Downunder ............Teil 19
...Zu leicht fortgeschrittener Stunde beschloss ich dann, mich auf die Suche nach Eva zu machen. Die fortgeschrittene Stunde war dabei weniger das Problem. Wesentlich problematischer war mein erheblicher Bierkonsum. An diesem Abend hatte ich ziemlich übel zugegriffen. Mal abgesehen von den leichten Gleichgewichtsproblemen war vor allem die beeinträchtigte Wahrnehmung der doch ziemlich komplexen sozialen Umgebung das eigentliche Problem.
Irgendwie war ich wohl zu der Ansicht gelangt, die im Tümpel begonnene Annäherung nun weiter fortsetzen zu müssen.
Zu dieser Überzeugung gelangte ich nach einem kurzen wackeligen Spaziergang durch die nähere und eher schlecht beleuchtete Umgebung. Eine klassische Schnapsidee.
Eva, die sich ein wenig abseits aufhielt, erfasste intuitiv die Situation. Bevor ich meine wenig ehrenhaften Absichten in die Tat umsetzen konnte, eilte sie zurück zum Feuer und mobilisierte den guten Heinz.
Der alte Fuchs erkannte sofort, was die Stunde geschlagen hatte, und dirigierte mich gemeinsam mit der ziemlich fürsorglichen aber erstaunlich reservierten Eva zu meinem Zelt. Meine eher tollpatschigen Versuche die wehrhafte Krankenschwester durch den schmalen Einstieg in meine Stoffhöhle zu zerren scheiterten kläglich.
Die beiden hatten dann noch einige Probleme mich zum dauerhaften Verbleib in meiner Höhle zu überreden. Sie waren aber letztendlich dann doch erfolgreich.
Am nächsten Morgen war wieder alles gut. Mein Schädel hätte in der ersten Stunde mit Sicherheit nicht in den Helm gepasst. Aber er schrumpfte dann spürbar unter der Einwirkung mehrerer Tassen des hier üblichen gefriergetrockneten Koffeinextraktes.
Anke war genau so schweigsam wie ich. Allerdings mehr aus beziehungstaktischen, als aus alkoholbedingten Gründen, wie ich annahm.
Jedenfalls machte ich es ihr nicht leicht. Kein Wort, kein Blick und auch sonst keine Reaktion zeigen. Abwarten und kommen lassen. Das übliche Spiel eben.
Rein tourtechnisch würden wir heute die ’’Northern Territories’’ verlassen.
’’South Australia“ hieß der Bundesstaat, den wir nun erreichen würden. Die Strecke würde ziemlich eintönig sein. Knut verkündete, dass wir am heutigen Tag zwei Kurven bewältigen müssten. Eine am Vormittag und die andere am Nachmittag.
Und tatsächlich – er hatte nicht übertrieben. Eine Abzweigung und zwei völlig lächerliche Kurven innerhalb von 400 Kilometern.
Eine wahrhaft beschauliche und besinnliche Fahrt. Das polternde Hämmern der XT hielt mich halbwegs wach. Hunderte Kilometer Schnurgeradeaus. Die Landschaft eintönig, trocken, rotbraun mit grünlichem Gestrüpp. Eine interessante Erfahrung. Selbst die Roadtrains fuhren hier nicht und auch sonst kein Mensch. Wir hätten mitten auf der Fahrbahn ein Picknick veranstalten können. Kein Fahrzeug weit und breit. Nur unsere Yamahas.
Der Grund für den fehlenden Frachtverkehr lag wohl darin, dass es eine Bahnlinie bis Alice Springs gab. Allerdings nur von Süden her. Und andere Gründe aus dem zivilisierten Süden in den wilden Norden zu fahren und umgekehrt, gab es wohl nicht.
Wenigstens nicht für die Australier.
Wir hatten also freie Bahn. Mit 150 km/h- also XT Vollgas- die Piste entlang zu rasen, erfreut des Bikers Herz auch nur eine sehr begrenzte Zeit.
Die Stopps an den wenigen Roadhäusern waren der Höhepunkt des Tages.
Iced-Coffee und echtes australisch-englisches Frühstück sind auch nicht zu verachten. Zumindest nicht für einen derart bescheidenen Feinschmecker wie mich.
Außerdem sind diese Läden klimatisiert. Sehr klimatisiert sogar.
Selbst, wenn man dort die Lederjacke nicht ablegt, wird es einem kühl ums Herz.
Apropos- kühl ums Herz. Anke und ich hatten sich wieder vertragen.
Neuer Tag-neues Glück.
An diesem Abend würden wir ein Buschcamp einrichten. Das hieß im Klartext-wir würden uns einfach irgendwo in die Büsche schlagen.
Runter von der Straße und hinein in die Pampa. Das war eigentlich streng verboten. Vor allem Feuer machen war streng verboten. Aber, wo kein Ranger-da kein Richter.
Knut fuhr die letzten Kilometer mit dem Landcruiser vorneweg und verließ dann die Straße. Irgendwo an einer Stelle, die sich für mich in keiner Weise von irgendeiner anderen unterschied. Die Meute folgte dem Anführer in die rote Wüste die in Sichtweite eine größere Anzahl baumartiger Gewächse beheimatete. Wir fuhren einige Minuten in den Spurrillen des Landcruiser mit Anhänger, bis die Straße nicht mehr sichtbar war.
Knut stoppte und wir ebenfalls. Hier sollte es wohl entstehen. Unser Buschcamp.
Fortsetzung folgt