Downunder mit WWBTT.....Teil 25
...Die Betten erwiesen sich als völlig ungeeignet für zwei Personen. Zum Glück hatten wir genügend Fantasie, um trotzdem den späten Abend zum Höhepunkt des Tages werden zu lassen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die unverhohlene Gier der hiesigen Outlaws, die gute Anke ein wenig inspiriert hatte. Jedenfalls musste ich an diesem Abend den Hengst geben.
Nicht etwa, dass ich grundsätzlich etwas dagegen gehabt hätte. Obwohl, ein bisschen ruhiger hätte ich es schon gerne angehen lassen ... aber wenn es denn ausdrücklich verlangt wird. Der Appetit kommt manchmal erst beim Essen. Das volle Programm eben … da muss man manchmal eben durch. Es gibt wahrhaftig Schlimmeres!
Am nächsten Morgen fielen die glänzenden Augen von Anke eher positiv, und meine augenscheinliche Erschöpfung dagegen eher negativ auf.
Meine Erklärungsversuche, den ausgeleierten Betten die Schuld zu geben, wurden nicht wirklich ernsthaft akzeptiert.
Eine ganz ähnliche Konstellation fand sich auch bei Eva und Jürgen. Wobei ich ganz eindeutig feststellen durfte, dass der gute Jürgen völlig fertig aussah. Der musste wohl ziemlich an sein Limit gehen, in der letzten Nacht.
Nach dem Frühstück lernten wir dann einen der Stadtbewohner näher kennen.
Den ’’Camel-Claus“. Ein deutscher Immigrant, der schon länger als 15 Jahre hier in Coober Pedy lebte. Seinen Namen hatte nicht etwa wegen der von ihm bevorzugten Zigarettenmarke, sondern wegen seiner Leidenschaft für Höckertiere.
Der Claus erzählte uns in nahezu fehler-und akzentfreiem Deutsch seine Geschichte. Als junger und abenteuerlustiger Mann hatte er sich damals auf den Weg nach Tasmanien gemacht. Einmal quer durch den Kontinent.
Hier in Coober Pedy, ist er damals hängen geblieben. Genau wie viele der anderen Bewohner hier. Mal eben schnell ein paar Opale finden und sich dann mit den Millionen ein schönes Leben machen. Klappt allerdings eher selten, dieser Plan. Scheint aber trotzdem so etwas wie der Standard-Plan der Bewohner hier zu sein.
Der ’’Camel-Claus’’ hat dann auch nur einige wenige und dazu noch ziemlich wertlose Opale gefunden. Als alternative Geschäftsidee ist er dann auf den Verleih und Verkauf von Kamelen gekommen. Diese Viecher kann man überall einfangen und sie dann als Last-und Arbeitstiere einsetzen. Hatte sich der Claus jedenfalls gedacht, damals in seiner Not. Gedacht-getan … und irgendwann hatte er dann eine stattliche Herde dieser genügsamen und übel riechenden Höckertiere zusammen. Nur … leihen oder kaufen wollte die hässlichen Viecher niemand.
Nachdem nun auch dieser Zweitplan gescheitert war, machte sich der Claus davon.
Aber auch seine folgenden Pläne schienen ihm keinen rechten Erfolg gebracht zu haben, sodass er irgendwann wieder hier landete und die Abraumhalden der ’’echten“ Opalsucher nach übersehenen Reichtümern durchsiebte. Diese auf den ersten Blick etwas befremdliche Tätigkeit wird hier in Coober Pedy aber durchaus akzeptiert. Es scheint immer noch eine Menge dieser Typen hier zu geben. Die haben auch ihre spezifische Berufsehre und bilden eine eigene Gruppierung.
Der ’’Camel-Claus“ hatte jedenfalls seinen Namen weg und machte dann irgendwann auf Touristenführer. Er besorgte sich einen alten Bus-so ein Ding wie man sie in der Türkei als Sammeltaxi verwendet, und kutschierte seitdem Touristen durch Coober Pedy. Mehr oder weniger nach Bedarf.
Was er sonst noch so machte, blieb unklar. Sicherlich keine Dinge, die man so einfach irgendwelchen Fremden erzählt.
Der Claus packte uns also in seinen ollen Bus und zeigte uns die örtlichen Sehenswürdigkeiten. Natürlich gehörten ausgesuchte Opalshops und Lokalitäten mit überteuerten Getränken dazu.
Aber derartige Bustouren kennt man ja aus diversen Mittelmeerländern.
Der Höhepunkt der Tour war das Anwesen von’’Crocodile-Harry“. Eine ordentliche Höhle am Rande der Stadt. Außerhalb seiner prächtigen Höhle hatte der künstlerisch begabte Harry einige Plastiken aufgestellt. Aus allerlei Schrott zusammengeschweißte und geschraubte Kunstwerke.
Aber Harry war nicht nur Künstler, sondern auch und überwiegend Alkoholiker. Dementsprechend hatten die Kunstwerke ihren eigenen Reiz.
Wenn man aus dem Aussehen der Objekte nun direkt Rückschlüsse auf sein Lieblingsgetränk ziehen darf, dann tippe ich auf … Absinth gemischt mit Universalverdünner. Aber ich habe ja auch keine wirkliche Ahnung von darstellender Kunst.
Innerhalb der Höhle wurde dann auch deutlich, woher ’’Crocodile-Harry“ seinen Namen hatte. Auf einigen ausgebleichten und uralten Fotos konnte man noch einen echten Kerl erkennen. Das musste so in den 50er oder 60er Jahren gewesen sein. So etwa- Tarzan mit Vollbart.
Tarzan stehend in einem Kanu, mit Lendenschurz und Gewehr. Oder Tarzan mit einem Messer zwischen den Zähnen auf einem toten Krokodil. So ein Zeug eben.
In den vergangenen Jahrzehnten war Tarzan allerdings stark gealtert. In seiner aktuellen Erscheinungsform erinnerte er mehr an einen Obdachlosen, der auf der Sonnenbank eingeschlafen war. Wenig Haare und Zähne und mit einer Hauttextur, die einer alten Aktentasche ähnelte. Der braune Baron. Harry entstammte angeblich einem alten deutschen Adelsgeschlecht. ’’Baron von Irgendwas“ aus dem Baltikum, sagt die Legende. Die Legende sagt allerdings auch etwas über die nicht ganz so rühmliche Vorgeschichte des berühmten Amphibienkillers.
Während des großen vaterländischen Weltkriegs soll er mit Hingabe in einer berüchtigten Sondereinheit seine später so bewunderte Treffsicherheit erprobt haben. Nach dem überraschenden Ende dieses Karriereabschnittes soll er dann in der Fremdenlegion seinen Neigungen weiter nachgegangen sein.
Auf der Flucht vor revanchistischen Verfolgern hatte es ihn dann in die Sümpfe Nordaustraliens verschlagen. Getreu seiner Maxime hat er dann unter der dortigen Krokodilpopulation ein echtes Massaker angerichtet.
Hier im grünen, genau wie früher im braunen Sumpf, passte sein Talent wohl gut in die Zeit. Baron Harry durfte nach Herzenslust meucheln.
Orden bekam er hier in Australien zwar keine dafür, aber für jedes Krokodil eine Prämie. Kein Wunder, dass der gute Harry immer noch stolz auf alle seine vergangenen Heldentaten war. Aufgrund toxischen alkoholbedingten Hirnmangels wird er sicher auch in Zukunft wenig Einsicht in sein früheres verderbliches Tun entwickeln.
Kurz und gut-der Typ hatte gewaltig einen an der Waffel.
Zu unser aller Glück gab es keine Schusswaffen mehr, in der Höhle. Die hatte man dem guten Harry, sicherheitshalber von Amts wegen, schon vor längerer Zeit entrissen.
Seine traurige Berühmtheit verschaffte ihm aber trotzdem eine treue Schar von Anhängern. Auch wenn es absolut nicht nachvollziehbar erschien, auch einige weibliche Fans waren darunter. Es gab Beweisfotos.
Hippieähnliche langhaarige und halb nackte Exemplare. Mehrere sogar.
Ein ziemlich besoffen dreinblickender Harry begrapschte diese anscheinend schmerzfreien Geschöpfe und grinste dabei zufrieden in die Kamera. Echte Höhlenluder … Harry konnte es egal sein.
Die sollen sogar in Einzelfällen mehrere Tage lang dem alten Harry Gesellschaft- und sonst was- geleistet haben.
Harry war wach und hatte bereits realisiert, dass wohl mal wieder Weibsvolk anwesend war.
Seine Annäherungsversuche hatten durchaus Stil. Er schwafelte unverständliches Zeug und machte sich handgreiflich auf die Suche nach den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen der weiblichen Mitglieder seiner neuen Besuchergruppe.
Die sahen die Angelegenheit mehr von der lustigen Seite und flüchteten kichernd vor dem leicht torkelnden Höhlenbewohner. Martina war einmal mehr das unfreiwillige Objekt der Begierde. Mit ausgestreckten Armen und lockende Laute ausstoßend, taperte der schießwütige Baron eifrig hinter seinem Opfer her.
’’Camel-Claus“ beendete das Trauerspiel mit einer kleinen Flasche Trinkalkohol. Irgendein selbst gebrannter Schädelbrecher aus den Labors der Opalsucher. Harry ließ sofort von seinem Opfer ab und zog sich mit dem Geschenk wortlos und zufrieden zurück. Wir bestaunten noch kurz die in der Höhle ausgestellten Kunstwerke und fuhren dann wieder zurück zu unserem Hotel.
Es war kurz nach Mittag und wir machten uns fertig für die Weiterfahrt.
Weiter ging es- in Richtung Süden. Bloß weg hier.
Fortsetzung folgt