Hier mal der Zeitungsartikel aus der BNN+ (Bilder und weiterführende Links entfernt). Meine Einschätzung: Es wäre zu keinem Artikel gekommen, wenn nicht der dritte Fall in einem relativ kurzen Zeitraum aufgetreten wäre...
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Jetzt steht der nächste Bruchsaler Bäcker auf der Ekelliste
Jetzt steht der nächste Bruchsaler Bäcker auf der Ekelliste
Innerhalb eines Jahres ist inzwischen der dritte Bäcker in der Stadt wegen Mängeln aufgefallen. Zwei landeten auf der Ekelliste. Was ist da los?
Dreck auf Zerlegebändern, Mäusekot in der Backstube: Die Lebensmittelkontrolleure im Landkreis Karlsruhe haben ihre sogenannte Ekelliste aktualisiert.
Zwei Betriebe aus der Region stehen, Stand 2. August, darauf – der Fleischverarbeiter Elpa Food aus Kronau und die Bäckerei Oberst aus Heidelsheim.
Im Fall des Kronauer Betriebes aus dem Frühjahr schreibt die Kontrollbehörde aus Karlsruhe: „Das Fleisch in der Geflügelzerlegung wurde durch den Einsatz der verschmutzten und versporten Zerlegebänder der Gefahr einer nachteiligen Beeinflussung ausgesetzt.“
Daraufhin hatten die Kontrolleure während der Beseitigung der Mängel „eine vorübergehende Betriebsbeschränkung“ angeordnet. Das sei inzwischen geschehen. Für eine Stellungnahme war in Kronau niemand zu erreichen.
Ein halbes Jahr bleiben Betriebe auf der Ekelliste
Seit einigen Jahren machen die zuständigen Landratsämter regelmäßig die Liste mit den Namen der Unternehmen öffentlich. Nach einem halben Jahr werden die angeprangerten Betriebe wieder ausgetragen. Veröffentlicht werden Mängel, die unmittelbar mit der Lebensmittelverarbeitung zusammenhängen und die ein Bußgeld von mehr als 350 Euro nach sich ziehen.
Nicht alle Unternehmen möchten sich das gefallen lassen und ziehen deshalb vor Gericht. Wie zuletzt die Brauerei Franz in Rastatt. Sie konnte die Nennung aber nicht verhindern.
In Heidelsheim waren die Lebensmittelkontrolleure bei einem Besuch am 22. Juni fündig geworden. Verschiedene „Lebensmittelbedarfsgegenstände“, die man zum Backen braucht, „waren stark mit Mäusekot verschmutzt“.
Als Beispiel werden Backpapier, Mehlsieb oder auch eine Brötchenanlage zur Herstellung der Waren genannt. Weitere Punkte: In Mehlsäcken wurden tote und lebende Motten gefunden. Außerdem ist von „stark versporten Holzdielen“ die Rede, auf denen Teiglinge gelagert werden.
Ziel der Kontrolleure: Mängel müssen schnell beseitigt werden
Nicht mal zwei Wochen später, am 5. Juli, waren die Mängel beseitigt. Ein wichtiger Punkt aus Sicht der Lebensmittelkontrolleure. „Ziel ist es, dass die Zustände schnell abgestellt werden“, sagt deren Chef Joachim Thierer aus dem Landratsamt.
Festgelegt wird das mit einer Verfügung, im Prinzip ist das eine To-do-Liste mit einzuhaltenden Fristen. Der Heidelsheimer Bäcker wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Derzeit hat er Betriebsferien.
Zuletzt sorgten Kontrollen bei Bäckerei Isenmann für Wirbel
Im Sinne des Verbraucherschutzes müsse die Lebensmittelproduktion nach rechtlichen Vorgaben ablaufen, so Thierer weiter. Gesundheitsgefährdende Lebensmittel, Essen, das nicht zum Verzehr geeignet ist, oder auch Produkttäuschung seien ein Tabu. Die Liste soll den Verbrauchern als Orientierung dienen.
Lebensmittelkontrollen haben zuletzt in der Bruchsaler Kernstadt für Wirbel gesorgt. In den Fokus war die Bäckerei Isenmann geraten. Bäcker Rüdiger Isenmann hatte einen Anwalt engagiert, um eine Veröffentlichung auf der Ekelliste zu verhindern.
Tatsächlich wurde die Bäckerei nicht genannt.
Isenmann hatte den Fall aber in einem Facebook-Video selbst öffentlich gemacht.
Gibt es bei Bäckern aktuell mehr Probleme?
Vor gut einem Jahr war ein weiterer Bruchsaler Bäcker auf der Ekelliste gelandet. Beanstandet wurde damals Schädlingsbefall. Und jetzt steht die Bäckerei in Heidelsheim am Pranger.
Sind die Bäckereien besonders ins Visier der Lebensmittelkontrolleure geraten? Nein, sagt Joachim Thierer. Die Kontrollintervalle seien je nach Art des Betriebes festgelegt. Ein Metzger oder ein Direktvermarkter etwa werden in einem anderen Rhythmus kontrolliert als ein Bäcker.
Zwischen 4.500 und 5.000 Kontrollen macht die Behörde im Jahr. Zwölf Lebensmittelkontrolleure und acht Veterinäre gehen in die Betriebe im Landkreis Karlsruhe. Die Beanstandungsquote liege bei rund 15 Prozent, so Thierer. Damit liege man im Landesdurchschnitt.
Dass jetzt drei Bäcker aus Bruchsal innerhalb eines Jahres wegen Mängeln beanstandet wurden, sei schlicht Zufall. Auch die Vorgaben an die Betriebe haben sich nicht geändert. Dafür kämpft die Branche mit ganz anderen Problemen: Fachkräftemangel, gestiegene Energiepreise, hohe Inflation.
Weitere Nachkontrolle bei Bruchsals Traditionsbäcker Isenmann
Auch bei der Traditionsbäckerei Isenmann war Thierer mit einem Kollegen nochmals zur Nachkontrolle. Da seien die hygienischen Verhältnisse akzeptabel gewesen. Für die Beseitigung von baulichen Mängeln, unter anderem geht es um Malerarbeiten, habe man die Fristen verlängert.
Auch wenn die Betreiberfamilie kurz vor Weihnachten die Bäckerei endgültig schließen will, hat das keine Auswirkungen auf die laufenden Kontrollen. „Für uns ist nicht wichtig, wie lange der Betrieb schon oder noch besteht. Es geht darum, dass die lebensmittelrechtlichen Vorgaben eingehalten werden“, sagt Thierer.
Dabei seien die Lebensmittelkontrolleure in ihrer Arbeit immer wieder Vorwürfen ausgesetzt – entweder zu wenig zu kontrollieren oder es im anderen Fall zu genau zu nehmen.
Weiterzumachen ist trotzdem keine Option.
Corina Isenmann-Balzer
Bäckerei Isenmann
Corina Isenmann-Balzer war bei der Kontrolle dabei und berichtet ebenfalls von einem ruhigen, kooperativen Austausch. Auch die Rückmeldungen von Kunden seien weiterhin durchweg positiv: „Die Leute sind traurig, verstehen aber unsere Entscheidung.“ Und bei der soll es auch bleiben: „Weiterzumachen ist trotzdem keine Option.“
Derweil hat Bäcker Rüdiger Isenmann ein weiteres Video veröffentlicht. Darin geht es jedoch nicht um seine Erlebnisse bei den Lebensmittelkontrollen, sondern um ein Stellenangebot. Bis zum Jahresende brauchen die Isenmanns eine Aushilfe in der Backstube.
von
Nicole Jannarelli
04. Aug. 2023 | 17:53 Uhr