Downunder mit WWBTT.....Teil 28
...Der Typ stand direkt hinter mir und ich hörte nur, wie er tief Luft holte.
Ich schloss die Augen und wartete auf den betäubenden Kolbenhieb. Das kennt man doch, aus diesen einschlägigen Filmen. Wenn ich dann mit brummendem Schädel wieder aus meiner Ohnmacht erwachen würde, müsste ich zu meinem Entsetzen das Fehlen diverser Gliedmaßen feststellen und wäre überdies noch mit Stacheldraht und Klebeband…
Aber der stechende Schmerz blieb aus.
„ Seits ihr Däitsche..?“, grölte stattdessen unser Peiniger.
Bruno, ein mittlerweile eingebürgerter Österreicher, wie sich dann schnell herausstellte, brach in schallendes Gelächter aus.
„ Hoabts ihr glaabt dos ih aich fögewohtigen wull..oda wohhs?“, fragte er lachend.
Bruno kam ursprünglich aus der Steiermark. Genau wie der Terminator. Er sprach auch einen sehr ähnlichen Dialekt. Steiermarkisch gemischt mit australischem Englisch. So hört sich wahrscheinlich Arnold Schwarzenegger mit entzündetem Backenzahn an.
„Da haben wir ja noch mal Schwein gehabt …“, stöhnte ich erleichtert.
Anke traute dem Schweinebraten scheinbar doch nicht so ganz und zerrte sich die Lederhose schnell wieder über ihren schmerzenden Oberschenkel.
Bruno wurde schnell zutraulich und stellte seinen Ballermann dann auch ganz schnell weg. Er begann in seiner Schweineküchenzeile nach Kaffeepulver zu kramen, wohl in der gut gemeinten Absicht, uns einen der berühmten österreichischen Kaffeespezialitäten zu kredenzen.
Rein optisch hatte er eine verblüffende Ähnlichkeit mit diesem modernen Filmstar -Manni Ludolf-. Diesem Gartenzwerg-Fan aus dem Westerwald.
Auch in dieser Behausung hätte sich Manni sicherlich heimisch gefühlt.
Während Bruno also versuchte Kaffee zu kochen, telefonierte ich hinter Knut her. Nach mehreren Versuchen hatte ich ihn dann auch am Hörer.
Um möglichst wenig Spielraum für Spott und Schande zu lassen, versuchte ich, kurz und knapp, lediglich unseren momentanen Standort durchzugeben.
Anke übernahm danach aber leider sofort die Kommunikation und plapperte dem armen Knut die Ohren voll. Unfall … armer Dingo auf der Straße … Typ mit Gewehr … und was weiß ich noch für ein Zeug.
Wenn ich Knut gewesen wäre … ich hätte sofort die Kavallerie geschickt.
Hat er dann auch tatsächlich gemacht. Er verkündete, dass er sofort Olli und Martin mit dem Landcruiser losschicken würde. Die würden etwa 1-2 Stunden benötigen. Je nach Verkehrslage … haha.
Wir sollten uns in der Zwischenzeit eingraben und auf die Verstärkung warten.
Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Ich legte mir schon mal eine passende Geschichte zurecht. Die Gruppe im Camp würde wahrscheinlich momentan das gleiche machen. Ich konnte mir in etwa ausmalen, welche Rolle mir dabei zugedacht würde.
Bruno hatte inzwischen sein Werk vollendet. Der völlige Untergang aller österreichischen Kaffeehauslegenden. Immerhin, der gute Wille war erkennbar. Nach nur einem Schluck allerdings, hängte meine Magenschleimhaut schon die weiße Fahne raus. Mangels anderer Alternativen tranken wir dann doch lieber ein Gläschen mit gutem Gin.
Den mit dem Beefeater auf dem Etikett. War auch besser, bei den vorhandenen Gläsern brauchte es desinfizierende Komponenten im Getränk. Obwohl auch keine Bakterie in der Kaffeetasse länger als 10 Sekunden überlebt hätte. Der Konsument mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit allerdings auch nicht.
Egal-der Bruno war ein netter Kerl. Vor einem Jahr ist er allerdings schon einmal überfallen worden. Die Typen kamen wohl aus Coober Pedy und waren auf der Suche nach Reichtümern. Bruno hatte ihnen angeboten mitzusuchen aber letztlich ist der Feldversuch dann wohl wegen völliger Sinnlosigkeit abgebrochen worden.
Seitdem ist er vorsichtig. Vorsichtig und bewaffnet.
Bruno war eigentlich Bergbautechniker. Tunnelbau in den Alpen und solche Dinge. Mit dieser Qualifikation, gedachte er wohl bei der Opalsuche ganz vorne mit dabei zu sein. War er wohl auch. Warum er letztendlich doch aus Coober Pedy verschwinden musste, kam nicht eindeutig rüber.
Jedenfalls ist er nun Mechaniker. Mechaniker und in seiner Freizeit ein ausgemachter Filmfreund.
Anke betrachtete in der Zwischenzeit, zwar mit spitzen Fingern aber dennoch unverhohlenem Interesse, einige der zahlreichen Filmkassetten.
Eine schien es ihr besonders angetan zu haben. Sie hielt die Kassette hoch und drehte sie hin und her. Die dargestellten Szenen schienen wohl Interpretationsmöglichkeiten offen zu lassen.
Bruno grinste, etwas verlegen, wie mir schien. Anke reichte mir die Kassette wortlos und sah mich dabei merkwürdig an.
Nun ja, was soll ich sagen. Jeder, wie er mag. Aber das hier war schon heftig. Nachdem ich ihren Blick eher als neugierig denn als empört gedeutet hatte, beschloss ich diese Nacht ausnahmsweise mal wieder in meinem eigenen Zelt zu nächtigen. Wenn wir es denn tatsächlich noch zum Camp schaffen sollten, an diesem Abend.
Wir schafften es dann tatsächlich noch. Olli und Martin trafen pünktlich mit Landcruiser und Anhänger ein.
Wir verluden die XT und verabschiedeten uns von unserem neuen Freund.
Auf der Fahrt erzählte Anke den beiden Helfern unsere Geschichte. Zumindest den Teil der Geschichte, den sie kannte. Martin glaubte ihr den Dingo nicht. Er tippte eher auf einen australischen Wolpertinger.
Der war ja auch aus Bayern, der Martin.
Fortsetzung folgt