Übrigens waren sowohl der Polo als auch der Passat Entwicklungen der AUTO UNION aus Ingolstadt: Audi 50 und 80. Nix VW........
Zu der Zeit (um 1970) war man bei VW noch strenggläubig bzgl. luftgekühltem Heckmotor. Der K 70, der eine hochmoderne NSU-Entwicklung war und (ebenfalls Ende der 60er) bei der Übernahme von NSU zum VW K 70 wurde, wurde von den alteingesessenen VW-Ingenieuren radikal links liegen gelassen.
Wenn damals der oberste VW-Boss (war das Fiala?) nicht den Frontantrieb angeordnet hätte, gäbe es VW heute wahrscheinlich nicht mehr. Als der erste Golf auf den Markt kam, war VW faktisch am Ende. Die ersten paar Tausend Golf konnten nur ohne heizbare Heckscheibe gekauft werden, weil VW finanziell nicht mehr in der Lage war, bei Bosch die erforderlichen stärkeren Lichtmaschinen zu kaufen! Sogar das Design des Golf ließ man in Italien machen, weil im eigenen Haus offenbar keiner dazu in der Lage war.
Das zum Thema "Markt beobachten".
Na ja, na ja. Das Problem hieß eigentlich in erster Linie Heinrich Nordhoff, der VW nach dem Krieg als erster Chef übernommen hatte und der mit dem Käfer immerhin das meistverkaufte Auto der Welt im Programm hatte, so was kann einen ja schon mal blind und taub machen. Zudem hörte Nordhoff viel zu viel auf Porsche. VW hatte sich für extrem viel Geld von Porsche den Nachfolger für den Käfer entwickeln lassen, eine völlig extreme Karre mit Unterflurmotor und der Projektnummer EA 266. Angeblich war das Projekt schon so weit gediehen, dass Werkzeuge bestellt und Prospekte gedruckt waren, als man drauf kam, dass das Auto ein gemeingefährliches Fahrverhalten hatte und ein Wartungs-Alptraum war (für jede große Inspektion hätte man den Motor rausbauen müssen). Also zog man die Notbremse. Damals war vielen Leuten schon klar, dass das Kompaktauto der Zukunft einen quer eingebauten Frontmotor haben würde, Autos wie der Fiat 128 und der Simca 1100 zeigten, wo es lang ging. Nur arbeiteten viele dieser Leute eben nicht bei VW.
Nordhoff hatte 1965 von Mercedes Audi-NSU übernommen, hielt aber von deren Technik nicht viel. 1965 lief das Geschäft mit den Käfern auf Hochtouren und Nordhoff plante, bei Audi die eigenständige Entwicklung von Autos mehr oder weniger einzustampfen und die Fertigungskapazität der Werke für die Montage von VWs zu nutzen. Das hätte Nordhoff vermutlich auch umgesetzt, wenn er nicht 1968 gestorben wäre. Danach kam Kurt Lotz, dann Rudolf Leiding, dann Toni Schmücker. Lotz und Leiding haben VW dann umgesteuert. Lotz hat entschieden, dass der bei NSU fertig entwickelte K70 als VW rauskam, Leiding hat entschieden, dass die bei Audi entwickelte Frontantriebstechnik von Audi 50 und Audi 80 für VW adaptiert wurde. Leiding war auch final für das Aus des EA 266 verantwortlich. VW hat damals enorm hohe Verluste von rund 800 Millionen Mark eingefahren. Nachdem der EA 266 final abgeschossen war, gab es noch einen Versuch, den EA 267, eine schiach geformte Kiste mit vorn eingebautem Käfermotor, der wurde vom Vorstand auch abgeschossen, und dann wurden langsam die Optionen knapp. EA 366 war eine Designstudie, bei Giugiario in Auftrag gegeben, und das halbfertige Projekt wurde dann eilig mit Audi-Technik zum Fahren gebracht. Ein Glück für VW, dass das Land Niedersachsen mit im Boot war und dass die SPD-Regierung die Arbeitsplätze halten wollte, sonst hätte es VW vermutlich zerlegt. Übrigens: Vier jahre nach der Präsentation des Golf hat VW Giugiarios Firma Italdesign gekauft;-)
Nordhoff steht mit seiner Starrsinnigkeit in einer langen Reihe deutscher Industrieller, die durch zu langes Beharren auf einem Konzept ihr Unternehmen in Schieflage gebracht haben. Mir fallen weiter Rollei (mit der zweiäugigen 6x6 und Letz mit der Messsucher-Kamera ein.
Andererseits kann das Beharren auf ein bestimmtes Konstruktionsprinzip ja auch sein Gutes haben: Porsche wollte den Elfer mit Heckmotor ja schon aufgeben und verdient sich bis heute eine goldene Nase daran, und bei BMW war das Ende des Boxers ja auch schon beschlossene Sache, und heute trägt die Boxer-Baureihe die ganze Konzernsparte.