Freitag 14.02.2014
Um halb acht sind wir schon nass geschwitzt. Nach 3 Nächten Panama Stadt wird wieder aufgerüstet. Ausrüstung muss neu verteilt werden, wir verabschieden uns von Franz und dem Canal Inn.
Kurz vor neun rollen wir wieder über die “Puente De Las Americas”, wir bleiben auf der Panamericana, diese führt durch hässliche verstopfte Vororte, ok das nächste Mal wieder vermeiden.
In Santiago biegen wir in unser Kurvenparadies Richtung Sona ein, 100 km Abwechslung von der langweiligen Panamericana. In David gehts nach Norden in die Berge nach Boquete. Raus aus bis zu 38 Grad in Meereshöhe, hoch auf 1.300 m und frische 20 Grad.
Die Ansicht und beginnende Kühle der Bergwelt bei wenig über den erlaubten 80 km/h geniessend, überholt uns eine 1700er Vulkan, verschwindet rasch hinter der nächsten Kuppe um am Ortseingang Boquete auf uns zu warten. Rudy ist der Vize-Präsident (hatten wir doch schon in San José…) des örtlichen Motorradclubs.
Boquete ist zwar schon touristisch erschlossen, aber an diesem Wochenende findet ein überregional bekanntes Jazz-Festival statt, Quartiere zu rasonablen Preisen sind ausgebucht. Er hilft uns sofort mit der Suche und findet auch Alternativen, erwähnt jedoch am Rande, dass auch seine Schwiegermutter 2 Zimmer als Hostal, aber eben sehr einfach ausgestattet, hätte.
Keine weiteren Fragen, das reicht für uns. Auf dem Weg dahin, empfiehlt er uns auch noch ein rustikales Restaurant.
Noch eine kleine Runde am Spätnachmittag um das Dorf, etwas einkaufen. Auf dem Weg passieren wir ein nett aussehendes, argentinisches Restaurant, halten, es ist gut besetzt, aber man hat nicht einmal das Interesse, uns um etwas Geduld zu bitten. Also zurück zu Rudys Empfehlung, etwas ausserhalb des Dorfes rustikal, kleines Menu, aber hervorragend zubereitet und ansehnlich präsentiert.
Mit Vor- und Nachspeise, einer Flasche Merlot und einigen Panamas, zu Dritt mit Trinkgeld 80 USD, nette Leute kennenlernen inclusive.
Ein kühler Wind weht von den Bergen, in Sweater und Thermo sitzen wir draussen und geniessen nicht zu schwitzen.
Samstag 15.02.2014
Die Nacht war laut. Der Wind riss an den Wellblechen des Vordachs, ich sprang zum Fenster, da ich dachte die Mopeds wären umgefallen…
Aber alles in Butter, um acht Uhr früh, sind wir fit, feiner Niesel vermiest uns die erste Tour. Warm angezogen brechen wir auf in Richtung Vulkan Baru.
Von unseren 1.200 m über NN in Boquete gibt es scheinbar einen Weg hoch bis 3.400 m hoch zum Vulkan.
In etwa 1.800 m Höhe endet jedoch die kleine Landstrasse und ein üble Piste führt weiter. Ich will erkunden, ob das nur ein kurzes Stück ist, komme aber nicht weit.
Also ehe wir jetzt doch wieder, wirklich unnötigerweise, das Schwitzen anfangen, ändern wir den Plan und bleiben auf den kleinen und kleinsten befestigten Wegen rund um Boquete.
Wandern behalten wir uns für ein anderes Mal vor.
Am frühen Nachmittag kehren wir zurück zu unserem Hostal, das Klima ist ideal um Bikes und Ausrüstung zu überprüfen, Schrauben nachzuziehen, Öl aufzufüllen.
Ja, nach fast 7.000 km befinden wir uns auf dem Rückweg.
Wir unternehmen einen weiteren kleinen Ausflug in die herrliche Bergwelt um Boquete.
Eine weitere Schlemmerei im Restaurant des Vorabends, eine Flasche Wein auf der Veranda unserer Urwaldhütte (15 Grad Celsius, windig, die Feuchtigkeit der absinkenden Wolken…). HERRLICH!
Morgen geht es zurück in die Karibik.
Sonntag 16.02.2014
Warum hauts mich denn ständig auf die rechte Seite?
Lago Atitlan zählt nicht, das war eingegraben und dann links angelehnt.
El Salvador – Bremsen, Sand, Stand, Wegrutschen – rechte Seite;
Gestern – Eingraben, Rauszerren, Umfallen – rechte Seite;
Heute – nach 250 km Rollercoaster durch die Reserva Forestal Fortuna und entlang der Küste Bocas del Toro, fällt, vor dem letzten Brückchen Puerto Viejos bremsend, so gut wie stehend, der linke Alukoffer ab. Ich denke, mich hat jemand von hinten gerammt, ziehe nach rechts, Ale bewegt sich ebenfalls nach rechts um zu checken, was da links hinten passiert. Ich bin am Rande des Asphalts, die Grassohle befindet sich zehn Zentimeter weiter unten, da reichen meine Beine nicht mehr hin, Ale springt, ich rolle, die Dicke… – rechte Seite.
Keine Bilder, da wir umgehend das Verkehrshinderniss beseitigen mussten und niemand Anstalten zum Helfen machte…
Ausser zwei losen Spiegeln und einer kleinen Rippenprellung meinerseits, keine weiteren Schäden. Weder Helmkamera, noch Fotoapparat, den Ale umhängen hatte, noch IPad in meiner Rücken-Kartentasche haben was abbekommen. Auch der Koffer hat so gut wie gar nix.
Die Frage, warum fällt das Ding nach zweihundertfünfzig Kilometern auf den letzten fünfhundert Metern ab?
Der Verschlusshaken ist offen, die Schlüsselstellung ist aber “verschlossen”.
Was hilfts…, zukünftig noch gewissenhafter kontrollieren.
Grenzbrücke von Panama nach Costa Rica
Da unser Freund Rolf und seine Cabinas Tropical ausgebucht sind, kommen wir in der Coco Loco Lodge unter.
Am Rande von Puerto Viejo und dem umgebenden Dschungel gelegen, haben wir unsere eigene Hütte, mit Veranda, Hängematte, Kühlschrank…
Ale und Mike machen eine Einkaufstour zum nahen Supermarkt, ich richte mal wieder meine Spiegel, lecke meine Wunden und erkläre meinem Ego, dass, auf jeden Fall, immer die Anderen schuld sind…
Nach einer ausgiebigen Siesta meiner Leidensgenossen (ich bin ja am Schreiben) ziehen wir nochmals entlang des Strands zum Restaurant, welches Mike und ich schon letztes Wochenende auserkoren hatten.
Wir kommen zum Schluss, dass der heutige Abschnitt Boquete – Reserva Forestal Fortuna – Bocas del Toro – Sixaola – Puerto Viejo einer der schönsten und facettenreichsten der ganzen Reise ist.
Da tut es auch keinen Abbruch, dass wir in rekordverdächtigen fünfzehn Minuten aus Panama raus und als Personen in Costa Rica drin waren, die Krankheits-Urlaubs-Sonntags-Vertretung des Fahrzeugimports jedoch den richtigen Vordruck nicht finden konnte und eine halbe Stunde in hilfesuchenden Telefonaten verstrich.
Ach so…, bevor wir morgen losfahren, haue ich das dicke Ding einfach gleich vorsorglich auf die rechte Seite, dann hab ich das schon mal hinter mir...