Downunder mit WWBTT.....Teil 36
...Knut hatte wohl die Absicht uns noch mit einigen touristischen Impressionen zu beglücken. Ein wenig an der Küste entlang, um die hier so beliebten Lobsterspezialitäten genießen zu können. Danach ging es dann direkt in den Bundesstaat Victoria. Den Gardenstate Victoria. Weil es da so schön grün und gartenmäßig sein soll. Aber vor allem, weil dort die berühmte Great-Ocean-Road lockte. Die angeblich schönste Strecke der Welt. Zumindest die schönste Strecke in Australien. Eine Steigerung, was die Schönheit der Streckenführung anbelangte, war prinzipiell eigentlich unvermeidlich. Noch öder als bisher konnte es eigentlich nicht mehr werden.
Ab sofort war ich wieder Solofahrer. Martin musste den abwesenden Olli ersetzen und Anke hatte nun die Pflicht das überzählige Motorrad zu bewegen. Da wäre jede Weigerung auf völliges Unverständnis gestoßen.
Das Wetter war an diesem Tag ziemlich schlecht. Es war richtig bewölkt und fast kühl. Für uns, die wir noch an die heißen Outbacktemperaturen gewöhnt waren, ein fast winterliches Klima.
So ungefähr mit dem durchschnittlichen deutschen Frühsommer vergleichbar. Aber es war noch früh am Tag und schlimmer sollte es nicht werden.
Das erste Ziel des Tages war ein Restaurant, in dem es diese besagten Lobster geben würde. Es gab natürlich eine Unmenge von Lobsterrestaurants an der Küste. Warum nun ausgerechnet dieses ausgewählt wurde, war ziemlich augenfällig. Ein gigantischer Lobster aus Plastik oder sonstigem Material war an der Straße aufgestellt worden. Diese Skulptur war größer als ein Elefant und entsprach dem Original in allen Details. Ein maßstabsgerechtes Monster.
Nun, man muss diese Hummertiere nicht schön finden. Aber ich finde, dass auch unschöne Lebewesen nicht lebendig gekocht werden sollten.
Diese Zubereitungsmethode habe ich nie verstanden. Was spricht denn dagegen, diese armen Viecher vorher zu töten?
Das ist auch der wesentliche Grund, warum ich die nicht esse. Aus Prinzip gewissermaßen. Aber auch diese selbstlose Verweigerung rettet wahrscheinlich kein einziges dieser Tiere vor dem Kochtopf. Da stehe ich auf verlorenem Posten, ähnlich wie die Veganer. Aber wenigstens das Gefühl ein besserer Mensch zu sein bleibt. Auch wenn es der gequälten Kreatur nicht wirklich hilft.
Von dieser Warte aus beobachtete ich dann die Anderen beim mitleidlosen Verzehr dieser final gequälten Meerestiere.
Alternativ aß ich irgendwas mit Fisch. Der ist vorher wenigstens ordentlich erschlagen oder erstochen worden.
Man darf gar nicht darüber nachdenken.
Das Wetter besserte sich zusehend. Die Fahrt führte uns weiter in Richtung Victoria. Am Nachmittag erreichten wir ein weiteres Zwischenziel.
Knut meinte es wirklich gut mit uns an diesem Tag. Es gab schon wieder Tiere. Diesmal allerdings Lebendige. Irgend so ein Zoo. Kein richtiger Zoo sondern mehr ein kleiner Tierpark. Da hatte man nun wirklich alles eingesperrt, was irgendwie typisch war, für diese Weltgegend. Alles Tiere, die sich nur hier unten heimisch fühlten. Grundsätzlich habe ich Mitleid mit allen Wildtieren, die in Käfige gesperrt werden. Aber ich will hier mal nicht den Jammerlappen raushängen lassen. Mitleid ist eine Sache, aber natürliche Neugier ist ja auch eine originäre menschliche Eigenschaft.
Also bestaunte ich gemeinsam mit den Kollegen die inhaftierte Fauna.
Zwei Tierarten fand ich irgendwie interessant. So ein Wombat sieht aus wie ein Meerschwein, ist aber so groß wie ein Hausschwein. Über seine Gewohnheiten weiß ich nichts mehr, aber die werden wohl ähnlich sein wie die von Meerschweinen. Nur mehr eben.
Diese tasmanischen Teufel waren allerdings noch interessanter. Etwa katzengroße, schwarz bepelzte Allesfresser. Nach menschlichen Maßstäben absolut soziopathische Charaktere. Bösartig und rücksichtlos. Es würde zu weit führen insbesondere ihr Paarungsverhalten hier zu thematisieren.
Man kann sich nur voller Schaudern abwenden, wenn man sich näher mit diesen Kreaturen befasst. Selbst Mike Tyson ist gegen diese Teufel ein ausgemachter Gentleman im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Und der hat sich auf diesem Gebiet auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Im Namen aller Emanzen habe ich dann heimlich Rache geübt, an diesen rücksichtlosen Viechern. Ich habe heimlich Toastbrot in ihr Gehege geworfen. Das war strengstens untersagt. Mehrere Schilder wiesen ausdrücklich auf dieses Verbot hin. Aber das hat nur meinen latenten wissenschaftlichen Forscherdrang angestachelt.
Der wurde dann auch umgehend befriedigt. Es gab ein regelrechtes Gemetzel im Gehege der Beutelteufel. Laut schreiend und fauchend kämpften die verhaltensgestörten Viecher um das olle Toastbrot. Nicht ahnend das sie hinterher auch noch üble Verdauungsbeschwerden haben würden.
Anke missbilligte meinen Feldversuch ausdrücklich und kritisierte ihn auf das Heftigste.
Erst Hummer essen und dann hier die Tierschützerin machen. So richtig konsequent war das auch nicht. Habe ich dann auch angemerkt, mangels anderer Argumente.
An den anderen Gefangenen habe ich dann keine Versuche mehr vorgenommen. Die waren auch so schon, genug bestraft.
Die Strecke wurde dann fahrerisch noch deutlich interessanter. Das fehlende Profil an meinem Hinterrad machte sich gelegentlich bemerkbar. Die Straße war teilweise feucht und in den nun zahlreicher werdenden Kurven wurde es schon mal ein wenig rutschig. Aber alles noch beherrschbar. Für die Great-Ocean-Road brauchte ich dann wohl doch noch eine bessere Pelle. So ein Abflug in den letzten Tagen würde den Erholungswert deutlich schmälern. Das würde selbst Knut einsehen müssen.
Der hatte allerdings zunächst kein Ohr für meine Bedenken. Aber er wollte darüber nachdenken. Anke war ziemlich müde und hatte sich sofort nach dem Zeltaufbau zum Zwecke des Gesundheitsschlafes niedergelegt.
Das unerbittliche Schicksal ließ mich in der Dusche auf Eva treffen. Was soll ich lange drum herum reden. Gelegenheit macht Liebe oder wenigstens so etwas Ähnliches, auf alle Fälle aber auch unvorsichtig.
Martin kam irgendwie zu einem äußerst unpassenden Zeitpunkt in den Duschraum. Vielleicht hätten wir die Tür auch sorgfältiger absperren sollen.
Irgendwelche Erklärungen erübrigten sich. Wer diese Situation missdeuten könnte, der würde auch den Weihnachtsmann für den Osterhasen halten.
Es gab nichts zu beschönigen. Martin bestaunte noch einen kurzen Moment die unerwartete Darbietung und verschwand ganz schnell wieder aus dem zweckentfremdeten Duschraum.
Naja, was kann man machen. Mir war irgendwie klar, dass er die Klappe halten würde. Unter Männern ist so etwas Ehrensache. Eva wurde aber plötzlich hektisch. Frauen sind da irgendwie komplizierter. Mit Ehrensachen geben die sich nicht einfach zufrieden. Die wollen dann auch noch irgendwelche expliziten Versprechungen hören. Sie machte sich jedenfalls umgehend an die Verfolgung des unfreiwilligen Voyeurs, um ihm ein umfassendes Stillschweigen abzunötigen. Ich duschte erstmal in Ruhe zu Ende. Da brennt schon nichts an. Martin hält dicht. Da war ich mir ganz sicher.
Obwohl….
Fortsetzung folgt