Je länger ich die diversen Sportreifen auf verschiedenen Motorrädern fahre, desto verwirrter bin ich. Hab vorgestern den Supercorsa SP V3 auf die Speed Triple 1200 RR aufgezogen (in 180/60 hinten) und finde den Reifen einen der besten, die ich je gefahren bin. Prinzipiell findet man das ja immer, weil jeder Neureifen in der Regel eine Welt besser fährt als der abgenudelte Vorgänger.
Nur - bei mir war der Vorgänger weder abgenudelt noch bekannt für ausgeprägte Schwächen. Wie oben beschrieben, handelt es sich um den Power Cup 2, den der Supercorsa ablöst. Fand ich den Michelin auf BMW S 1000 R/RR einen der besten Reifen überhaupt, so stört mich bei diesem Reifen das stuckerige Fahrverhalten auf der Triumph.
Und das ist keine Einbildung, wie mir nun der Pirelli bereits nach wenigen Fahrten zeigt. Gegen diesen ist der Michelin auf der Speed Triple eindeutig zweite Wahl. Er federt gefühlt "gegen" die Federung der Öhlins-Komponenten, was zu unangenehmen Überlagerungen kommt. Fühlt sich oft ausgeprägt stuckerig an und hat zur Folge, dass ich die Power-Serie auf diesem Motorrad nicht mehr aufziehen werde. Ist ein Ausschlusskriterium - bei aller Würdigung der sonstigen positiven Eigenschaften dieses Reifens.
Auf der anderen Seite ist von dem eigenwilligen Lenkverhalten, das ich sonst von verschiedenen Pirellis her in schlechter Erinnerung habe, nichts zu bemerken. Hat vielleicht mit dem gegenüber der S 1000 RR deutlich größeren Nachlauf zu tun - weiß nicht. Auf der Triumph fährt sich der Supercorsa jedenfalls sehr neutral, bockstabil und bemerkenswert zielgenau. Hat man beim Power Cup in größerer Schräglage immer ein wenig das Gefühl, der Vorderreifen bremse die Fuhre durch erhöhten Schräglaufwinkel selbsttätig ein, so zieht der Pirelli wie von Geisterhand geführt das Motorrad förmlich aus der Kurve raus. Das macht schnell und souverän. Dagegen empfinde ich den Michelin als Rennreifen mit eingebauter Sicherheitsbarriere.
Vom Grundtypus erinnert mich der Pirelli eher an den S22 von Bridgestone, bei dem ich außer dem erhöhten Verschleiß an der hinteren Reifenschulter bisher noch keine Schwachpunkte gefunden habe. Aber das ist das Leidige bei uns Amateuren: Ich habe nicht die Möglichkeit, die verschiedenen Reifen parallel zu fahren und bis ich wieder einen neuen Reifen "testen" kann, ist die Erinnerung an den alten im Neuzustand bereits verblasst. Die weiter oben im Strang angesprochene Kurvenkombination meistert der neu aufgezogene Pirelli jedenfalls mühelos - ohne dabei durch die automatische Geschwindigkeitskontrolle spürbar eingebremst zu werden, wie das beim S22 der Fall war.
Für mich jedenfalls überraschend die Erkenntnis, dass ein Reifen, der auf dem einen Motorrad durch besonderen Komfort zu gefallen weiß, auf einem anderen Motorrad gerade beim Komfort patzt, weil sein Dämpfungsverhalten mit demjenigen des Fahrwerks nicht zusammenpasst.
Gruß
Serpel