Nach langer Abstinenz im Forum, es gab und gibt halt noch viele andere Dinge, um die ich mich kümmere, möchte ich auch mal was zum Alter und Motorradfahren sagen. Insbesondere da ich nun seit Juli diesen Jahres in Rente bin und von daher behaupte schon mal mitreden zu können.
- Man sollte die Zeit in jüngeren Jahren dazu nutzen das zu tun was man gerne tun möchte. Einerseits hat man dann vermutlich noch das passende Kleingeld, ist gesundheitlich hoffentlich noch fit und hat es anschließend auch gemacht und vielleicht auch was draus gelernt.
- Wer zu lange wartet, den bestraft das Leben. Die Fitness nimmt ab, die Knochen tun schon mal öfter weh, insbesondere wenn man in späten Jahren anfängt auch mal richtig abseits der Straßen zu fahren. Das wird dann meistens nicht mehr so funktionieren wie man sich das vorstellt. Es ist halt wie mit dem Fahrradfahren. Hat man es einmal in jungen Jahren gelernt, verlernt man es auch später nicht mehr. Auf' s Enduro fahren bezogen, läßt die Fitness nach, kann man vieles noch mit erlerntem Können und mit Routine meistern. Fängt man zu spät an, hilft meist nur Fitness, die man dann meist leider nicht mehr hat. Und auch nicht zu unterschätzen: mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr an Krankheiten ernsthaft zu erkranken, die mn so vorher nur vom Hören und Sagen her kannte.
- Man sollte die scheinbar massig verfügbare Zeit als Rentner nicht überschätzen. Ich kann es nur aus meiner nun 4 monatigen Erfahrungszeit als Rentner sagen: "die Zeit saust im Affenzahn an mir vorbei." Die vielen Vorsätze nun endlich das alles auszuleben, wozu mir die Arbeit nur eingeschränkt Zeit ließ, scheitert an vielen anderen Dingen. An Dingen die ich noch erledigen möchte, an zwischenzeitlich auch geänderten Interessen, an den explodierten Kosten der Unterkünfte und last but not least am nur noch eingeschränkt verfügbarem Geld. Aus dem vollen Schöpfen ist auch mit einer guten Rente nicht mehr drin, hat man vorher genügend gehabt. Und ich nage auch als Rentner sicherlich nicht am Hungertuch.
- Und last but not least: wer weiß was an Auflagen und Reglementierungen noch kommt und was einem letztlich einen Strich durch die Rechnung machen kann. Ich sag mal so als Beispiel Russland, Ukraine. Bei unserer Rumänien-Tour waren vor Jahren direkt an der Ukrainischen Grenze, sind allerdings aus zeitlichen Gründen nicht rüber gefahren. Jetzt, da ich die ganzen Berichte im Fernseher so sehe, das wäre für uns ein weiteres sehr lohnenswertes Ziel gewesen. Heute ist es für uns zu unsicher und zu weit.
Ich merke schon seit einigen Jahren, daß
bei mir und auch
bei meiner Frau der Drang Motorrad zu fahren etwas nachgelassen hat. Wir fahren immer noch gerne aber halt nicht mehr die großen Touren mit mehreren tausend Kilometern auf einer Reise. Deswegen sind wir froh dies noch vor Jahren ausgiebig gemacht zu haben. Die Erinnerungen bleiben und sind schön.
Was wir noch machen sind kleinere Touren. Nach Österreich, vorzugsweise Steiermark (wunderschön), in die Schweiz und natürlich innerhalb Deutschlands. All das bereisen, was wir vorher meist nur als Transitstrecke genutzt haben. Zusätzlich zum Motorrad fahren wir mittlerweile wieder verstärkt Fahrrad (mit Motor!). Nach fast 30 Jahren ist es eine Neuerfahrung. Anders als Motorradfahren, entspannter und direkter in der Natur. Auch schön. Ich könnte jetzt nicht sagen, was mir momentan mehr Spaß macht. Aber auch hier schlagen die Übernachtungskosten voll zu. Und mal spontan was bezahlbares vor Ort zu finden wird immer schwieriger. Meiner Meinung nach war es vor Corona entspannter.
Wie lange wird es bei mir noch mit Motorradfahren weitergehen? Es gibt hier keinen festen Zeitpunkt. Solange es geht und solange es mir noch Spaß macht setze ich mich auf den Bock. Solange ich noch drauf komme. Im Falle meiner Baghi mit 93 cm Sitzbankhöhe wird das zusehend schwieriger. Aber Spaß mach es dennoch, wenn ich oben drauf sitze.
Ich fahre mittlerweile bewußter, langsamer, risikoärmer und mit kleineren Etappenlängen von maximal 300 - 350 km. Auch meiner Frau zuliebe. Mit mehr Pausen. Alles darüber hinaus wird für uns zu langatmig und zu stressig.
Ich genieße nach wie vor die Freiheit des Fahrens, spüre den Fahrtwind und das bißchen Freiheit, das mir das Fahren vermittelt. Und spüre die Kraft des Motors, die ich abrufen kann, wenn ich will, aber nicht unbedingt muß. Und das gemütliche Kurvenschwingen. Nicht das Pässeheizen, die Zeit ist bei mir schon lange vorbei. Die üblichen Pässe der Tiroler Alpen oder die der Dolomiten meide ich mittlerweile. Zu voll, zu hektisch und alles schon gesehen. Deswegen rechtzeitig damit anfangen. Die Pässe sollte man als Motorradfahrer mindestens einmal im Leben gefahren sein. Gegen mehr spricht aber auch nichts.
In diesem Sinne.
Grüße Thomas