Also ich dachte, ich hätte mich verhört oder verlesen! UH akzeptiert das Urteil und hat seine Anwälte angewiesen, nicht in Revision zu gehen.
Egal, wie schlecht meine persönliche Meinung über Herrn Hoeneß bisher stets war, mit dieser Reaktion auf den Richterspruch hätte ich von Ihm am wenigsten gerechnet.
Ich bin allerdings noch am Zweifeln, ob ich - wie unsere Bundekanzlerin - sofort Respekt zollen soll (Zitat Tageschau.de:
"Die Bundeskanzlerin hat Respekt vor der Entscheidung, die Herr Hoeneß heute in seiner persönlichen Erklärung ausgedrückt hat", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Es sei rechtsstaatliche Tradition, dass die Bundesregierung die Urteile der unabhängigen Justiz nicht bewerte. "Es ist ein Fall, in dem der Rechtsstaat seinen Lauf genommen hat."), oder weiterhin meine Bedenken in Bezug auf die gewollte Steuerehrlichkeit des Herrn H. hege. Ehrlich gesagt finde ich den Tagesschauartikel etwas misslungen. Warum wird explizit darauf hingewiesen, dass es Tradition sei, Urteile nicht zu bewerten? Das lässt ja deuten, dass das Urteil aus Sicht der Bunderegierung zu hart ist und der Respekt für Herrn Hoeneß wegen des Verzichts auf Revision gegen dieses "harte Urteil" kommt?!
Allerdings sollte man meiner Meinung nach nun auch irgendwann einen Haken an diese Sache machen. Das Urteil ist in meinen Augen tatsächlich mit Bedacht und Augenmaß getroffen. Ein deutliches Signal an die, die noch nicht den Schritt zur Selbstanzeige getan haben und gleichzeitig ein Strafmaß, dass unter Berücksichtigung der maximal möglichen Strafe im unteren Drittel des Möglichen ausfällt. Somit ist dem sozialen Engagement des Täters hinreichend Beachtung verliehen.
Ich würde mir nun wünschen, dass es nicht auch noch Diskussionen über die Gestaltung der Haftbedingungen von Ulli gibt.
Dieser Mensch ist - und das ist etwas, was ich ihm aufgrund seiner neuesten Reaktion tatsächlich abkaufe - "geläutert" (i. S. v. von Sünden befreit) und gebrochen. Ich bin davon überzeugt, ihn nie wieder als "Moralapostel der Nation" in Talkshows (z. B. herziehend über Kollegen aus der Branche) zu sehen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass UH trotz des ihm verbleibenden Geldes, seiner Firma und aller anderen gewohnten Sicherheiten, ein "gebrochener" Mann ist. "Gebrochen" definiere ich unter diesen Umständen im Sinne von "Erkenntnis der Sterblichkeit und des Irrglaubens der Unantastbarkeit".
Wenn Herr Hoeneß nun, trotz seiner eingestandenen Verfehlungen, auch weiterhin - ich nehme an, dass sich seine Einnahmen nur um den Anteil des Devisenzockens mit der Kohle auf dem Schweizer Konto verringern werden - ein soziales Engagement wie bisher zeigt, dann hat dieser Mann auch vollständige Rehabilitation ohne Nachtreten verdient. Letztlich hat er auch den Anstand gezeigt, nicht nachzutreten!
Gruß
Tobias