Downunder mit WWBTT.....Teil 32
...Knut fuhr voraus. Wir folgten dem Landcruiser. In der Station wurden wir schon erwartet. Von einem Typen, der aussah wie John Wayne in seinen besten Zeiten und zwei verkleideten Eingeborenen.
Wir mussten uns nebeneinander aufstellen, wohl um dem Obercowboy die Aufteilung auf die vorhandenen Vierbeiner zu erleichtern.
Nach welchen Kriterien die Auswahl vorgenommen wurde, blieb mir unklar.
John Wayne zeigte grinsend auf irgendeinen von uns und gab seinen Helfern unverständliche Anweisungen. Die latschten dann in aller Seelenruhe los und zerrten eines dieser armen Viecher von der benachbarten Koppel. Alles in Ruhe und ohne Hektik.
Als Dieter an der Reihe war, setzte dieser sofort zu einer langatmigen Rede an. Er wollte wohl seine Unerfahrenheit im Umgang mit Reitpferden deutlich machen. John Wayne schien aber keinerlei Interesse an irgendwelchen Erklärungen zu haben. Ich teilte dann dem Boss noch mit, dass Dieter bei uns den Spitznamen“Stockman-Dieter“ tragen würde.
John Wayne nickte kurz und murmelte irgendein Kommando. Dieter protestierte vorsichtig und sah mich dabei böse an.
Stockmen werden die australischen Cowboys genannt. Das wusste ich von Martin. Der hatte vor einiger Zeit auf einer Farm gearbeitet. Unter anderem als Viehtreiber, eben als Stockman.
Meine Schadenfreude war nur von kurzer Dauer. Mein Pferd machte einen verschlagenen Eindruck. Ein großes und irgendwie hässliches Tier.
Auch wenn ich bisher nie eine Spende für den „WWF“ oder „Tiere in Not“ lockergemacht habe, bedeutet das nicht etwa, dass ich etwas gegen Tiere hätte. Am liebsten sind mir natürlich die essbaren Tiere. Nach Möglichkeit im zubereiteten Zustand. Aber mal abgesehen davon mag ich auch Hunde.
Nicht so, wie die Chinesen sie mögen. Nein, völlig ursprünglich und lebendig. Ich hatte sogar selbst mal einen Hund. Hunde finde ich gut.
Aber … Pferde?
Es war nicht ganz einfach das Vieh zu erklimmen. Als ich dann aber oben war, fühlte ich mich zwar besser aber keinesfalls sicher.
Dieter hockte auf seinem Tier, wie der berühmte Affe auf seinem Stein. Vermutlich wird er das Gleiche von mir gedacht haben. Es ging dann auch sofort los und die Karawane bewegte sich in gemächlichem Tempo in diesen angrenzenden Eukalyptuswald. Ich hatte keinen Lenker zum Festhalten und sah auch sonst keine Möglichkeit Richtung und Geschwindigkeit dieses Kleppers, irgendwie zu beeinflussen.
Zum Glück marschierte der völlig selbstständig hinter den Anderen her.
Ich war vollauf damit beschäftigt mein Gleichgewicht zu halten. Anke und Martin begannen dann auch noch damit, irgendwelche Überholmanöver zu starten. Mir wurde ganz flau im Magen, als mein Pferd plötzlich auch das Tempo erhöhte. Ich wankte hin und her und hüpfte gezwungenermaßen dabei auch noch auf und ab. Dieter machte ebenfalls ein äußerst unglückliches Gesicht und klammerte sich krampfhaft am Sattelknauf fest.
Der Rest der Truppe kam offenbar ganz gut zurecht. Anke strahlte mich an und schien sich sehr wohl zu fühlen. Viele gut gemeinte Ratschläge durfte ich mir anhören. Irgendwie sollte ich die Zügel strammziehen oder die Steigbügel oder was auch immer. Habe ich auch alles versucht aber das Pferd hat nie richtig reagiert. War wohl völlig falsch eingestellt, das Biest.
Im Eukalyptuswald ging es dann auf und ab. In den Bäumen hingen überall diese komischen Spielzeugbären herum. Das war wohl hier die Hauptattraktion. Keines dieser Koalas bewegte sich auch nur einen Millimeter. Möglicherweise waren die gar nicht echt und John Wayne und seine Kumpane hatten stattdessen irgendwelche Steifftiere an die Bäume getackert. Zugetraut hätte ich denen das allemal.
Ob nun echt oder nicht- die Evolution war mit dieser Gattung noch nicht ganz fertig, das war offensichtlich. Den lieben langen Tag am Baum herumhängen und ausschließlich Eukalyptusblätter fressen. Das kann doch wohl nicht alles sein.
Wenn man zu gar nichts taugt, dann wenigstens als abschreckendes Beispiel. Aber die Biester dienen ja dann auch als Originalvorlage für Kuscheltiere.
Wenn dann im Rahmen der allgemeinen Globalisierung hier mal irgendwann die ersten kletterfähigen Raubtiere auftauchen, dann hat sich das Thema schnell erledigt.
Während ich so vor mich hingrübelte, legte mein Pferd einen Zahn zu. Nun wurde es aber wirklich lustig. Wahrscheinlich hatte das Tier inzwischen gemerkt, dass sein Reiter völlig unbegabt war. Ich betätigte in meiner Not völlig wahllos sämtliche vorhandenen Bedienungsinstrumente.
Erwartungsgemäß passierte nichts. Jedenfalls nichts wirklich Hilfreiches.
So langsam hatte ich aber nun den Kaffee auf. Martin galoppierte schon die ganze Zeit wie ein Hütehund um die Gruppe herum. Er erkannte sofort mein Problem und bremste mein heimtückisches Reittier ab. Dieter war inzwischen weit zurückgefallen. Sein Pferd schien deutlich phlegmatischer zu sein. Da hatte John Wayne wohl doch die richtige Auswahl getroffen.
Mir stand die Begeisterung über diesen tollen Ausflug wohl ins Gesicht geschrieben. Martin hatte jedenfalls ein Einsehen und begleitete uns beide behutsam und fürsorglich wieder zurück zu Ausgangspunkt. John Wayne schien auch nicht wirklich überrascht, als wir deutlich vor der Zeit wieder auf der Bildfläche erschienen. Ich war heilfroh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Man kann mich auf alles draufsetzen, was irgendwie fährt und Räder hat. Überhaupt kein Problem. Von mir aus auch ein Jet-Ski oder Rennboot oder sonst was. Damit komme ich klar.
Sogar mit einem Ultra-Light–Flugzeug bin ich schon selbstständig gestartet und geflogen. Ohne Probleme und ohne jede Erfahrung. Der Pilot hinter mir war begeistert, oder zumindest hat er so getan.
Kunststück, das Ding wurde von einem BMW-Boxermotor angetrieben und der Pilot suchte noch Flugschüler.
Aber mit einem Pferd komme ich nicht zurecht. Die gleichen Probleme hätte ich wahrscheinlich auch mit anderen Reittieren. Esel, Kamele, Elefanten oder was sonst noch vier Beine hat. Das ist nicht meine Welt. Interessiert mich irgendwie auch nicht.
Die Anderen aber wohl schon und deshalb warteten „Stockman-Dieter“ und ich, geduldig auf deren Rückkehr.
Endlich trabten sie heran. Muss wohl noch ganz toll gewesen sein, im Eukalyptuswald. Ein Koala hatte sich wohl tatsächlich bewegt.
Nein, wie süß.
Mir ist eigentlich nur noch der belämmerte Gesichtsausdruck dieser trägen Viecher in Erinnerung geblieben.
Blöd aber süß. Irgendwelche Parallelen zu bekannten Prominenten fallen mir nun auf. Apropos Reinkarnation- Paris Hilton ist doch auch völlig überflüssig ... aber süß. Und eine geeignete Vorlage für eine chinesische Großserienproduktion wäre sie auch. Hat eben vieles einen tieferen Sinn, wenn man mal gründlich darüber nachdenkt.
Zurück im Camp wurden wir sofort mit weiteren komischen Tieren konfrontiert. Plötzlich wimmelte es hier von Wallabys. Diese Zwergkängurus oder Bergkängurus oder wie sie auch immer genannt werden, schienen hier wohl ihr Revier zu haben. Die hüpfenden Viecher hielten einen großen Sicherheitsabstand ein und hatten sich wohl hier zum Abendessen versammelt. Die Australier halten sie für eine echte Landplage. Praktisch veranlagt, wie die Einheimischen so sind, haben sie diese kleinen Beuteltiere mittlerweile ziemlich dezimiert.
Die Schafzüchter haben diese Nahrungskonkurrenten für ihr Nutzvieh jedenfalls schon immer wirtschaftlich sinnvoll genutzt. Aus dem Fell werden oder wurden Plüschtiere gefertigt und das Fleisch wird zu Dosenfutter verarbeitet.
Da haben die Koalas ja noch mal Glück gehabt, dass Schafe keine Eukalyptusblätter von den Bäumen zupfen.
Olli war schon ziemlich weit mit den Steaks und Bier gab es auch.
Na denn … kommt dann wohl endlich der gemütliche Teil.
Ich griff mir schon mal die eine und andere Dose, hockte mich in einen Klappstuhl und beobachtete die Wallabys beim Hüpfen.
Während einige Übereifrige noch mit der Salatproduktion beschäftigt waren, dachte ich noch mal in Ruhe über weitere Verwendungsmöglichkeiten für Paris Hilton nach. Oder wie auch immer das damalige Topmodel dieser Gattung hieß …
Ach ja, und da war ja da auch noch das Problem mit dem nun überzähligen Motorrad und meiner Sozia und der armen Eva …
Probleme über Probleme.
Ich öffnete gedankenverloren die nächste Dose. In der Ruhe liegt die Kraft, irgendwie würde mir schon noch irgendwas einfallen.
Das Bier war kühl und die Steaks waren fertig.
Die Wallabys hüpften munter umher und die Sonne versank so langsam am Horizont.
Fortsetzung folgt