Wann genau wurde eigentlich beschlossen, dass es jetzt gut zu sein hat mit dem Fortschritt?
Die Arena ist eröffnet.
Niemand hat ihm je aufhalten können und niemand wird den Fortschritt aufhalten können. Das ist ja das Problem.
In der Vision des autonomen Fahrens, bzw. des voll vernetzten, von Algorithmen gesteuerten Personenbeförderung, von der so viele Visionäre schwärmen und die schon jetzt oft und gerne beschworen und beworben wird, haben von unverbesserlichen Individualisten willentlich gesteuerte Motorräder keinen Platz ! Deswegen ist es müßig über technischen Innovationen bei Motorräder zu diskutieren. Motorräder werden, wie Autos, zu reinen " on demand " Fortbewegungsmitteln.
In den Visionen der Vordenker der digitalen Revolution, sieht Fortbewegung in etwa so aus :
Person X will von A nach B.
Person X nutzt hierzu sein Armband oder ein anderes Gerät, das mit Bio-Chip verbunden ist, der seit seiner Geburt in seinem Körper implantiert ist, und äußert den Wunsch von A nach B zu gelangen.
Nun kommt es darauf an, ob er in einem Land lebt, das die individuelle Wünsche seiner Bürger respektiert oder nicht.
In einem Land, das dies seinen Bürgern erlaubt, wird ihm von einem der wenigen noch verbliebenen Monopolisten ein Fahrzeug gesandt, in das er einsteigt und das ihn geben eine Gebühr von A nach B transportiert. X steigt am Punkt B angekommen aus dem Fahrzeug, Ende der Geschichte, Transportauftrag erledigt.
In einem Regelungswütigen Land wie, z. b. Deutschland, wird, nachdem X seinen Beförderungswunsch geäußert hat, erst mal geprüft ob die Beförderung überhaupt nötig ist. Aus Gründen des Umweltschutzes und als selbst erklärter Vorreiter der Reduktion der Erderwärmung, ist es im Deutschland des Jahres 20XX nämlich nicht mehr erlaubt, sich sinnfrei von A nach B zubewegen.
Nach Prüfen der Transportanforderung, durch Algorithmen, wird dann durch einen Algorithmus entschieden, ob X jetzt von A nach B muss oder nicht. Entscheidet der Algorithmus zu Gunsten des Beförderungswunsches von X, wird ihm ein on demand Fahrzeug von einem der wenigen noch verbliebenen Monopolisten ein Fahrzeug gesandt und der Fahrauftrag abgearbeitet.
Entscheidet der Algorithmus, dass der Beförderungswunsch von X unnötig ist, wird X mitgeteilt, das ihm kein Fahrzeug gesandt wird.
Wer denkt, das ich übertreibe, sollte sich mal intensiver mit den Visionen der anerkannten Vordenker der digitalen Revolution beschäftigen.
Ich zitiere hier mal frei aus dem Gedächtnis, was ich in einer Doku über die digitale Revolution gesehen habe. Ein Milliardenschwerer Vordenker aus dem Silicon Valley sagte in etwa : " Bis in etwa 50 Jahren, wird es keine Richter, Anwälte, Ärzte, Lehrer oder Ingenieure mehr geben. Alles was wir Menschen tun können, werden dann Roboter und Algorithmen besser, sicherer, schneller und kostengünstiger erledigen. Die meisten Jobs, die es heute noch gibt, wird es in 50 Jahren nicht mehr geben "
Der Vordenker sagte leider nicht, was die ganzen Arbeitslosen dann tun sollen, aber es wurde, wenn ich mich recht erinnere, ein grenzdebil Grinsender Typ eingeblendet, der mit einer VR Brille vor den Augen auf einer Liege lag.
Ein anderer nicht ganz so Milliarden schwerer Vordenker sagte : " Natürlich sollte man sich dann Gedanken über ein Bedingungsloses Grundeinkommen machen. "
Selbst auf die Gefahr hin, mich hier als ewig gestriger zu outen, bekomme ich inzwischen fast jedes mal eine dicken Hals, wenn jemand der sich nicht die Bohne dafür interessiert, sich Gedanken über die Zukunft oder die Technik in der Zukunft macht. Das meine eher düsteren Zukunftsvisionen, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eintreten werden, vermutlich noch viel schlimmer als ich befürchte, sagt mir alleine schon die Tatsache, dass sich niemand die Bohne für nichts interessiert.
Abschließend möchte ich noch sagen, das ich inzwischen schon bei etlichen Veranstaltungen des VDI und anderer Organisationen war, die sich mit autonomen Fahren beschäftigt haben. Falls es danach möglich ist Fragen zu stellen, mache ich das inzwischen Regelmäßig.
Der Grundtenor der Antworten, auf die Frage, wie es um das Motorradfahren, so wie wir es JETZT kennen bestellt ist, lautet eindeutig :
Das wird es so nicht mehr geben !
Falls es noch zweirädrige Fortbewegungsmittel gibt, werden sie sich von Algorithmen, Sensoren gesteuert und in ein Datennetzwerk eingebunden bewegen. Eingriffe des Fahrer sind unnötig und schlicht nicht vorgesehen. Denn eingriffe des Fahrers, stören den (effizienten) Verkehrsfluss und gefährden die Sicherheit. Wer heute noch denkt, das in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft, noch irgendjemand ein Fahrzeug selbst steuert, der kann ich nur ausgeprägte Blauäugigkeit attestieren.
Das wir als Menschen und Motorradfahrer willfährig jede Einschränkung unser Leidenschaft, de facto widerspruchslos hinnehmen, zeigen IMHO alleine schon die ganzen Streckensperrungen und Fahrverbote für Motorräder. Oder die nach Unfällen, aktionistisch eingeführten Tempolimits und Überholverbote auf bestimmte Streckenabschnitten.
Für alle die meinen, sooooo schlimm wird es schon nicht kommen, ein aufrichtiges "Träum weiter" von mir.
Lesetipps für interessierte :
" The Circle " von Dave Eggers - übel geschrieben, aber es gibt einem eine Idee von den Gedanken dahinter
" Homo Deus " von Yuval Noah Harari - sehr empfehlenswert !
Wem lesen zu anstrengend ist, der schaut sich halt einfach mal wieder die " Matrix " Trilogie an.
( Ich hielt Matrix, wie wohl die meisten von uns, für einen Film. Bis ich dies zufällig an eine Sonntagmorgen sah. Was Miriam Meckel ab etwa Minute 24:00 sagt, jagt mir immer noch einen kalten Schauer über den Rücken )
In diesem Sinne, wünsche ich euch allen eine aufregende Zukunft