Die Drehpunkte der Schwinge und des Kardans sind gleich (Paralever 2. Generation), es sind virtuelle Drehpunkte/~achsen!
Der Aufhängungspunkt der Schwinge/des HAG ist nicht gleich dem Schwingendrehpunkt, denn letzterer ergibt sich erst aus dem Aufhängungspunkt des Kardantunnels am HAG und am Getriebegehäuse, sowie den dazugehörigen Aufhängungspunkten der Paralever-Strebe.
Im übrigen muss dabei nicht von gleichen Knickwinkeln der beiden Kardangelenke ausgegangen werden. BMW hat bewusst auf gleich eKnickwinkel verzichtet und nimmt kleine, sich daraus ergebende, Schwankungen der Rotationsgeschwindigkeit in Kauf (beim Monolever waren diese Schwankungen deutl. höher, als bei zwei Gelenken mit geringfügig unterschiedlichen Knickwinkeln). Grund dafür ist "Squat", das Absinken der "Hinterhand" beim Beschleunigen. Durch die Lastverlagerung nach hinten beim Beschleunigen würde das Motorrad hinten einsinken (die Federung unter der höheren Last nachgeben), dem wird durch die Kinematik der Paralevergeometrie entgegen gewirkt, es wird bewusst ein Anheben der "Hinterhand" beim Beschleunigen (Anti-Sqat) bewirkt, zum Ausgleich des sich aus der Lastverlagerung normalerweise ergebenden Einsackens (Squat) (man denke an die "Gummikuh", bei der das Anheben extrem ausfiel und das Einsacken überkompensierte
).
Aber: das ist eine weitere Verständnisfalle
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Uli
Hi Uli, also bei meiner Gummikuh seelig stieg das Heck beim Beschleunigen, wurde dadurch hart (und das macht rein mechanisch betrachtet auch Sinn, denn die Welle muss sich zum Vorwärtstrieb im Uhrzeigersinn drehen, in Fahrtrichtung betrachtet -> Einbaulage rechts oder links ist hierzu massgebend, meine Beschreibung bezieht sich auf linken Einbau).
Man kann sich das so vorstellen (ohne gleich ein Ing. Studium zu absolvieren): Das Rad steht fest am Boden, kann also nicht weg. Das Fahrzeug hingegen ist gegenüber dem Boden lose. Beim Beschleunigen versucht nun das Kegelritzel das Rad nach unten wegzudrehen/drrücken (siehe meine Beschreibung vorher mit Uhrzeigersinn), das geht nicht, da Rad am Boden steht und so "klettert" das Ritzel quasi am Tellerrad hoch. Man ersetze bildlich das Tellerrad durch eine senkrecht stehende Zahnstange und das Kegelritzel durch ein normales Ritzel. Fertig ist die Zahnradbahn
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Mir ist nicht ganz klar, was Du uns mitteilen möchtest, denn die Schwinge wird immer radial um den Drehpunkt bewegt, anderes ist technisch auch gar nicht möglich, es sei denn die Schwinge würde ihre Länge verändern (also Kreisbewegung mit veränderlichem Radius). Ich schreibe ja, dass die Drehpunkte nicht fluchten, oder wolltest Du meine Aussage mit Fachwissen hinterlegen ( -> dann Danke
).
Aber mit dem Paralever hat das insgesamt beinahe nichts zu tun. Der Paralever ist verantwortlich, dass man die Manschette am HAG benötigt, denn durch den Parallelogramm-Effekt erfolgt dann dieses Dehnen und Stauchen der Manschette. Die Verschiebung der Kardanwelle bzw. deren Längenänderung/Ausgleich stammt einerseits von der Dimension (Radius bzw. Dicke) der Welle und andererseits durch die nicht 100% fluchtenden Drehpunkte. Ich habe es bisher noch nicht ausgemessen, aber es werden wohl nur wenige mm sein. Aufgrund der Länge der Keilverzahnung sowohl motorseitig, als auch HAG seitig wird ein festgerosteter Kardan HAG-seitig vermutlich auch keine grösseren Fahrprobleme bereiten, irgendwann zerbröselt allenfalls der Sprengring motorseitig, falls dort die 1..2mm Spiel nicht ausreichen für den Längenausgleich. Solange die Maschine gefahren wird, rosten auch nicht beide Seiten fest, das ist aufgrund der andauernden Bewegung schlicht unmöglich.
Tragisch wird es nur, wenn die Kardanwelle eben nicht fixiert ist, denn dann kann sie auf der Verzahnung axial in jede Position gleiten und aufgrund der Kräftezerlegung (radial und axial) wird sie am HAG ganz zum HAG hin gleiten und dies wiederum hat vorne am Motor echt ungute Auswirkungen. Aber die Konstruktion ist so gestaltet, dass dies nicht passieren kann, solange keine Montagefehler gemacht wurden.
Ich denke, dass in diesem Thema inzwischen so ziemlich alles gesagt und angesprochen wurde. Und zudem, auch wenn hier einige Ing. schreiben und lesen, die Konstruktion stammt von BMW und da haben sich Ingenieure einiges überlegt. Gegen menschliche Montagefehler ist aber niemand gefeit. Man kann so ziemlich alles falsch montieren.
Ja, Rost gehört nicht dazu, aber Maschinen altern, das ist und war schon immer so. Und jede Maschine geht irgendwann defekt. Man schaue mal unter ein Auto und staune nur noch über den Rost und den Zahn der Zeit. Und wundere sich, dass die Kiste trotzdem noch fährt.