Stillgestanden! Rührt euch! Wer von euch hat gedient? Wann und Wo?

Diskutiere Stillgestanden! Rührt euch! Wer von euch hat gedient? Wann und Wo? im Smalltalk und Offtopic Forum im Bereich Community; Ich wohne jetzt quasi zwischen Todendorf und Kiel, in der Nähe von Lütjenburg. Meine Erinnerungsstücke haben zwei Umzüge nicht überstanden.
Frankysun

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Die Boelcke-Kaserne gibt es auch nicht mehr.
Ist jetzt, glaube ich, Gelände vom Flughafen Hannover.

„Kennst Du das Dorf wo die Sonne nie lacht, wo man aus Männern Soldaten macht? Wo man das Bier aus Stiefeln säuft und 11km zum Bahnhof (Lütjenburg) läuft? Daher empfängst Du diese Zeilen. In Todendorf muß ich verweilen !“

Ein paar Erinnerungsstücke hab ich noch :smile:Anhang anzeigen 401413

Und den LKW Führerschein, dessen Erhaltung seit meinem 50. ganz schön teuer ist. Alle 5 Jahre rund 200€. Ob ich das nächstes Jahr (60.) nochmal mache weiß ich nicht.
Ich wohne jetzt quasi zwischen Todendorf und Kiel, in der Nähe von Lütjenburg. Meine Erinnerungsstücke haben zwei Umzüge nicht überstanden.
 
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Thomas_LAU

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7/81 - 9/82 Transportbataillon Nürnberg.
6 Wochen Grundwehrdienst (O-Ton Ausbilder: Das ist wieder ein Abiturjahrgang; die führen die Befehle nicht aus sondern fragen "Wieso") und 6 Wochen Lkw-Schein.
In Erwartung der Verdummung in den folgenden 12 Monaten (im Wechsel: 2 Wochen Transport, 2 Wochen technischer Dienst, 2 Wochen Wache) haben Viele (auch ich) den Werbern nachgegeben und die "Karriere" als Reserveoffizier gewählt.
Aufgrund der vielen Bewerbungen "musste" der in Bremen geplante Uffz-Kurs vor Ort abgehalten werden (wurde auch genutzt um einigen "kognitiv gedeckelte" Zeitsoldaten zu ermöglichen, den Kurs zu bestehen).
Trotz den beiden Lehrgängen habe ich doch noch fast 5.000 Lkw-Kilometer zusammenbekommen (Durchschnitt ca. 20.000 km).
Danach in der Studentenzeit noch 2 mal 4 Wochen Lehrgang (Wehrübung) in den Offiziersschulen Bremen und Hannover und 1 Woche Wehrübung als Zugführer in Nürnberg ..... Voila fertig war der Leutnant ;)
Fun-fact: Ich war Zugführer bei den Tankfahrzeugen (Diesel, Benzin). Ich hatte zwar mit Gefahrguttransport (bezüglich Tankfahrzeuge) sonst nichts zu tun, durfte aber als Zugführer allen in meinem Zug eine Bestätigung für Gefahrguttransport ausstellen (hat man vielleicht auch zivil nutzen können?). Da war der Diensteifer relativ groß (und eine Woche geht ja auch mal rum).
Kaum hatte ich einen regelmäßigen Verdienst, ab es keine "Einladungen" zu weiteren Wehrübungen (oder lag es an meinem "Übereifer"?).
Die Kaserne gibt es schon lange nicht mehr (die Einheit wurde nach Amberg verlegt - witzigerweise musste ich berufsbedingt ab und zu dort vorbei und konnte noch Jahre später anhand der Kennzeichen "unsere" Lkw's erkennen). In Nürnberg war ich auch noch ein paar mal (Kurse bei TÜV/ LGA, die Teile der Gebäude übernommen bzw. neu gebaut haben).
 
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hydrantenfritz

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Vielleicht interessiert es jemanden wie es in der Schweiz bei mir abgelaufen ist…

1974 Rekrutenschule ( mit 20 ig) 21 Wochen..Grenadierschule Isone..
Ziemlich deftig…( 10 Tage «Kiste» heist Arrest) ich war nach dem Urlaub nicht mehr eingerückt, hab ein Mädchen kennengelernt!
Wurde aber trotzdem erfolgreich beendet….( Rekrutenschule!)

Tolle Erinnerungen an die Kameradschaft…

Bis ca. 1996 ( 42 ig ) aktiv in der Schweizer Armee, jedes Jahr 3 Wochen WK’s ( Wiederholungskurse )
Bei den Gebirgsschützen BR6.
Nach 3 Aktiven WK’s um eine Versetzung zu den Motorradfahrern gebeten…das wurde erstaunlicherweise bewilligt…

Der Rest war eigentlich jedes Jahr 3 Wochen zusätzliche Ferien….
Jaaa gut war immer im Spätherbst in den Bündner Alpen bei Schnee und eisigen Temp. Und wer die Bekleidung aus dieser Zeit kennt? Na ja…
Meistens auf Condor 350 ( mit Ducati 1 Zyl. Motor )….

Fazit: Jeder Abschnitt hatte seine schönen Seiten
Es lehrte Durchhaltevermögen..Kameradschaft…und Selbstständigkeit..(vor allem in den «Kleingruppen» bei den Grenadieren…)

Kleine Müsterchen zu den Grenadieren….
Gruppenschiessen… 9 Personen ( wir waren die ganze RS zusammen )..Die Anzeige auf den Tafeln wurde von uns angezeigt..alle erreichten das Maximumm..!!!
Kommentar des Instr. Off…» glaubt nicht ich hätte nicht gesehen dass Ihr beschissen habt»..»aber das ist gut so, Ihr haltet zusammen»

Zusammen haben wir 2 verlängerte Wochenenden «erschossen» mit «UG mit» ( Panzergranaten mit Kriegstreibladung auf dem Stgw 57 aus dem stehen)..Die Teile waren sehr gefährlich, da ein extremer Rückstoss entstand und nicht selten Rippenbrüche und Löcher im Kopf…das Ergebniss waren…

Unschön waren ein Toter und ein Blinder in der RS in Isone..und das wurde von der «Schulleitung runtergespielt…
 
Heidekutscher

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Ich habe es geliebt hinter meinem Bataillon her zu fahren und die Liegengebliebenen ressourcenschonend notdürftig wieder flott zu machen.
Z.B.
Leop II geht nach dem Durchfahren der Weser sofort aus. Hat in derselben einen massieven Kühlmittelverlust erlitten. Unter den Augen der aufmerksamen Bevölkerung Triebwerk raus, Fehler suchen, Heizkreis (Wasser) stillgelegt, dessen Pumpe umgestrickt und gegen die im Vorwärmkreis getauscht. Wasser aus einer zufällig gefundenen Wanne wieder auffüllen, einbauen und hinter der Marschkolonne her. Dadurch blieb der BPz frei.
Oder
MAN mit Tankanlage verlastbar
Ladekontrolle brennt, Batterieen am Boden. Regler raus, mit dem Seitenschneider dem Kabel an einem der Schleifkontakte etwas mehr nachführbare Länge verschafft und schon ging es wieder. Ohne Sprit auf den Pzern wohl kaum.
Oder
MTW M113 Stecker am Generatorfeldschalter mit BriefKlammer gebrückt.

Schön war es immer wieder, die Freude der unmittelbar Betroffenen zu erleben. Für geflickte Heizungen war man besonders dankbar. Dem InstZgFhr hat es gestunken, war nicht sein Ding so was.

Am 30.09. ist das alles 20 Jahre her und ich denke immer noch an solche Momente.
 
Heidekutscher

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@thomas LAU
Zu den Kennzeichen der Fz:
Ich hatte alle Nr im Kopf, es müssen so 150 gewesen sein. Noch heute sehe ich einige davon hier, ist aber ja kein Wunder hier in M.!
Kann auch noch Bj heraus lesen, egibt z.B. MAN's die 1978 zu uns kammen und heute noch hier laufen. Zu den Leop!! Kann ich häufig auch noch die FG Nr Errechnen und sagen werihn gebaut hat.
 
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ufoV4

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Am 5.06.1989 auf den Donnerberg in der Nähe von Stollberg / Aachen eingedrückt und zum Instandsetzer für den Leopard II ausgebildet worden (also allem, was sich im Turm befindet). Danach ein Jahr in der 4. Kompanie des 1. Instandsetzungsbattalions in Ahrbergen bei Hildesheim verbracht. Militärisch war da eigentlich nur, dass wir alle die gleiche Kleidung getragen haben. Sonst überwiegend Techniker. War eine schöne Zeit mit viel Schrauberei und vielen Erfahrungen, die meisten davon gut.
 
Rex Krämer

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Sind ja doch mehr Gepardleute hier, als ich dachte!!
Ich war von Januar 86 bis März 87 beim 2FlaRgt12 in Hardheim (Badisch Sibirien) und in der Zeit zweimal in Todendorf zum Flugzielschießen. Während des Aufenthaltes im Sommer 86 waren wir auch einmal mit dem Flugabwehrpanzer in Putlos zum Erdzielschießen.
Das einzige was ich noch habe ist ein Fotoalbum aus der BW Zeit und mein Reservistenhut ;)

IMG_0698.JPG

IMG_0699.JPG


Die haben wir damals abends auf der Stube oder nachts beim GvD selbst gebastelt.

Gruß
HG
 
eMTee

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so eines mit 2 Rädern, 3 Buchstaben und 4 Problemen
Bilder sind immer fein, lockern den vielen Text auf.
Daher hier ein paar uralte Fotos vom Schießen in Baumholder August 1981.
Zeigen also völlig obsoletes Material und sind daher sicherlich unkritisch.

Baumholder-1981-08_1.jpg Baumholder-1981-08_2.jpg

Baumholder-1981-08_3.jpg Baumholder-1981-08_4.jpg Baumholder-1981-08_5.jpg

Für die "Militaristen" unter uns... :unsure:
 
br60

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Um euer Feindbild zu komplettieren nur ein paar Infos. Grundwehrdienst (kürzer ging nicht) bei den Grenztruppen der DDR. Weder Einsatzort noch Verwendung könnte per Antrag gesteuert oder verändert werden. Das hieß Befehl, da gab es keine Diskussion. Wehrdienst verweigern hieß Militärgefängnis. Einzig den Waffendienst könnte man absagen, da war dann Bausoldat angesagt. Nicht wirklich eine Wahl. Übrigens bin ich da Motorrad gefahren, eine TS 250. Am übelsten war die Zeit Mitte Dezember bis Mitte Januar. Da war ein Viertel der Kompanie in Urlaub und die Dienste an der Grenze waren täglich 13 Stunden lang....
Was uns nicht umbringt macht uns eben stark....
 
ChrisR

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Ich hoffe das mit dem "Feindbild" war ironisch gemeint ...

Ich habe nämlich keins.

Und selbst damals war (soweit ich mich erinnern kann) nie die Rede von "den Russen", "den Polen", "den DDR-Soldaten" usw. .
Es hieß immer "Warschauer-Pakt-Truppen", "Kräfte der UDSSR" und in Übungen "Rotland".

Ich hab das auch nie als personifiziertes Feindbild wahrgenommen.
Eher als strukturell-systemisches Problem.
 
br60

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Sicher doch. Hatte auch keins. War dort auch kein besonderes Thema. Weil da weiter oben was davon zu lesen war. Ich war damals verheiratet und während meiner Wehrzeit würde auch meine Tochter geboren.... Das hat niemanden interessiert. War in 18 Monaten genau 11 Mal zu Hause und da war der Sonderurlaub zur Geburt schon dabei....
 
Heidekutscher

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Sicher doch. Hatte auch keins. War dort auch kein besonderes Thema. Weil da weiter oben was davon zu lesen war. Ich war damals verheiratet und während meiner Wehrzeit würde auch meine Tochter geboren.... Das hat niemanden interessiert. War in 18 Monaten genau 11 Mal zu Hause und da war der Sonderurlaub zur Geburt schon dabei....
Wie schön Abschied und Wiedersehen so sein können!
 
D

der_brauni

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Sicher doch. Hatte auch keins. War dort auch kein besonderes Thema. Weil da weiter oben was davon zu lesen war. Ich war damals verheiratet und während meiner Wehrzeit würde auch meine Tochter geboren.... Das hat niemanden interessiert. War in 18 Monaten genau 11 Mal zu Hause und da war der Sonderurlaub zur Geburt schon dabei....
Was ich da lese und man sonst so hört, da war Wehrdienst in der DDR wirklich um einiges härter als im Westen, was ja schon mit der längeren Dienstzeit begann.
Wochende hatte man als normaler Soldat frei, außer bei längeren Manövern oder man hatte Wachdienst, dann begann Freitag nachmittag regelmäßig die "Nato-Rallye" auf den bundesdeutschen Autobahnen.
Zwar gab es auch in der Bundeswehr keine freie Wahl wo man stationiert sein wollte, allerdings wurden Verwendungswünsche - bei entsprechender Eignung - auch berücksichtigt. Mein Bruder wünschte heimatnah und prommt wurde er in der 20 km entfernten Kaserne stationiert. Er fuhr dann sogar täglich nach dem Dienst nach Hause, das nannte man Heimschläfer.

Gruß Thomas
 
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Frankysun

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Also mich hat niemand gefragt, ob i h gerne Heimatnah eingesetzt werden möchte! Meiner Anfrage wurde mit Unverständnis begegnet!!😅
 
Uli G.

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'91 H-D Fatboy (~160Tsd km), '08 Fatbob, NSU Konsul II +Steib S350, Victoria V35 "Bergmeister"
Also mich hat niemand gefragt, ob i h gerne Heimatnah eingesetzt werden möchte! Meiner Anfrage wurde mit Unverständnis begegnet!!😅
Mir wurden als Zettie 1971 div. Angebote unterbreitet.
1. Vorschlag war irgendwas in Aurich.
H-Aurich-H???
Frisch verheiratet, mit meinem Lieblingstöchterchen gesegnet, Aurich???
Nee.
2. Vorschlag Panzer, Luttmersen o. Munster, also nahe H?
Kurzer Blick des Verantwortlichen auf mich und die Papiere ... 1.88m, .... Ist nix für Panzer!
3. Vorschlag: Flugabwehr Rot(h)enburg.
Rothenburg ob der Tauber :eekek: Nicht besser als Aurich :(.
Rotenburg/Fulda :(?
Schon besser.
Nein!, sondern
Rotenburg/Wümme!!!
Grad mal 100+km von "derheeme" weg, gebont :)!

Insofern hatten wir Wessies wohl einigermaßen Glück, auf unseren Einsatzbereich wenigstens bedingt Einfluss nehmen zu können, zumindest was die Zeitsoldaten anbetraf. Andererseits war es (ev. auch Einheit spezifisch bedingt) schwierig, außerhalb normaler, geplanter, Urlaubszeiten, Heimreisen genehmigt zu bekommen, wie ich feststellen musste, als die Mutter meiner Lieblingstochter sich einer OP unterziehen musste und ich darum bat, deswegen Sonderurlaub zu bekommen, um bei ihr zu sein. War ein harter Kampf, letztlich genehmigt.

Uli
 
sampleman

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Honda CRF1100L Africa Twin
Ich wurde im Sommer 1982 mit 20 eingezogen, quasi auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Damals hat die BW alles genommen, was einen Puls hatte. Ich hatte nicht damit gerechnet, wirklich zum Bund zu müssen, denn ich war laut Personalausweis 2,04 Meter groß, ich ging davon aus, wegen Übergröße ausgemustert zu werden. Dann die Musterung: Ich musste mich an das Maßband stellen, das an der Wand befestigt war und auf dem so ein Winkel verschoben werden konnte. Das Maßband ging nur bis 2 Meter, ich dachte schon, das ist es jetzt gewesen. Da holt sich das Männlein, das mich musterte einen Stuhl und maß die letzten vier Zentimeter von Hand nach. Dann hat er meinen Brustkorb vermessen, ein Meter Umfang. Dann sollte ich tief Luft holen und habe mich bemüht, mit viel Getöse so wenig Luft wie möglich zu holen: 1,05 Meter. Dann - ich übertreibe nicht - hüpfte das Männlein um mich herum und jubelte "Ein Athlet, ein Athlet!"

Da wusste ich, es wird eine harte Zeit.

Meine Grundausbildung habe ich dann in Delmenhorst beim Heer gemacht. Das war vor allem körperlich hart, mit Rödelpfad und der ganzen Schinderei. Uns wurde drastisch eingeschärft, wir bräuchten uns bloß nicht einbilden, wir könnten uns auf die San-Station verpissen. Nach sechs Wochen passierte es dann, ich kam beim Sprung in eine Sandgrube mit einem Bein falsch auf und hatte danach extreme Schmerzen im Fuß. Zunächst dachte ich noch, naja, verknackst, das wird schon wieder, aber als es nach drei Tagen immer noch irre weh tat, nahm ich meinen Mut zusammen und meldete mich auf der San-Station. Der Stabsarzt war kaum älter als ich, sah sich kurz meinen Fuß an und schickte mich dann ohne Befund wieder zurück. Danach hatte mich mein Zugführer voll auf dem Kieker. Der Fuß wurde aber dennoch nicht besser, also meldete ich mich - mit ziemlich vollen Hosen - ein paar Tage später wieder auf der San-Station. Mittlerweile hatten sich an meinen Zehnknochen kleine, punktförmige Blutergüsse gebildet, also wurde ich ins Krankenhaus gekarrt und geröntgt: Drei Zehenknochen gebrochen. Danach kriegte ich einen Liegegips und lag eine Woche stationär. Dem Stabsarzt war das natürlich wahnsinnig peinlich, ihm war auch klar, dass ich ihm vermutlich richtig Ärger hätte machen können. Ich hatte nur Angst, dass ich wegen der Geschichte meine Grundausbildung nicht bestehen und die ganze Schinderei noch einmal machen müsste.

Also bekam ich nach einer Woche einen Gehgips und ein Attest, dass ich voll diensttauglich sei, mit Ausnahme der Tatsache, dass ich nicht mehr als fünf Kilo tragen und nicht weiter als 200 m gehen durfte. Die Kantine war aber 500 Meter von unseren Baracken weg. Also konnten meine Kameraden fortan jeden Morgen ohne mich morgens um 6.30 Uhr im Gleichschritt zum Frühstück marschieren, ein frohes Lied auf den Lippen. Ich wurde vom Kompaniefahrer dann um 8 Uhr abgeholt und zum Frühstück gefahren - dann gab es auch schon frische Brötchen.

Eines Tages kam der Kompaniefahrer nicht, also habe ich mich auf meine Krücken geschwungen und bin ins Kompaniegebäude gehumpelt (rund 200 Meter weg), um zu fragen, wo er denn bleibe. Da meinte der Spieß, jetzt sei ich schon so weit gekommen, jetzt solle ich selbst zur Kantine gehen, der Fahrer sei nicht da. Mein Verweis auf des Attest half nichts, er herrschte mich an, das sei ein Befehl. Also bin ich losgehumpelt, und auf halber Strecke ist dann leider der Gips gebrochen. Also wieder auf die San-Station, neuer Gips, sieben Tage stationär.

Mein Theorie-Unterricht drehte sich um den Nachschub, so lernte ich, dass damals die Grundausstattung eines Soldaten (also das, was im Spind war) 2.600 Mark kostete. Mein Spind-Inhalt hat vermutlich das Doppelte gekostet, denn ich bekam tatsächlich maßgefertigte Klamotten mit meinem Namen im Kragen. Ich fand das hochgradig absurd: Ich wollte nicht zum Bund, war sicherlich auch keine unabdingbare Stütze für die Landesverteidigung, dennoch ließ es sich der Bund eine Stange Geld kosten, mich dabei zu haben. Okay, ihre Entscheidung, nicht meine.

Meine Stamm-Einheit war die 1. Kompanie des 2. Pz.Aufl.L.Btl 32 in Munster, Freiherr v. Boeselager-Kaserne. Die Kaserne war in abbruchreifem Zustand, weil nebenan bereits der Nachfolgebau hochgezogen wurde. Ich wurde zur Mat.-Gruppe eingezogen und machte dann recht bald den Klasse 2. Danach bestand ein Großteil meines Tagesablaufes darin, mit einem Mercedes 1017 mit kaputten Teilen drauf von Munster nach Delmenhorst zu gurken, dann die Teile abzuladen, meine Papiere abzugeben, drei Stunden Zeit totzuschlagen und dann den Eimer, beladen mit neuem Nachschub, wieder nach Munster zu fahren. Die Zeit war öde, aber auszuhalten. Von den Leuten die ich traf, waren ca. 20% schwer in Ordnung und ca. 40% schwer gestört, leider hatten die Gestörten meist mehr Lametta auf der Schulter.

Das Ganze nahm eine höchst unschöne Wendung, als ich am 2. Februar 1983 auf dem Heimweg mit dem Auto verunglückt bin. Ich saß hinten im VW Polo eines Kameraden, wir sind bei Tempo 70 auf der Landstraße auf Glatteis abgeflogen und haben uns um einen Baum gewickelt. Ich habe mir bei dem Stunt zwei Rückenwirbel und mein Handgelenk gebrochen, dann war ich erst mal drei Monate weg vom Fenster.

Den Rest der Dienstzeit habe ich irgendwie abgebummelt, war bei einem ziemlich ernst gemeinten Mordversuch zum Nachteil eines Uffz. anwesend (der Trottel hat's überlebt) und habe während eines Manövers meinen Spieß erschossen. Sein Glück, dass ich nur Üb-Mun im G3 hatte.

Einen späten Höhepunkt erlebte ich im September 1983. Ich hatte einen Studienplatz in Westberlin ergattert und musste nun mit dem Auto dorthin fahren, um mich zu immatrikulieren. Ich war aber noch Bundeswehrsoldat. Also musste ich mich beim Btl.-Kommandeur melden, der hat mich dann vergattert, was ich alles nicht tun dürfe auf dem Weg durch die DDR...

Ich war T2, als ich eingezogen wurde, und T4, als ich entlassen wurde. Ganz toll.

Als ich dann in Westberlin das Studieren anfing, haben mich meine Kommilitonen ausgelacht: "Wieso bist du denn nicht gleich nach Berlin gekommen, sondern warst erst beim Bund?". 1987 bekam ich die Nachricht, ich sei bei der Deutschen Journalistenschule in München angenommen worden. Aber ein Problem gäbe es noch: Ich sei doch in Niedersachsen geboren, und jetzt wäre ich in Berlin, was denn eigentlich mit dem Bund sei? Da war ich das erste mal froh, dass ich das abhaken konnte. Zehn Jahre später bekam ich einen Job bei einer Redaktion, die über Nutzfahrzeuge schrieb. Da waren sie ganz scharf auf meinen Lkw-Schein, der Chefredakteur hatte nämlich schon mal keinen.

Ansonsten hat mich die Bundeswehr viel gekostet, aber mir wenig gegeben.
 
Heidekutscher

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GSA 1250 seit 2/19
hm... Eine 2/32 hat es aber nicht gegeben in Munster.
 
eMTee

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so eines mit 2 Rädern, 3 Buchstaben und 4 Problemen
...habe während eines Manövers meinen Spieß erschossen. Sein Glück, dass ich nur Üb-Mun im G3 hatte...
Tatsächlich die blaue Übungsmunition mit wirkungsgeschwächtem Plastikprojektil oder die Manövermunition, also Platzpatrone?

Fällt mir gerade ein, wo ich so nachdenke: Mein schlimmstes Erlebnis war übrigens ein Fahrzeugunfall.
Unsere Munitionsfahrzeuge waren die MAN 10-Tonner. Ziemlich beeindruckend mit den beiden Vorderachsen.
Bei einer Rangieraktion war leider ein Kollege mit dem Fuß unter ein Vorderrad geraten.
Erstaunlicherweise war der Fuß nicht komplett platt.
Muss aber dennoch ein ziemlicher Trümmerbruch gewesen sein, von dem der Ärmste sicherlich noch heute zehrt.

Ich selber hatte mich lediglich mal mit höllischen Bauchschmerzen durch die Nachtwache gequält.
Am nächsten Morgen bin ich gleich zum Sani, der zunächst bei der Ursachendiagnose sehr unsicher war.
Nach Beratung mit seinem Kollegen wurde ich dann ins Krankenhaus gekarrt, mit einer doofen Blinddarmentzündung.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus hatte ich auf ein paar Tage "heimkrank" gehofft, da eh die Osterfeiertage vor der Tür standen. Aber Pustekuchen. Musste ein paar Tage im Trainingsanzug in den Innendienst. So ein Mist.
 
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