Anfang 76 Musterung, kurz darauf Einberufung zum 1.10.76 nach Achim. Einige zeit später Termin zum Eignungstest, dort sollte nach Aussage eines anwesenden Lt. ein geeigneter sinnvoller, den Fähigkeiten entsprechender Einsatz gefunden werden. Wie das bei einer bestehenden Einberufung funktionieren sollte konnte er mir nicht erklären.
Also dann von 10.1976 bis 12.1977 15 Monate Flugabwehr in Achim.
Die ganze Veranstaltung lief "bescheiden ab". Nach meiner Ausbildung zum Meß-und Regelmechaniker war dann der für mich gewählte Einsatz als Ladekanonier für die antiquierte M42 Zwillingsflak eine "technische " Herausforderung.
Leider war in der Zeit noch ein etwas forscher Umgang der Vorgesetzten üblich. Als ich mich am Ende der ersten Woche wegen einer kleinen sehr schmerzhaften Wund am Daumen in den San- Bereich abmelden wollte unterstellte mir der Spieß Simulation. Er änderte erst seine Meinung als ich Ihm eine dunkle Linie die von der Hand bis zur Schulter ging zeigte und so war ich dann für 5 Tage mit einer Blutvergiftung im San-Bereich. Danach ging es mit der Grundausbildung weiter, körperlich sehr fordernd, geistig eher nicht, also habe ich die Heeres Dienstvorschrift gepaukt, war in der weiteren Zeit bei "diversen Diskussionen" mit Vorgesetzten sehr hilfreich. In meiner dritten Woche musste ich zu einer Augenuntersuchung ins BW Krankenhaus nach HH. Dort wurde ein Sehfehler auf dem rechten Auge festgestellt. Mit dem Rezept in Achim zum Optiker eine Brille anpassen, nach Einstellung der Werte konnte ich dann gar nicht mehr sehen, da irgendjemand die falschen Daten in das Rezept eingetragen hatte, rechts keine und links eine sehr starke Korrektur, da habe ich dann der Bundeswehr die Anschaffung der Brille erspart.
Anfang November geriet ich dann wieder in den Verdacht der Simulation, denn ich wollte mich mal wieder in den San-Bereich verdrücken, Husten und Schmerzen beim Ein-und Ausatmen. Habe mich durchgesetzt und bin dort hingegangen. Diagnose durch den Stabsarzt war nicht möglich, also Überweisung für den nächsten Tag ins BW-Krankenhaus nach Bad Zwischenahn, ich sollte vorsichtshalber mal genug Kleidung mitnehmen. Also am nächsten morgen mit Gepäck im "freundlichem" Novemberwetter 3,5 km zum Bahnhof gegangen. In Bad Zwischenahn gab es einen Transport vom Bahnhof zum Krankenhaus. Nachmittags Untersuchung und nach Auswertung der Röntgenaufnahmen Diagnose einer schweren Lungenentzündung, da war erstmal Bettruhe verordnet. Als ich dem Arzt sagte, dass ich am Morgen nicht von der Kaserne zum Bahnhof gebracht wurde, wollte er mir das nicht glauben und schimpfte was von verantwortungslos. Dann begannen die besten 6 Wochen bei der Bundeswehr. Durch die Behandlung hatte ich keine Schmerzen, lag mit älteren Berufs. bzw. Zeitsoldaten, ein Oberfeld, ein Lt und ein 2 Ober Lt auf einem Zimmer. Die waren zum Abnehmen dort, 400 kKal. pro Tag, ich hatte Aufgrund von Untergewicht, 71kg bei 1,93m doppelte Normalkost. Ob die wohl manchmal neidisch waren? Auf jeden Fall haben die mich "Küken" erstmal über das Leben bei der Bundeswehr aufgeklärt: Ansonsten bestanden die Tage aus Behandlungen, viel Lesen und die anderen beim 17 und 4 abzuzocken. Aber jede schöne Zeit geht zu Ende, nach 6 Wochen am 22.12. als Innendienst Krank geschriebener entlassen worden. In Achim in der Ausbildungsbatterie wollten die mich nicht mehr, da die Grundausbildung beendet war. Meine Sachen waren schon in der mir zugeteilten 2. Batterie gebracht worden und ich sollte mich dann dort melden. Der dortige Spieß kam der Empfehlung des Krankenhausarztes auf einen Heimaturlaub insofern nach, dass er mir erlaubte, bis einschließlich 24.12. nach Hause zu fahren. Ab 25.12. bis Neujahr war dann für mich Bereitschaft angesagt, mein Einwand der siebenwöchigen Abwesenheit von zu Hause und der eingeschränkten Dienstfähigkeit machten auf meinen neuen Freund keinen Eindruck.
Es folgten bis zum Ende der Dienstzeit noch weitere "spaßige" Ereignisse, die mich an der Sinnhaftigkeit meines Dienstes zweifeln lassen haben.
Ein Beispiel: Aus unserem Zug sollte einer zum Kradmelder ausgebildet werden, also dachte ich mir, ich habe den Führerschein Klasse 1, bin also nicht ganz ohne Erfahrung und könnte dann evtl. eine Ausbildung abschließen, da meine als Ladekanonier ja noch nicht beendet war. Aufgrund von fundierten Überlegungen wurde dann jemand ausgewählt, der noch nie auf einem Moped gesessen hat.
Wenn ich das alles vorher gewusst hätte, die Krankheiten bis auf die Reaktion der verantwortlichen Vorgesetzten mal außen vor, hätte ich mal lieber Zivildienst wählen sollen.
15 MONATE VESCHENKT