Als ich das erste Mal auf dem Stilfser Joch war, war ich 10 der 11. Also 1967 oder 68. Und wir hatten einen Opel Kadett B. Der Jahresurlaub ging immer zu Nöcklers nach Rabland (Rablà). Und ich war unsterblich verliebt in eine Blonde aus dem Ruhrpott, die auch da im Urlaub weilte.
Und natürlich fand der Vater das auch als notwendig, von Sulden auf die Payer Hütte zu wandern.
Ich hab's gehasst. Andere fuhren ans Meer und wir mussten auf jeden Scheißberg kraxeln.
Ich kann am Stelvio nichts Herausforderndes finden, egal, ob ich da mit der K1100LT, der K1300GT, Africa Twin, R1200GS oder F800GS drüber bin.
Das Problem heute ist, dass wirklich jeder auch im WoMo glaubt, er müsse da auch drüber eiern. Und auf der Passhöhe geht es zu wie auf dem Oktoberfest, Verkaufsbuden, Ramsch- und Andenkenläden, dazwischen stopfen die Leute die fetten und überteuerten Brunos-/Ernstl-/Richards Würschtl im steinharten "Vinschgerl" in sich hinein.
Da schaudert es mich.
Stelvio 2016, Foto: moppedsammler.de
Mittlerweile meide ich den Stelvio nach Möglichkeit, es sei denn, ich führe eine Gruppe, die meint, unbedingt auch mal dort gewesen sein zu müssen. Ich kann diesen Zirkus nicht leiden. Von Santa Maria über den Umbrail und runter nach Worms. Fertig. Auf dem Galibier, Iséran und dem Bonette ist es mittlerweile ähnlich schlimm, was den Auftrieb betrifft, nur (noch) ohne Kiosk und Würschtlbuden.
Wohnmobile, Radler und "Biker" die keine Kurven fahren können. Das liegt nicht an den Motorrädern, sondern an dem, der drauf hockt. Ich bin am Umbrail hinter einem Harley-Chopper mit langer Gabel gehangen, der ist nebst Sozia um die Kurven geballert, dass ich mit der K1300GT Mühe hatte, auf einer der kurzen Geraden vorbei zu kommen.
Am Bonette: Drei fette Boxer-GS, die Herrschaften im noblen Touratech-Zwirn, jede Kurve zugeparkt und auf den Geraden nebeneinander gefahren.
Und man hängt mit der 50PS F650GS Dakar dahinter und kommt nicht vorbei, weil die Deppen die Straße zumachen. Da bekomm' ich nen Kackreiz.
Wer schmale Straßen, enge Kehren, 29% Steigung und ein wenig Schotterspaß mag, dem empfehle ich den Passo Forcella, Mione-Lateis via Malga Losa im Friaul.
Kein Massenauftrieb, keine Bumscontainer, keine Würschtlbuden, kein Rummel. Landschaft, Natur, Ruhe. Grundkenntnisse im Motorrad- und Kurven fahren vorausgesetzt.