Oha !
Also mal langsam anfangen:
Früher wurden Reifen von Hand aufgezogen, mit Montiereisen. Das ging relativ einfach, weil die weit genug waren, so weit, dass man bei Schlauchreifen sogar Reifenhalter montieren musste, damit die sich nicht auf der Felge durchdrehen. Beim Motocross gibt's das immer noch.
Bei schlauchlosen Reifen geht das nicht so einfach, man musste die ja ohne Schlauch dicht kriegen, minimaler Schlupf beim heftigen Angasen oder Ankern war unschädlich. Geringste Luftverluste hielt und hält man ja auch heutzutage noch für hinnehmbar. Blöd wars mal ne Zeitlang bei nem Reifen aus deutscher Produktion, der durch übermäßigen Luftverlust auffiel. Das hat der Hersteller mittlerweile im Griff, man hört nichts mehr von 0,5 bar Verlust in einer Woche. Dafür gilt der Reifen jetzt auch als störrisch beim Montieren. Das hat nicht nur mit dem Gummi zu tun, mit dem im Vergleich zum Wettbewerb höhere Laufleistungen erreicht werden können.
Die Anforderungen an die Reifen werden auch immer höher, vor allem an die Stabilität. Bei BMW kriegt kein Reifen eine Empfehlung, wenn das Motorrad nicht bei Höchstgeschwindigkeit und voller Beladung (Nur der Fahrer, kein Sozius, aber Koffer und Topcase voll beladen) nicht sauber geradeaus läuft. Also macht man die Karkasse steifer und versucht den Schlupf auf der Felge zu verringern.
Das führt natürlich dazu, dass die innenliegenden Metallringe (Wulstring oder auch Wulstkern) sowie der Kernreiter immer präziser an die Vorgaben der ETRTO herangeführt werden. Der Reifen soll weder zu viel auf der Felge rutschen, noch übermäßig Luft verlieren.
Insofern wird der Reifen immer mehr an die genau festgelegte Form der Felge mit Felgenhorn und Hump angepasst und der Kraftaufwand bei der Montage steigt.
Grundsätzlich ist die Maschinenmontage der Standardfall. Die Handmontage mit GP503, Motea oder Geräten von max2h sind eher die Ausnahme. Man sieht zwar, dass das geht. Zumindest auf deren Werbevideos. Gleichwohl hab ich den Eindruck, dass die Reifenhersteller eher von gewerblicher Montage und Demontage ausgehen und somit die vorgegebenen Grenzen ausnutzen.
Ich hatte eine GP503 und weiß, wie anstrengend das bei verschiedenen Reifen war. Ich weiß aber auch, wie easy das mit angetriebenen Montagemaschinen geht. Das hat meiner Meinung nach nicht nur mit der Antriebskraft zu tun, sondern möglicherweise auch mit der Montage selbst.
Bei der Handmontage wird der Montagekopf am Reifen vorbeigeführt, bei der Maschine der Reifen am Montagekopf. Dabei wird der Reifen schon anders mit Montagekräften beaufschlagt (auch mit viel "Flutschi") als bei Handmontage.
Letzten Endes funktionieren mit entsprechender Erfahrung und Routine des Bedieners auch die manuellen Geräte. Ich persönlich nutze eine angetriebene Maschine, damit kann ich auch meine Autoreifen montieren und auch dort die günstigeren Online-Preise nutzen. Die GP503 hab ich verschenkt, hab mich nicht getraut da jemand Geld für abzunehmen. Irgendwie waren mir meine Reifen zu schade, um sie mit meinen begrenzten handwerklichen Fähigkeiten per Hand zu montieren.
Mit der angetriebenen Maschine geht's bei Einhaltung der Tricks und Kniffe total einfach.