Nachdem ich inzwischen doch schon viele Male die Reifen gewechselt habe, war es heute bei der neuen Triumph ein wenig ein Nervenkitzel, das bei der mir noch weitgehend unbekannten Engländerin selbst zu tun. Das fing an bei der ungewöhnlich großen Hinterachsmutter (55er Zwölfzahn) und - hörte glücklicherweise dort bereits auch wieder auf, wie im Nachhinein festgestellt werden kann.
Erst bestellte ich bei der Triumph-Fachwerkstatt die passende Nuss, die zwar prompt geliefert wurde, für deren 3/4-Zoll-Antrieb ich aber natürlich keine passende Knarre hatte (hätte mich ein Fachhändler eigentlich drauf aufmerksam machen können). Also noch rasch die passende Knarre besorgt und heute ans Werk gemacht.
Die Konstruktion der Öhlins-Gabel ist so, wie ich mir das bei BMW immer gewünscht hatte: Klemmung nur auf einer Seite, auf der anderen wird die Achse direkt in den Gabelfuß geschraubt (wozu eine zweite Klemmung?). Passgenauigkeit und sonstige Ausführung über jeden Zweifel erhaben, auch die Stylemas von Brembo sind von unglaublicher Präzision und lassen sich problemlos ausbauen, ohne die Felgen auch nur einmal damit zu berühren.
Hinten aber mehrere große Unbekannte: Bringe ich mit der Riesenknarre das Drehmoment von 230 Nm auf, ohne die Kiste samt Montageständer umzuschmeißen? Muss der Endtopf abgebaut werden, womöglich auch der Bremssattel? Und dann die alles entscheidende Frage: Funktioniert der Reifenwechsel mit dem Pitlane-Gerät, auch ohne extra Adapter für die Speedy? Eigentlich recht vermessen, das einfach mit dem BMW-Adapter zu versuchen. Und schließlich: Wie stelle ich bei der Montage das Drehmoment von 230 Nm sicher?
Der Reihe nach:
Die Mutter bereitete gerade so viel Widerstand, wie ich mit einem Arm aufbringen konnte. Mit dem anderen konnte ich für die nötige Stabilität sorgen.
Der Endtopf bereitete mehr Schwierigkeiten: Weil ich die Langnüsse in meinem Stecknusskasten bis dato noch nie gebraucht hatte, wusste ich nichts von deren Existenz. War gerade dabei, nach entsprechenden Teilen im Internet zu suchen, als mich Google auf meinen eigenen Kasten verweist, wo es mir wie Schuppen von den Augen fällt. Renne in die Garage, schaue mir mein Werkzeug etwas genauer an und prompt: ich habe sogar ein ganzes Set von Langnüssen, die passende ist auch dabei. Wie doof kann man eigentlich manchmal sein?
Damit sind die zwei Schellen ruckzuck gelöst und der Topf ist ab. Aber dummerweise steht dem Ausbau des Rades noch der Bremssattel im Weg. Also kurzerhand Luft aus dem Reifen lassen und endlich liegt das Rad auf dem Montagegerät.
Jetzt der spannende Moment: Bekomme ich den BMW-Adapter irgendwie mit der Triumph-Felge zusammen oder muss ich improvisieren? Wie durch ein Wunder passt die BMW-Mutter in die gigantische Triumph-Mutter, so dass die Aufnahme am Pitlane-Gerät absolut wackel- und spielfrei sitzt. Manchmal hat man auch Glück!
Der Reifenwechsel selbst ist reine Routine und eine Sache von zehn Minuten. Kann jedem nur raten, das mal selbst zu versuchen - ist der einfachste Teil der ganzen Aktion. Wer selbst Räder aus- und wieder einbaut, kann mit hundertprozentiger Sicherheit auch Reifen selbst wechseln.
Beim rückwärts Zusammenbauen dann ein besonderes Highlight: Drehe der 55er Nuss so lange die Luft ab, bis der Widerstand spürbar progressiv gegen die Wand fährt und denke, nun ist genug. Und tatsächlich stehen die beiden Markierungen, die ich zuvor mit Permanent-Marker auf Achse und Mutter angebracht hatte, exakt in der Flucht. Da es sich um ein eingängiges Gewinde handelt, sitzt die Mutter also hundertprozentig korrekt.
Fazit: Auch eine Triumph kann man selbst beschrauben - sie wirkt einerseits sensibler, andererseits aber noch präziser als eine BMW.
Gruß
Serpel