße auffällt ist: als erstes Grüßen mich euphorisch die KTM-Fahrer, dann überraschenderweise auch zumeist die GS-Fahrer. Das ist mir mit meiner vorhergehenden KTM nie passiert (das GS-Fahrer KTM Fahrer freudig grüßen). Das heißt die Norden ist wie Österreich: ein Neutral geschätztes Motorrad
.
Impressum
Das ist mein subjektiver Eindruck, ich möchte niemanden auf den Schlips treten und ich bin Marken-offen, wobei mein Beuteschema folgendes ist:
Norden (Kompromisssieger),
GS 1250/1300 (weil ich die maschinenbaulich unmögliche Kombination von Autokupplung/Getriebe/Fahrwerk mit Flugzeugmotor liebe, sowie die "Festigkeit des Materials", sieht aus wie ein gemütlicher Bayer mit Erdingerbauch).
KTM 1290 SAS (weil sie die beste klassisch gebaute Streber-Großenduro ist und echt Schub hat)
Und an sensiblen Tagen die
Tiger 1200 GT.pro (weil sie einfach wie ein Gentleman fährt und nirgends aneckt und in diesem Umfeld die einzige Schönheit ist).
LG
Wünsche Allen Bikern genußvolle Fahrten.