Downunder mit WWBTT....Teil 15
...Mittlerweile war es später Nachmittag. Es konnte nicht mehr weit sein. Wir fuhren wieder in einzelnen Grüppchen. Unsere Gruppe bestand nur aus Anke und mir. Irgendwie musste ich doch die Wogen wieder glätten.
Dann sahen wir ihn.
Im Gegensatz zu meiner Begleiterin hatte ich nicht diesen direkten Zugang zu den mystischen Dingen im Leben. Genau genommen bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar keinen.
Dieser rot leuchtende Berg, der plötzlich wie hingezaubert die Landschaft dominierte, dieser Berg war ungeheuer beeindruckend. Wie ein UFO aus dem Weltall- fremd und irgendwie bedrohlich lag er nicht nur einfach da herum, er beherrschte die Szene total.
Er leuchtete in einem kräftigen und irgendwie unheimlichen Rot. Völlig unpassend.
Wäre dies ein Hollywoodfilm gewesen, dann hätte jetzt eine dramatische und aufwühlende Filmmusik eingesetzt. Schade, das fehlte nun irgendwie. Wir hatten zumindest das störende Gepolter der Einzylinder abgestellt.
Wortlos starrten wir auf dieses Bild. Das Ding war mir unheimlich. Aus dieser Perspektive konnte ich sofort nachvollziehen, warum die lokalen Eingeborenen den Felsen als Heiligtum ansahen.
Natürlich lag auch diese Sehenswürdigkeit in einem Nationalpark. Alle Sehenswürdigkeiten liegen hier in Nationalparks. In Nationalparks gelten immer irgendwelche besonderen Regeln.
In diesem war sogar Anhalten verboten. Teilweise auch fotografieren oder Steine mitnehmen.
Da wir aber noch nie in irgendeinem Park irgendeinen Ranger oder sonstige Ordnungshüter gesehen hatten, nahmen wir die Verbotslisten lediglich zur Kenntnis. Hier in Nord-Australien hielt sich keine Sau an irgendwelche Regeln.
[Ich glaube das mit den Nationalparks war nur ein Trick. Die Aboriginies beanspruchten alle heiligen Orte für sich. Juristisch waren sie erstaunlicherweise ziemlich erfolgreich. Vermutlich hatten sich die gleichen internationalen Anwaltsbüros des Problems angenommen, die auch sonst überaus erfolgreich, ethnischen Minderheiten zu ihren Rechten verhalfen. Wie dem auch sei, es gab reichlich Heiligtümer in Australien. Die jeweiligen Eingeborenenstämme wurden also offiziell zu den Besitzern dieser Gebiete erklärt und verpachteten anschließend ihre Heiligtümer an den australischen Staat. Für 99 Jahre oder so. Vermutlich hatten die dubiosen Verbote in den Parks irgendwelche religiösen Hintergründe. Was aber höchstens die Ureinwohner interessierte, wenn überhaupt. Ablasshandel fiel mir da noch ein.]
Es gab allerdings nicht nur diesen roten Riesen, sondern in einer Entfernung von ungefähr 30 km auch noch die Olgas. Ebenfalls Heiligtümer und zudem ähnlich beeindruckend wie der Ayers Rock.
Neuerdings werden beide Sehenswürdigkeiten offiziell nur noch in der Sprache der Anangus bezeichnet.
Der Ayers Rock wird politisch korrekt jetzt nur noch als ''ULURU“ und die Olgas als ''KATA-TJUTA“ bezeichnet.
Theorie und Praxis. Zurück zur Natur.
Nachdem wir dann ausreichend beeindruckt waren, fuhren wir wieder los. Zunächst näher an den roten Riesenklotz heran. Das Ding wurde immer größer. Wir hielten in unmittelbarer Nähe an.
„Immerhin ragt er 350m aus dem Boden heraus, mehr als doppelt so hoch wie der Kölner Dom. Und knapp 3 km lang. Ungefähr 10 km Umfang“, ich hatte schon immer ein gutes Zahlengedächtnis..
Diese technischen Daten beeindruckten Anke überhaupt nicht.
„Spürst Du denn nichts …?“, flüsterte sie ergriffen. Doch … ich spürte tatsächlich auch etwas. Aber niemals hätte ich das zugegeben. Im Leben nicht.
Nur weg hier. Ich fühlte mich ziemlich unwohl in der Nähe von diesem Ding. Anke wollte auch weg. Also ab in Richtung Olgas. Diese Felsformation hat wohl den gleichen Ursprung wie der „Uluru“ und es gibt wohl auch eine unterirdische Verbindung. Die ganze Geschichte ist wohl ein paar Hundert Millionen Jahre alt.
Hochinteressant ... tolle Sache ... aber mir reichte es für diesen Tag.
Der Campingplatz war ordentlich. Duschen und Sonnendächer. Was will man mehr.
Olli war bereits fleißig mit Wartungsarbeiten beschäftigt. Wir stellten unsere Kisten brav dazu und machten uns an den Zeltaufbau.
So nebenbei erfuhren wir dann noch, dass für den nächsten Tag eine Besteigung des Uluru und ein Besuch im „Garten Eden“ geplant war. Die Uluru Besteigung muss allerdings noch vor 8.00 Uhr begonnen werden, weil sie danach nicht mehr erlaubt ist. Aus Sicherheitsgründen … natürlich.
Und der Garten Eden ist ein Wasserloch im ’’Kings Canyon“.
Das klang nach einem ordentlichen Programm für den nächsten Tag.
Wasserloch ... und … Besteigung. Da war doch noch was ...?
Genau ... es gab doch noch ein paar Wogen zu glätten. Ich machte mich also an die Arbeit.
Würde ziemlich früh losgehen, am morgigen Tage. Und die Nacht ist kurz.
Fortsetzung folgt