Ist der Ton genehm?
Die R1300GS:
Es gibt Motorräder, die Geschichte schreiben, und es gibt solche, die Geschichte verwässern. Die BMW R1300GS gehört zweifelsohne zur zweiten Kategorie. Sie thront, wie ein selbsternannter König, über der Motorradwelt, doch ihr Thron besteht nicht aus Ehre und Leistung, sondern aus dem goldenen Glanz des Marketings und dem lauten Echo von Stammtischgesprächen. Sie ist der lebendige Beweis dafür, dass man sich mit genug Geld und einer cleveren Werbekampagne selbst mittelmäßige Maschinen als Meisterwerke verkaufen kann.
Beginnen wir mit der schieren Größe dieses Motorrads. Die R1300GS sieht aus wie ein Mammut, das sich versehentlich in die Gegenwart verirrt hat. Wuchtig und schwerfällig ist sie mehr ein Statement als ein Fahrzeug, aber was genau dieses Statement sein soll, bleibt ein Rätsel. Möchte sie ausdrücken, dass der Fahrer ein Abenteurer ist? Oder doch eher, dass er sich den Alltag durch übertriebene Technologie erleichtern muss, um die Illusion von Freiheit zu bewahren?
Man könnte meinen, ein Motorrad, das so viel kostet wie ein Gebrauchtwagen der gehobenen Klasse, würde sich durch überlegene Technik und makellose Fahreigenschaften auszeichnen. Doch hier enttäuscht die R1300GS gnadenlos. Ihr Fahrwerk mag auf dem Papier beeindruckend klingen, doch es fühlt sich oft an, als würde man auf einer schwimmenden Luftmatratze Kurven schneiden. Während man auf kurvigen Strecken mit Präzision und Dynamik rechnen möchte, bekommt man bei der GS eher das Gefühl, einen Öltanker durch einen Slalomkurs zu manövrieren.
Und dann ist da noch das „unübertroffene“ elektronische Arsenal der GS, das von BMW-Anhängern wie eine Offenbarung gefeiert wird. Doch in Wahrheit ist diese Fülle an Assistenzsystemen nichts anderes als ein Versuch, die Defizite des Motorrads zu verschleiern. Ein echter Fahrer braucht keine Berganfahrhilfe, kein adaptives Fahrwerk und keinen Tempomat – er braucht Instinkt, Leidenschaft und die Fähigkeit, mit seiner Maschine eins zu werden. Wer auf die Elektronik der GS angewiesen ist, hat die Kunst des Fahrens längst an die Maschinen übergeben.
Die R1300GS hat sich zu einem Statussymbol entwickelt, das in erster Linie von Menschen gefahren wird, die sich mehr für das Image als für die Essenz des Motorradfahrens interessieren. Sie thront stolz vor Cafés und auf Parkplatztreffen, wo ihre Besitzer damit prahlen, wie viele Kilometer sie an einem Tag zurückgelegt haben – ohne auch nur einmal den Asphalt einer ernsthaften Bergstraße gesehen zu haben. Wer sich wirklich auf die Kunst des Fahrens einlässt, wer die rauen, ehrlichen Emotionen einer Maschine spüren möchte, wird zur GS nur eines sagen: „Danke, aber nein danke.“
Zusammengefasst ist die BMW R1300GS ein Motorrad für diejenigen, die sich lieber von Technik tragen lassen, als selbst den Weg zu finden. Sie ist das Paradoxon auf zwei Rädern: ein Abenteuermotorrad für Menschen, die Abenteuer scheuen. Und so bleibt sie ein Denkmal dafür, dass Geld und Popularität nichts über Qualität und wahres Fahrvergnügen aussagen.