Downunder mit WWBTT....Teil 18
...Die Abendaktivitäten bestanden üblicherweise aus Körper-und Bekleidungspflege sowie der Beteiligung an der Zubereitung des Abendmahles. Der oder die Eine oder Andere schnippelte Salatbestandteile zurecht, während die klassische Chefkochrolle immer von Knut oder Olli übernommen wurde. Also alles, was mit Gasflasche und Feuerstelle zu tun hatte. Die uralte.. “ICH habe Feuer gemacht“- Nummer.. eben.
Kochen gehört nicht zu meinen bevorzugten Tätigkeiten. Allerdings würde ich mich auch keinesfalls als „Gourmet“ bezeichnen.
Wenn ich Hunger habe, dann esse ich. Und zwar das, was gerade zu diesem Zeitpunkt jeweils verfügbar ist. So einfach kann man sich die Sache machen.
Und überhaupt-bin ich der Meinung, dass dieses ganze zeremonielle Getue rund um die gemeinschaftliche Kalorienaufnahme, pure Zeitverschwendung ist. Aber da gehöre ich klar zu einer Minorität. Ob hier oder sonst wo, diese sozialhygienische Tischkulturzeremonie ist wohl ein universell gültiges Pflichtprogramm.
Na gut, dann hocken wir uns eben schön eng zusammen und stoßen uns zwangsläufig mit den Ellenbogen gegenseitig die Gabel in die Nase.
Dann stehen eben mal alle auf, wenn einer aus der Runde unbedingt etwas holen muss.
Diese zwanghafte Enge hat mich schon immer genervt. Völlig unnötig, aber sehr wahrscheinlich genetisch determiniert. Da kann man nichts machen.
Völlig anders sehe ich die Lagerfeuersituation. Da kann und muss man sogar eng beieinander hocken
und überwiegend schweigend ins Feuer starren.
Überwiegend schweigend ... das ist ganz wesentlich und unabdingbar.
Während des Essens kann gesprochen und diskutiert werden. Das ist normal, wenn auch bedauerlich..
Aber am Lagerfeuer ... da gelten andere Regeln. Mal ein paar kurze und leise Worte zum Nebenmann- dann wieder ein Schluck aus der Flasche oder Dose -und dann eben wieder schweigend das Knistern und Knacken genießen. Auch wenn dann mal ab und zu ein wenig Rauch die Augen zum Tränen bringt, nur kurz den Kopf wegdrehen, hin und wieder einen Ast nachlegen und den Geruch des Feuers aufnehmen.
Absoluter mentaler Leerlauf-an nichts denken, nur dasitzen und schweigen. Wer hat das noch nicht erlebt?
Der perfekte Abschluss eines schönen und erlebnisreichen Tages.
Wenn der real existierende Nebenmann aber eine Nebenfrau ist, was dann?
Es gibt Exemplare dieser Spezies, denen die kontemplative Versenkung in dieser elementaren Situation völlig unbekannt ist. Erstaunlicherweise sind dies oft und gerade, zumindest nach eigener Aussage, besonders sensible, einfühlsame und empfindliche Gemüter.
Solche Gemüter wie Anke.
Ich hockte neben Heinz am Feuer und wir schwiegen uns ganz entspannt an. So wie es eben sein muss. Wenn der eine aufstand, um eine neue Dose zu holen, dann gab der andere einen kurzen Grunzlaut von sich. Klare Aussage … versteht jedes Mitglied einer Lagerfeuergruppe.
Sofern es ein ER und keine SIE ist.
Anke setzte sich zwischen uns. Nach einer kurzen Pause eröffnete sie die Diskussion. Thema sollten wohl konkret der Verlauf des Tages im Allgemeinen und der Verbleib von Jeff im Besonderen sein.
Niemand aus der Gruppe der Lagerfeuerbeobachter schien allerdings ein besonderes Interesse an einer Aufarbeitung des Tagesgeschehens zu haben. Anke erhöhte daraufhin die Frequenz. Sowohl der Fragenanzahl als auch der Stimmlage.
Irgendwie hatte ich das Gefühl für die Wiederherstellung der beschaulichen Ruhe am Feuer verantwortlich zu sein. Anke lag quasi in meinem Zuständigkeitsbereich. So sah ich es jedenfalls, und der Rest der Gruppe wohl auch.
Möglicherweise war ich dann ein wenig direkt. Jedenfalls habe ich wohl ziemlich unmissverständlich die Bedürfnisse der Feuerfreunde artikuliert. Anke war sofort eingeschnappt und verzog sich beleidigt ins Zelt.
Ich holte noch ein paar Dosen Budweiser. Ein gutes Dutzend hatte ich wohl schon intus.
„Weiber …“, erwähnte ich leise aber unüberhörbar. Heinz stöhnte verständnisvoll. Die Schweizer schwiegen wie immer und nur der Zahnarzt räusperte sich leise.
„Mit dieser Macho-Nummer kannst du demnächst nur noch im Zirkus auftreten, aber sonst nirgendwo mehr“, krittelte er herum.
„Aufgepasst und zugehört-hier spricht ein Frauenversteher “, entfuhr es mir.
Plötzlich traf mich mein eigener Stiefel am Rücken. Ich drehte mich erstaunt um. Anke schien wohl ihr Zelt aufzuräumen. Diese Nacht würde ich wohl woanders schlafen müssen.
Egal, man kann sich doch nicht alles gefallen lassen. Und überhaupt- wo war eigentlich Eva abgeblieben.
Fortsetzung folgt