Downunder mit WWBTT....Teil 23
...Die Fahrt durch die Mondlandschaft von Süd-Australien ging weiter. Endlose Weiten, die kaum ein Mensch zuvor betreten hat. Außer den Straßenbauern des Stuart-Highways. Es gab einfach keinen erkennbaren Grund dafür. Selbst der neugierigste Abenteurer würde hier zurückzucken. Eine heißes und trockenes Niemandsland.
Hier konnte man ohne schlechtes Gewissen auch Atombomben testen. Wenn nicht hier, wo dann.
Unser Etappenziel lag inmitten dieser Ödnis. Coober Pedy hieß der Ort.
Der Name war abgeleitet von einem Aboriginie-Wortspiel. Die überraschten Eingeborenen beobachteten damals die ersten Opal-Sucher in dieser Gegend und stellten völlig korrekt fest-..“weißer Mann im Loch“..-.
In ihrer Sprache etwa-..“kupa pidi“..- oder so ähnlich. Das wurde dann kurzerhand ins Englische übertragen ... und fertig.
Die Welthauptstadt des Opals. Wir waren alle sehr gespannt auf diese Stadt. Knut und Martin hatten uns im Vorfeld bereits mit den wildesten Geschichten über diesen Ort verschreckt.
Die Heimat der Outlaws und der letzten echten Freaks.
Die Regierung hatte erst vor einigen Jahren Gesetz und Ordnung in dieser einsamen Gegend installiert. Vorher gab es dort nur anarchisches Faustrecht. Die Erklärungen über die Sitten und Gebräuche der dortigen Glücksritter klangen sehr befremdlich. Schusswaffen gab es zwar auch, aber das bevorzugte Argument bei Streitigkeiten war und blieb das gute alte Dynamit. Die Kameraden sprengten im Zweifel alles und jeden in die Luft. Im volltrunkenen Zustand auch mal sich selbst … aus Versehen natürlich. Wenn man das so hört, als halbwegs zivilisierter Mitteleuropäer, kommen natürlich Zweifel am Wahrheitsgehalt derartiger Geschichten hoch.
Diese Zweifel schwinden dann aber schnell, wenn man ins Dorf einfährt.
Schon viele Kilometer vorher prägen unzählige grau-rote Maulwurfshügel die eintönige Landschaft. Genauer gesagt Abraumhügel. Der Ort selbst bestand aus Wellblechbaracken und einigen flachen und staubig schmutzigen Gebäuden. Völlig ungeordnet und planlos verteilt.
Die genaue Anzahl der Einwohner kennt niemand. Es sollen angeblich viele illegale Einwanderer und weltweit gesuchte Gesetzesbrecher darunter sein. Outlaws und finstere Gestalten aus aller Herren Länder. Die gehen gewöhnlich nicht zu Volkszählungen oder zum Einwohnermeldeamt.
Das erste jemals hier gesichtete Polizeifahrzeug wurde nach ortsüblicher Sitte schon in der ersten Nacht in die Luft gesprengt. Genauso verfuhr man auch mit dem ersten offiziellen Polizeigebäude.
Mittlerweile lässt man das aktuelle Polizeifahrzeug in Ruhe, ebenso die neue kleine Polizeistation. Als Gegenleistung sollen die Ordnungshüter sehr nachsichtig sein. Die Streitigkeiten untereinander regeln die Einwohner nach wie vor ohne Amtshilfe. Vorzugsweise in der Nacht, immer meist kurz und sehr deutlich hörbar.
So zumindest erzählte es uns Knut. Wir erreichten dann auch unseren Bestimmungsort gemeinsam und sehr diszipliniert hinter dem Toyota.
Schlafen würden wir in einem unterirdischen Hotel, einem ’’Dugout“. Die etablierten Einwohner dieses Ortes graben und sprengen sich ihren Wohnraum in den relativ weichen Felsboden. Aus klimatischen Gründen und mehr oder weniger aus Tradition. Das erspart zudem Baumaterial und eine aufwendige Klimaanlage. Das Höhlenhotel würde sicherlich maximal einen halben Stern verdienen, aber immer noch besser als ein Zelt. Die Eingänge zu den einzelnen Zimmern waren rund um einen staubigen Platz überirdisch angelegt und führten in einen Felsring, der diesen Platz umgab.
Es war also gar nicht wirklich unterirdisch, sondern nur in das Felsgestein gesprengt. Die Wohnfläche betrug etwa 12-15 qm, und das Mobiliar unseres rustikalen Doppelzimmers bestand lediglich aus zwei erbärmlichen Betten und einem wackeligen alten Holzschrank. Dusche und Toilette waren auf dem Hof. Mir war’s recht. Luxus hatte ich auch nicht erwartet.
Wasser wurde zwar nicht rationiert aber wir wurden dringlich ermahnt sparsam damit umzugehen. Hier draußen musste das kostbare Nass mit Tankwagen angeliefert werden und war dementsprechend kostbar. Ob es überhaupt eine zentrale Wasserversorgung gab, oder ob jeder selbst für Nachschub sorgen musste, blieb mir zunächst verborgen. Wenn man die Dusche gemeinsam nutzt, spart man doch auch Wasser. Na gut, wenn es dem Gemeinwohl dient. Hat überdies auch seinen ganz speziellen Reiz, so eine gemeinsame Dusche.
Knut wollte uns an diesem Abend zu einem ortsansässigen tollen griechischen Restaurant führen. Es stellte sich dann allerdings heraus, dass der Inhaber vor Kurzem einem randalierenden Gast die Türe gewiesen haben soll. Höflich ausgedrückt.
Dieser allerdings war ein stadtbekannter Trunkenbold mit äußerst schlechten Umgangsformen.
Seine Revanche entsprach aber durchaus den in Coober Pedy gepflegten Traditionen.
Der aufmerksame Leser ahnt bereits, wie die Sache endete.
Genau-das Restaurant existierte nicht mehr. Der unbeliebte Feuerwerker soll seitdem allerdings auch nicht mehr gesehen worden sein. Es verschwinden immer noch ständig Leute hier unten. Wohin auch immer.
Die üblichen Verdächtigen in diesem Ort stammten überwiegend aus dem alten Europa. Vor allem aus Griechenland und Jugoslawien. Es gab dementsprechend auch ethnisch motivierte Unverträglichkeiten.
Wir landeten dann auch gezwungenermaßen in einem anderen Restaurant.
Bei dem Nachfolger des leckeren Griechen. Dieser stammte allerdings aus Kroatien. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Konkurrenzkampf im wilden Süden. Mir konnte es doch egal sein, ich will hier unten schließlich nicht sesshaft werden.
Das Essen war akzeptabel. Die Preise auch. Wir beschlossen dann noch ein Bier in einer Wellblechbaracke zu trinken. Knut hatte dieses rustikale Etablissement ausgewählt, nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt der allgemeinen Gesundheitsfürsorge. Es war nämlich nicht ratsam mit Frauen im gebärfähigen Alter; sonstige Voraussetzungen mussten nicht erfüllt sein, eine Kneipe in Coober Pedy aufzusuchen. Das diesbezügliche Angebot war nämlich mehr als dürftig, wogegen die Nachfrage ziemlich hoch war. Nach Knuts bisherigen Erfahrungen war das Balzverhalten der weitgehend frauenlosen Glücksritter eher gewöhnungsbedürftig und entsprach in keiner Weise europäischem Standard.
In der auf beiden Seiten offenen Wellblechbaracke tobte bereits eine freundliche Kapelle. Die Musiker bearbeiteten ihre teilweise elektrifizierten Instrumente mit Inbrunst. Lediglich der Schlagzeuger trommelte unplugged. Zum Glück, denn die hangarähnliche Wellblechbude erzeugte zusätzlich interessante Eigenschwingungen. Völlig ungerührt von diesem kaum erträglichen Lärm drängelten sich zahlreiche Einwohner an einer aus Bauholz bestehenden langen Theke. Die zahnärztliche Unterversorgung der Bevölkerung war augenfällig, wogegen Tätowierer wohl in größerer Anzahl vorhanden sein mussten. Es gab tatsächlich auch einige weibliche Exemplare, die aber offensichtlich ebenfalls mehr Wert auf Hautdekorationen als auf Zahnhygiene legten. Figurbetonte Kleidung schien aber leider ebenfalls auch hier wichtig zu sein. Hygiene allgemein schien bei beiden Geschlechtern keinen hohen Stellenwert zu haben. Vielleicht lag es aber auch am hiesigen chronischen Wassermangel.
Wie befürchtet erregten unsere weiblichen Gruppenmitglieder/innen sofort großes Interesse bei der Mehrzahl der Anwesenden. Martina musste jedenfalls sofort zahllosen Heiratskandidaten ihr Desinteresse bekunden.
Tanz der Vampire-hier waren wir wohl echt in die Höhle des Kängurus geraten.
Die deutliche zahlenmäßige Überlegenheit der liebestollen Sprengstofffreunde war offenkundig. Selbst mit einem volltrunkenen Olli konnten wir hier keinen Blumentopf gewinnen. Es wurde ziemlich schnell, ziemlich eng.
Martin hatte bereits Tuchfühlung mit einem finsteren tätowierten Opalsucher aufgenommen. Wir bildeten so etwas ähnliches wie eine Wagenburg. Rundumsicherung … Rücken an Rücken … .
Die völlig besoffene Kapelle randalierte wie von Sinnen und die geifernden Brautwerber rückten langsam und geordnet näher.
Fortsetzung folgt