Dazu eine kleine Geschichte, die ich 15 Jahre nach dem Bund erlebt habe. Ich war 1982/83 beim Bund im Nachschub und war eingewiesen auf einen Mercedes 1017, das Auto war ein so genannter tMil., also ein ziviler Lkw mit einigen militärischen Modifikationen (MG-Luke im Dach, Befestigungen für Scheibenabdeckungen etc.). Die längergedienten Kameraden durften die größeren Geräte fahren: MAN Kat. 1. Zu gern wäre ich mal mit solch einem Teil durch die Heide gebrochen. Aber nein, ich durfte höchstens Beifahrer sein.
Schnitt. 1998, ein Testgelände in der Nähe von Ingolstadt. Ich bin mittlerweile Redakteur in einer Nutzfahrzeugredaktion, fahre alle möglichen Testfahrzeuge, vom Citroen Berlingo bis zum 40-Tonner. MAN hat eingeladen zu einem Demo-Tag, es soll um die Allrad-Bau-Lkw des Hauses gehen. Mit einem kleinen MAN L2000 war ich schon im Dreck spielen, auch mit einer 6x6-Sattelzugmaschine mit Kies-Auflieger hinten drauf habe ich mich schon bemerkenswert durchs schwere Gelände gewühlt.
Doch wie heißt es so schön: Das Schönste kommt zum Schluss. Im Kontext der Veranstaltung ist es mein Traumauto: Der MAN LX2000 8x8, die zivile Variante des Kat.1. Wobei das mit dem "zivil" schnell erzählt ist: sandbeige statt Nato-oliv, bessere Sitze, schöneres Lenkrad. Der Ur-Kat. 1 hatte eine 320-PS-Maschine und ein Sechsganggetriebe. Dieses Baby hier hat den guten Zwölfliter V6 von MAN mit 460 PS und ein 16-Gang-Getriebe. Auf dem Beifahrersitz sitzt ein Instruktor von MAN, auf dem Fahrersitz sitze ich.
Showtime.
Der LX 2000 darf 32 Tonnen wiegen, dieser hier ist unbeladen und wiegt gut zehn Tonnen weniger. Diese Baureihe hat etwas, was erklärungsbedürftig ist, eine Wandlerschaltkupplung. Das Auto hat ein handelsübliches ZF Ecosplit 16-Gang-Getriebe mit Kupplungspedal, das braucht man aber nur zum Gängewechseln. Zum Anfahren ist ein hydraulischer Drehmomentwandler verbaut, der verhindert in jedem Gang das Abwürgen. Und damit der Rekrut, äh, Testfahrer gar nicht auf den Gedanken kommt, die Kupplung beim Anfahren in schwerem Gelände zu verbrennen, ist sie mit dem Gaspedal gekoppelt: Sobald man die Kupplung tritt, wird das Gaspedal unter dem Fuß des Fahrers weggezogen.
Also los! Ich lege einen Gang ein und gebe Gas. Der LX 2000 zieht ungerührt durch das Gelände, acht mannhohe Räder an schraubgefederten Achsen kennen kein Pardon. Ich lasse es - für meine Verhältnisse - über alle Maßen krachen und komme mir mächtig schnell vor. Nach einer ausführlichen Runde sind Mensch und Material dennoch wohlauf. Und da schlägt mein freundlicher Beifahrer vor, wir könnten ja mal die Plätze tauschen, dann könnte er mir an der einen oder anderen Stelle noch etwas das Potenzial des Fahrzeuges zeigen.
Und wir fliegen.
(Das Bild habe ich im Netz gefunden, von etwa solch einem Auto ist die Rede)
Der MAN-Mann lässt das 20 Tonnen schwere Auto durch die Kiesgrube brennen wie ein heißes Messer durch die Butter. Wir überwinden scheinbar mühelos zwei Meter hohe Stufen im Gelände, fahren Rampen hoch, die fast senkrecht hoch gehen. Die Naturgesetze machen gerade Kaffeepause. Holy Shit!
Danach erwähnt mein Chauffeur, dass er sechsmal die Rallye Paris-Dakar mitgefahren ist, dreimal im MAN-Werksteam.
Ich habe mal gelesen, dass die MAN Kat. 1 unter anderem dafür ausgelegt waren, Leopard-Panzer im Gefecht zu versorgen. Das bedeutet, dass sie überall dort fahren können müssen, wo Leos auch fahren, und zwar mindestens genau so schnell.
Habe ich nie gesehen, glaube ich aber sofort.