Downunder mit WWBTT....Teil 16
....Das frühe Aufstehen war noch nie mein Ding. Normalerweise beginnt mein Tag nie vor 8.00 Uhr. Außer im Urlaub. Da bin ich immer früh wach. Völlig unverständlich, aber wahr.
Ich sah auf die Uhr. Kurz vor 6.00 Uhr. Anke schlief tief und fest und lag äußerst ansprechend auf der Seite. Ich beschloss, Ankes stillschweigendes Einverständnis voraussetzend, die Gelegenheit und meine prächtige Morgenl….aune zu nutzen. Irgendwelches Vorgeplänkel musste aus zeitlichen Gründen entfallen.
Erwartungsgemäß ging ich auch aus dieser Begegnung als Sieger hervor. Nachdem ich ihr eine Revanche versprochen hatte durfte ich dann das Zelt verlassen.
An diesem Morgen beeilten wir uns alle, denn bis 8.00 Uhr mussten wir an einer bestimmten Stelle am Fuße des Uluru versammelt sein. Es wurde knapp aber es passte. Außer uns waren noch ein paar wenige Touristen zugegen. Außerdem einige Uniformierte mit Fahrzeugen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob es Ranger oder Sanitäter waren.
Der Aufstieg war nicht allzu schwierig. Die schlauen Aussies hatten eine dicke Kette am Berg verankert. An dieser Kette konnte man sich beim Auf-und Abstieg gut festhalten. Aber 350 Höhenmeter sind trotzdem nicht zu verachten.
Es gab natürlich die üblichen Horrorgeschichten.
Zahllose Touristen sollen hier angeblich an Herzinfarkten und ähnlichen spontan auftretenden Todesursachen verendet sein. Oder von plötzlichen Sturmböen in die Tiefe gerissen worden sein. Blitze sind in die metallene Kette gefahren und haben ganze Busladungen von Japanern gegrillt. Der Fluch der Aboriginie-Götter eben. Heiligtum und so.
Eigentlich war der Aufstieg auf dieses Heiligtum verboten. Eigentlich. Aber es wurde fremdenverkehrsmäßig geschickt interpretiert. Die Eingeborenen würden es zwar nicht befürworten…aber wenn man es trotzdem machen würde…dann ist es auch egal.
Mein Knie hielt….wenn auch unter Schmerzen. Oben auf dem Uluru gab es ein Gipfelbuch und eine gigantische Aussicht. Die etwa 30km entfernt liegenden Olgas schienen in Griffweite zu liegen. Der Rest war flach und wüst. In allen Richtungen bis zum Horizont.
Staunen-fotografieren-und wieder runter.
Das Knie hielt immer noch. Wir versammelten uns bei den XTs und fuhren geschlossen zum Kings Canyon. Knut hatte uns von diesem Naturwunder vorgeschwärmt, das natürlich auch wieder in einem eigenen Nationalpark lag. Es waren vielleicht 100-150km bis dorthin. Für australische Verhältnisse ein Katzensprung. Wir erreichten den Canyon kurz vor Mittag. Zerklüftete gelb-rote Felswände.
Kein Vergleich mit dem Grand Canyon in den USA. Aber trotzdem auf seine Art eindrucksvoll.
Der angeblich heißeste Fleck auf diesem Erdball soll im "Death Valley" liegen. Badwater-Point im Tal des Todes. Da war ich auch schon. Natürlich in Leder und auf einem Mopped.
Der angeblich zweitheißeste Fleck auf diesem Erdball soll in der Nähe des Kings Canyon (Zentralaustralien) liegen. Da war ich nun. Wieder in Leder und wieder mit dem Mopped.
Genau genommen war es eigentlich anders herum. Aber das spielt ja keine Rolle.
Es war auch in beiden Fällen völlig unbeabsichtigt, ich hatte nie im Leben geplant an den angeblich heißesten Punkten dieser Erde in Lederkluft herumzulaufen. Ich bin doch nicht bescheuert.
In beiden Fällen war der Fahrtwind vergleichbar mit einem Heißluftfön. Wenn man das Visier öffnete wurde es heiß. Wenn man es geschlossen hielt konnte man es aushalten.
50°Celsius kann man aushalten. Auch in schwarzem Leder. Aber man stößt dabei schnell an seine Grenzen.
Im Death Valley hab ich mich mit nassen Handtüchern umwickelt. Im Schatten bei über 50° Grad.
Aber das konnte ich hier ja noch nicht wissen.
Knuts Plan sah eine kleine Wanderung vor. Durch den Kings Canyon. Bei etwa 50°Celsius. Nicht weit....nur 1-2km. Das war nötig um an diesen kleinen See….an dieses romantische Wasserloch zu gelangen.
Garten Eden- das klang nach Paradies. Die romantischen Gemüter in der Gruppe schienen gewillt zu sein jedes Opfer auf sich zu nehmen, nur um zum Garten Eden zu gelangen. Was für ein Schwachsinn!
Aber von mir aus, latschen wir über glühende felsige Trampelpfade um ins Paradies zu gelangen.
Ich verfluchte still und leise meine insuffiziente Urlaubsplanung. Andere liegen bei deutlich niedrigeren Temperaturen nur mit Badehose bekleidet am Pool und schlürfen exotische Kaltgetränke.
Ich hingegen torkelte in Lederhose und Springerstiefeln, mit schmerzendem Knie und schwitzend wie ein Ochse durch steinige Wüsteneien, auf dem Weg zum angeblichen Garten Eden.
Nächstes Jahr fliege ich nach Mallorca. In ein Strandhotel. So wie all die anderen normalen Menschen.
Falls ich hier nicht vorher an einem Hitzschlag dahinsieche. Viel fehlte nicht mehr. Meine Hände schwollen langsam an. Diese Symptome hatte ich vorher noch nie an mir bemerkt. Ich fiel langsam zurück in der Wandergruppe. Niemand nahm Notiz von meinem Schwächeanfall. Ich schätze die hatten alle genug mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen.
Endlich waren wir am Ziel. Leicht im Schatten der ringsumher aufragenden Felswände lag tatsächlich eine Oase. Ein größerer Tümpel umgeben von allerlei Grünzeug, Büschen, Bäumen und bemoosten Felsen.
Nach dieser Wanderung kam es einem wirklich vor wie der Garten Eden.
Angenehm kühl und schattig. Höchstens 20-30°. Ich ließ mich auf dem weichen Boden nieder und schloss die Augen. Relaxen?….Chillen? ….ENTSPANNEN! …das war der gesuchte Begriff. Schön altmodisch entspannen. Wie im richtigen Urlaub.
Als ich die Augen wieder öffnete blickte ich direkt auf ein gepflegtes Dreieck. Nicht zu lang und nicht zu kurz. Eva gehörte offensichtlich zu der Minderheit, die entgegen dem Hollywood-Trend die natürliche Behaarung nicht völlig beseitigt.
Nennt mich ruhig oldfashioned oder altmodisch oder sonst wie. Ich finde auch Achselhaare bei Frauen nicht unerotisch. Ganz im Gegenteil.
Ich musste wohl kurz eingenickt sein. Einige aus der Gruppe hatten sich FKK mäßig in den Tümpel gestürzt. Anke war natürlich auch dabei. Eva reckte und drehte sich völlig natürlich und zufällig wie eine Ballerina. Ich blinzelte aus halbgeschlossenen Augen und verhielt mich unauffällig. Eva bückte sich um etwas aufzuheben. Ich war froh, dass ich die enge Lederhose trug.
Anke kam fröhlich angehüpft und spritzte mit Tümpelwasser in meine Richtung.
„Los komm…das Wasser ist toll“, krähte sie. Ich setzte mich auf und hatte beide nackten Grazien im Blickfeld. Zumindest meine Hände waren wieder abgeschwollen.
Vielleicht doch kein Mallorca-Urlaub nächstes Jahr. So schlimm ist es nun doch nicht ... hier im Garten Eden.
Fortsetzung folgt