Tach,
Zero gibt beim Mix Innerorts 50% und Autobahn 113 km/h zu 50% eine Reichweite von 179 km für die DSR-X an. Das entspricht im Endeffekt „ungefähr“ einer Landstrassentour.
1000 PS hat ebenfalls für Landstraße „bei leicht sportiver Fahrweise“ ca. 160-180 km ermittelt. Ein Bekannter aus der alten Heimat mit dem ich mich vorletztes Wochenende mal wieder getroffen habe, hat die DSR-X, allerdings mit 20.9 kw Gesamtkapazität durch Powertank. Diese o.g. Werte bestätigen sich bei ihm.
Er fährt mit dem Motorrad ausschließlich Landstraßen mit natürlich wiederkehrenden Ortsdurchfahrten. Sein Schnitt liegt im Sauerland, Siegerland, Westerwald und Rothaargebirge etc. bei rund 60 km/h. Obacht Durchschnitt! Heißt inklusive der Ortsdurchfahrten, Ampelstopps etc. Und da ist 60 km/h als Schnitt nicht langsam im kurvigen Geläuf dieser Mittelgebirge.
Er plant seine Touren schon mit Berücksichtigung von Ladepunkten. Normalerweise peilt er dabei einen Ladestopp bei rund 220-230 km ein. Restreichweite liegt in der Saison bei Temperaturen oberhalb 10 Grad dann bei ca. 20-30 km. Also 250 km Gesamtreichweite wenn er leerfahren würde mit dem 20.9 er Ausbau. Gerade im kurvigen Geläuf macht der Rekurpationsmodus viel Sinn, weil eben vor Kurven ja auch entsprechend “runter gebremst“ werden muss. Den nutzt er auch in erster Linie.
Er fährt seine Touren meist mit Start gegen 9 Uhr morgens und peilt die Mittagspause gegen 12:30-13:00 Uhr. Da ist dann auch 2/3 der geplanten Tour durch. Da wird dann gegessen und sich ein wenig im Ort umgesehen und währenddessen lädt die Maschine innerhalb von ca. 120 Minuten wieder von 10% auf knapp 80% der 20.9 kw auf. Dafür sucht er sich dann eben auch nette Ortschaften aus wo es „was zu sehen gibt“. Manchmal ist dieser Pausenort auch ein Freilichtmuseum wie in Hagen o.ä., da lädt dann die Maschine auch wieder durchaus ganz voll, weil die Pause länger ist.
Das reicht dann meist für weitere 150 km Rückfahrt (mit Puffer oder eben mehr wenn wie o.g. ein Museumsbesuch, Schlossbesuch etc. ansteht). Gesamttour liegt dann bei rund 380-450 km je nach Ladedauer am Mittag. Das ist natürlich was für Individualisten, also Leute die vorwiegend alleine fahren und nicht wo Kilometerfressen alleine im Mittelpunkt steht. Es gehört ordentliche Planung dazu und es gibt definitiv Einschränkungen.
Autobahnfahren ist nur im Zuckelmodus realistisch. Das frisst Akku wie bekloppt oberhalb von 100 km/h. Außerhalb der Saison oder generell bei Temperaturen die sich im einstelligen Bereich bewegen, lässt die Akkuleistung deutlich nach.
Klar wenn man im Siegerland lebt, dann hat man viele Optionen zum Touren ohne auf die AB zu müssen. Als alleine fahrender Motorradwanderer der viel auf kleineren Landstraßen unterwegs ist, der viel in seiner Motorradtauglichen Heimat unterwegs ist und eher nicht ganzjährig fährt, kann man da schon seinen Spaß finden. Mein Bekannter jedenfalls liebt die DSR-X und genießt sichtlich seine Touren.
Er kommt übrigens von einer R1200 GS 2011. Er musste sich auch gar nicht so sehr umstellen, da er einerseits auch mit Ü60 eh nicht mehr die großen Touren fährt wie früher, sondern eben regional im Bereich der Mittelgebirge, andererseits hat der schon früher meist seine Touren mit solchen „kulturellen Anreicherungen“ versehen.
Es ist aber klar etwas was für viele von uns so nicht passt. Deshalb sollte man aber das nicht ganz als abwegig wegschieben. Wie gesagt der freut sich wie Bolle über die DSR-X.
Und er wechselt nie Öl, verschleisst quasi keine Bremsbeläge, lässt keine Ventile einstellen, hat keine Probleme mit Lambdasonden, Auspuffklappen, Zündkerzenwechsel, keinen Kettenverschleiß und keine Kardanwartung (Zahnriemen der offensichtlich „ewig hält“), und hat einen Rückwärtsgang zum rangieren (quasi Abfallprodukt der Technik).
Das Motorrad ist quasi wartungsfrei und „springt“ auch nach langem Winterschlaf sofort an.
Bislang hat er rund 14.000 km damit gefahren seit Frühjahr 2023. In dieser Zeit kein einziges Problem mit dem Motorrad und Inspektionskosten sind wohl extrem niedrig.
Bislang gab es lediglich Reifenwechsel und Softwareupdates, sonst nichts. Was er schade findet ist, dass es von Zero leider nicht die Möglichkeit wie bei Energica gibt, optional ein Öhlins Fahrwerk (oder halt Wilbers) zu ordern und das es bislang keine Premiumvariante der Sitzbank gegen Aufpreis gibt.
Die originale Bank hat er direkt zum Polsterer gegeben weil sie einfach nur furchtbar war. Der Lenker war wohl auch seltsam gekröpft, da ist jetzt ein Magura drauf. Weil er nur Straße fährt ist er bei den Gußfelgen geblieben. Mittlerweile gibt es diese Option wohl nicht mehr, die DSR-X hat jetzt als Standard Speichenfelgen. Reifen war original PST2, hat er mittlerweile gegen CRA4 getauscht. Kofferaufnahmen gibt es als von Zero gelabelte SW Motech Halterungen. Er hat aber statt der klobigen Koffer sich für Softbags entschieden. Mehrtägige Touren im Bereich der Mittelgebirge von der Eifel im Westen bis zum Thüringer Wald im Osten macht er auch, wählt halt dann seine Unterkünfte (Ferienwohnung/Haus) nach (u.a.) vorhandenen Lademöglichkeiten aus.
Ich denke wenn man eben so ein für sich lebender/fahrender Individualist ist, geht da viel. Man muss halt niemand anderen berücksichtigen oder andere müssen nicht auf einen selbst und seine Ladebefindlichkeiten Rücksicht nehmen. Für mich würde so eine DSR-X ab 25 kw Akku interessant mit deutlich gesteigerter Ladeleistung gegenüber der jetzigen Variante.
Gruß Guido