Dienstag 11.02.2014
250 km bis Panama Stadt, wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück, biegen unterwegs auf der Panamericana, auch mal zum Pazifikstrand ab.
Alles eher langweilig und so sind wir kurz vor ein Uhr nachmittags nur noch 14 km von der heiss erwarteten Puente de los Americas entfernt, als das Flackern des Alarmlämpchens mich auf nur 1,6 Bar im Vorderrad aufmerksam macht.
Wenig vorher stand da noch 2,4, wie auch die ganzen Tage zuvor, wegen der zerdellerten Felge akribisch überwacht.
Anhalten unter einer Brücke am Rande der Autobahn, nach Fremdkörpern und Beschädigungen suchen, nichts. Langsam weiter, der Druck fällt auf den nächsten zehn Kilometern auf 1,1 Bar, bei 1,0 werde ich mal mit dem kleinen Kompressor nachlegen müssen, da kommen wir zu einer Tankstelle.
Aufbocken, Druckluft drauf und genau da, wo die Felge ihre grösste Honduras-Delle trägt, zischt es heftig. Schei…, holt es mich jetzt ein?
Genauer fühlen…, da sehe ich es…, selten habe ich mich über ein Loch im Reifen so gefreut!
Exakt über der hässlichen Kaltverformung bläst es aus der Karkasse. Die Reifen sollten sowieso in Panama gewechselt werden, also nochmal flicken und beim nächsten Reifenfritzen wechseln.
Bei näherer Untersuchung stellt sich das Loch jedoch als Riss heraus, mit einem Flickdocht ist es nicht getan, in sengender Hitze beschliessen wir, das Vorderrad auszubauen und den Reservereifen gleich aufziehen zu lassen.
Ich mache mich mit Rad und Reifen in einem lokalen Taxi auf den Weg. In dem kleinen Dorf vor Panama Stadt gibt es zwei Werkstaetten für Reifen. Die grössere lehnt von vornherein ab. Die Hinterhofbude in der wir dann anhalten ist gerade einen alten Autoreifen von einer Stahlfelge am wechseln, das Ganze geht flott un geübt zur Hand. Als man dann jedoch meine Felge zuerst an der Bremsscheibe einspannen will und, nach meiner sofortigen Intervention, der Versuch an der Felge schiefgeht (Gott sei Dank ist sie schon krumm und hässlich…), kehre ich nass geschwitzt und frustiert zur Tankstelle zurück.
Dort finde ich Mike…
…in angeregtem Gespräch mit Howard, einem Amerikaner, seit vielen Jahren in Panama, selbst begeisterter Motorrad-Fahrer und bereit, mich mit seinem Pickup nach Panama City zu bringen um dort den Reifen in einer ihm bekannten Werkstatt wechseln zu lassen.
Nix wie los, wir kommen zur durchaus grossen Werkstatt, alles ober lateinamerikanisch-super-zäh, Hilfsbereitschaft null, halbe Stunde warten und dann mit Schnauze voll und fünf Dollar für den Monteur, neben der offiziellen Rechnung von 16 Dollar fuer den Reifenwechsel, das Ganze auf fünf Minuten beschleunigen.
Engel können auch schon mal Howard heissen…
Der Weg zurück zu Mike und den Mopeds kostet uns im beginnenden Feierabendverkehr eine weitere Stunde. Alles wieder zusammenbauen, Howard sammelt uns ein.
Heute schon meine dritte, aber Mike´s erste Überquerung der “Puente De Los Americas”.
Howard führt uns zum B&B Canal Inn, nahe der Brücke und auch seines Anwesens. Wir sind noch beim Abladen der Motorräder, als er schon wieder auftaucht und uns noch schnell ein Six eiskaltes Panama-Bier in die Hand drückt…
Der Gute holt uns auch zwei Stunden später wieder ab, eine geführte Tour duch das nächtliche Panama vom Feinsten, Ratschläge für den weiteren Aufenthalt…, auf Mexikanisch sagt man: “Feos, pero con suerte!”
Mittwoch 12.02.2014
Um acht Uhr früh sind es schon über dreissig Grad. Wir schlängeln uns durch den aufgeregten Morgenverkehr wieder zur Reifenbude um auch den Hinterreifen zu wechseln.
Wenigstens hat das gestrige Schmieren geholfen, kostet per Rechnung zwar wieder 16 USD nur fürs Montieren, Aus-Und Einbau mache ich, aber nach zwanzig Minuten rollen wir schon wieder.
Erstes Ziel sind die drei Inseln Naos, Perico und Flamenco, durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Hier sollte sich eigentlich tummeln was gut und teuer ist, aber es ist so gut wie kein Betrieb. Schöne Boote und Schiffe dümpeln in der Bucht, hervorragende, grosszügig dimensionierte Restaurants sind menschenleer.
Zurück in der Stadt suchen und finden wir auch zuletzt die Auffahrt zum Cerro Ancón.
Von hier hat man einen hervorragenden Blick über die Stadt und die Kanaleinfahrt der Pazifikseite.
Anschliessend wollen wir es uns in der Altstadt gut gehen lassen und wenden uns via Casco Viejo.
Aber,…Erstens kommt es anders… und Zweitens, als man denkt.
Es ist kurz nach Mittag. Kaum geparkt und losgelaufen, klingelt das Telefon. Alejandra ruft vom Flughafen Mexiko City an. In einer Stunde soll ihr Flug nach Panama starten, man weigert sich jedoch ihr eine Bordkarte auszustellen, da sie kein Rückflugticket vorweisen könne.
Unsere schnellste Variante für ein Ticket ist die Buchung über meinen Expedia-Account. Der Computer liegt drei Kilometer entfernt im Hotel. Dorthin oder Internet-Café suchen?
Da Ale es nochmal mit den Importdaten des Motorrads nach Panama probieren will, entschliessen wir uns zum Hotel zurückzukehren. Im Mittagsverkehr verlieren wir fast eine halbe Stunde, ich bin nervös, Ale ruft nicht an…
In unserer Unterkunft stelle ich umgehend Arbeitsbereitschaft her.
Endlich der Anruf, der geplante Flieger um ein Uhr nachmittags ist bereits zu.
Um drei Uhr geht der Nächste. Ale´s Daten für einen 400 USD-Rückflug Panama – Bogota – San Salvador – Mexiko City habe ich schon im Rechner.
Keine weiteren Experimente, für 35 USD noch eine Reiserücktrittsversicherung drauf und ab die Luzy.
Eine halbe Stunde später der erlösende Anuf: Boarding Pass ok, Gepäck eingecheckt, Ankunft Panama 20:08…
Draussen ist es zu heiss um nochmals loszuziehen, wir verbringen den Rest des Nachmittags in unserer Pension.
Um 20:00 sind wir am Flughafen Tocumen, Ale hat bereits Landung gemeldet, trotzdem dauert es eine weitere dreiviertel Stunde bis sie endlich auftaucht.
Im Hotel abladen, etwas essen, erzählen, schnell ist Mitternacht.
Donnerstag 13.02.2014
Touri-Tag! Es gibt zwei Touri-Bus-Runden in Panama Stadt, die eine raus zu den Inseln, zum Kanal und zum Fischmarkt nahe Casco Antiguo, die andere durch Panama Viejo, Hochhäuser und Parks.
Unser B&B befindet sich strategisch günstig zu den Haltestellen der Kanal-Route. 29 USD kosten 24 h “Hop on – Hop off”, aber wer beide Routen an einem Tag machen will, muss den ersten Bus der Kanal-Route erwischen.
In Miraflores aussteigen und für 15 USD während einer Stunde zwei Schleusendurchfahrten sehen , danach weiter, in der Stadt um ein Uhr nachmittags die Linie wechseln und weiter. Die Stadt-Tour wird uns recht bald langweilig, wir steigen am Hotel Riu aus und nehmen ein Taxi für 5 USD zum Fischmarkt nahe Casco Antiguo.
Hervorragende Ceviche und Marisco-Coctails, serviert in Einwegbechern für zwei bis zweieinhalb USD, ein Bier – ein USD…, wir schaffen Reserven…
Ein Spaziergang durch Casco Viejo, Vieles bereits sehr schön restauriert, aber auch noch jede Menge zerfallener Gebäude.
Auf dem Weg mit dem Taxi zurück zu unserer Pension, wird deutlich, wie nah auch hier, wie vielfach in Latein-Amerika, Tourismus, historische Altstadt und aufwändige Restauration an elende Quartiere und Armut grenzt.
Trotzdem…,Panama hat was…!!!