Freitag 24.01.2014
Wir müssen weiter, denn, …um 09:00 Uhr frühstücken, dabei Emails schreiben, den guatemaltekischen Kaffee geniesen, bei angenehmen Temperaturen, am See sitzen, …in Kombination macht das süchtig.
Wieder gehts vom Lago Atilan hinauf in die Berge, herrliche Kurven und Aussichten, getrübt durch brutale Schlaglöcher auf der CH1 in Richtung San Andres Itzapa.
Vor San Andres biegen wir ab um, vorbei am Vulkan Acatemango einen Weg nach Antigua zu suchen. Die Karte (GPS-Karten haben wir hier nicht) zeigt gelbe und weisse Wege auf, also los. Schnell wird der schlechte Asphalt zur Schotterpiste, 15 km weiter, kann man eigentlich nur noch über einen ausgewaschenen Feldweg mit Flugsand reden.
Karte, Kompass und Durchfragen…, ja, durch das Loch da vorne geht es nach San Miguel de “was auch immer” und weiter nach Antigua…
25 km, anderthalb Stunden , Rutschen, Schlingern, Fluchen und Spass habend (wie sagt Mike: “wir müssen ja nicht Alles so gut können wie Saufen…”), später, erreichen wir die nächste Zivilisation.
…man beachte die Kleine!
Um 15:00 Uhr rollen wir in Antigua ein, zwei Französisch-Schweizerinnen sprechen uns an, Mike kontrolliert ihren Vorschlag einer sicheren und preisgünstigen Unterkunft und das Thema Übernachtung ist erledigt.
Die Motorräder sind sicher eingeschlossen, der Dackel ist bereits unser Freund, Zimmer und Bad sind sauber, das Letztere aber für 8 Quartiere gemeinsam, unsere Zelle hat zwei Betten, drei Steckdosen, 10 USD / Person, da haben wir woanders schon mehr für den Parkplatz über Nacht bezahlt.
Wir spazieren durch die Stadt, …nur die Ruhe, putz die Schuhe…
Wir essen eine Kleinigkeit, Lynn, eine der Feen der Ankunft, spaziert an dem Lokal vorbei, wir quatschen, vergessen die Zeit, die Banken wechseln nicht mehr, meine Kreditkarte funktioniert nicht. Nu, wir kaufen für unsere verbleibenen, exakt 101 Quetzals 4 Bier und 2 Wasser und kehren pleite zurück in unsere Zelle.
Am Abend sitzen wir bei bestem Wifi in der “Rezeption”, lesen, schreiben, skypen…
Morgen gehts wieder Richtung Pazifik!
Samstag 25.01.2014
…es ist 22:00 Uhr, vor drei Stunden sind wir noch in 2.700 m Höhe bei Dunkelheit über Feldwege gezackert, jetzt liegen wir ungewaschen in unseren Betten in einem billigen Motelzimmer. Was ist passiert?
Die Ankunft in Antigua und das Zusammentreffen mit Lynn hatte eine, an für sich positive, Kettenreaktion ausgelöst:
Durch ihre freundliche Empfehlung unserer Unterkunft waren wir ihr dankbar.
Da wir ihr dankbar waren und sie gerade an dem Lokal vorbeilief in dem wir wenig später sassen, luden wir sie auf ein Agua de Jamaica ein.
Da wir sie einluden, kamen wir ins Quatschen über Reisen.
Dadurch wurde es zu spät um noch Geld auf der Bank zu wechseln.
Ohne Geld gingen wir nicht mehr aus, also früh zu Bett.
Damit erwachte ich bereits um 06:00 Uhr und beschloss ein paar Morgenfotos in der Stadt zu machen.
Hier fand ich eine gut ausgestatte und beladene F800GS mit guatemaltekischem Kennzeichen einsam an einer Ecke.
Da ihr Besitzer nicht weit sein konnte, schaute ich mich um und fand in einem Café Cisco.
Ausser, dass wir sofort auf Deutsch umschalten konnten, da Cisco in meiner Heimatstadt studiert hat, ist er auch noch unterwegs zur GS-Trophy Guatemala und lädt uns ins 70 km entfernte Tecpan ein.
Antigua am Morgen
Eine F800…
…ihr Fahrer und eine Planänderung…
Zurück im Hotel ist Mike sofort einverstanden. Packen, Geld wechseln, Frühstücken und los. Kurz vor Mittag sind wir suchend vor den Ruinen von Iximche unterwegs. Ca 400 m nach dem Dorf rechts ab, hiess es. Erster Versuch, fragen, nein hier kamen keine grossen Motorräder vorbei, ebenso beim 2. und 3. Versuch. Endlich bekommen wir an einer Ecke die Auskunft, ja, hier sind welche vorbeigefahren, aber schon vor etwa 2 Stunden. Wir also auf der Schotterstrasse hinterher, hoffend, dass keine fraglichen Abzweigungen uns zur Umkehr zwingen.
Wieder die Vulkane Atitlan und Toliman aus anderem Blickwinkel
Wir haben uns vorgenommen, den Berg ganz hinaufzufahren und wenn wir dann kein Zeichen sehen, werden wir umdrehen.
Plötzlich, nach einer Kurve steht da eine GS und auf einem Hügelchen liegt eine X450. Wir halten an, haben wir sie doch gefunden?
Ja haben wir, aber auf eher unfreiwillige Weise ihrerseits. José wartet auf den Pickup der Gruppe um die X zu einer weiteren Prüfung zu bringen. Einer der Teilnehmer ist an dieser Stelle gestürzt und man hat die X abgeladen um die havarierte Maschine zurück ins Basislager zu bringen.
Nach einer Viertelstunde kommt der Pickup, Aufladen und mit José voraus geht es Richtung Gruppenprüfung. 10 km Gelände mit Allem und der Dicke fährt einen flotten Stil, wir eiern mit unseren schwer beladenen Mulis, zum Teil in weichem, roten Pulversand wildest schlingernd, hinterher.
Am Übungsgelände ist noch keiner, wir machen uns besser bekannt, da kommt ein Anruf, ein weiterer Teilnehmer ist gestürzt, José und der Pickup machen sich wieder auf den Weg.
Mike vertreibt sich die Zeit mit Angeln, ohne Erfolg.
Erst kurz vor 16:00 trifft die auf 12 Fahrer minimerte Teilnehmergruppe in der Laguna de las Truchas ein.
Es folgen 2 Gruppenprüfungen, das Wasser in 2.700 m ist im Januar auch in Guatemala hundskalt, aber die Stimmung bleibt super.
Wettbewerb…
…Zuschauer…
…Teamwork…
…Gewinner!
Als wir aufbrechen, ist es bereits dunkel.
Über eine kurvige Schotterpiste geht es Richtung Hauptstrasse, ein wenig später biegen wir in die Hotelempfehlung von José ein. Komplett belegt, zwei weitere Hotels sind Bruchbuden. An der Hauptstrasse hatten wir frühs ein Hotel im Stil amerikanischer Motels gesehen, welches von aussen gar nicht so übel erschien, also hin.
Nun gut, ist nicht der Reisser, aber noch erträglich. Zimmer nehmen, das Gröbste abladen und erstmal in dem netten Restaurant in der Nähe noch was essen. Wieder Glück gehabt, wir sind die letzten Gäste, nach uns wird direkt geschlossen.
Satt und kaputt, fehlt nur noch eine heisse Dusche.
Bis hierhin ein perfekter Tag, ABER…
Mike´s Töffli zeigt keine Neutrallampe und weigert sich anzuspringen. Aus- und Einschalten, am Kontakt rütteln, Batterie ab- und anklemmen, Nichts hilft. Ich fahre doch noch mal raus zu den GS-Freunden, aber da ist schon Totenstille, ich öffne das Portal der Finca nicht und kehre zu Mike zurück.
Das ......... rührt sich immer noch nicht, ich will nicht mehr probieren, die Experten sitzen ja so nahe. Wir schieben die Maschine aus dem Sichtfeld unter das Vordach eines Häuschens direkt beim Restaurant in dem wir gegessen haben. Hier gibt es einen Nachtwächter der sie mit bewachen wird.
Zurück ins Hotel, jetzt schnell ne warme Dusche und schlafen, um morgen zeitig zu sehen, wie es weitergeht…KEIN WARMES WASSER!
Man will uns ein anderes Zimmer geben, aber wir haben schon Alles abgeladen und um uns herumliegend, resigniert lehnen wir ab, kalt duschen will auch keiner…
Sonntag 26.01.2014
Die Morgensonne wirft doch ein ganz anderes Licht auf die Dinge! Also die Ersatzreifen runter von meiner Dicken, Zeug was wir im Moment nicht brauchen im Zimmer lassen, bis 14:00 Uhr haben wir Zeit und zu zweit auf meiner Maschine ab zur GS-Trophy, während der wir hoffen, Zugriff auf den Mechaniker Roberto zu bekommen.
Man lädt uns herzlichst zum Früstück ein, alle Helfer sind eifrig dabei den Parcours abzustecken, der Wettbewerb beginnt, Roberto ist als Schiedsrichter eingeteilt und kann nicht mit uns zu Mikes Töffli kommen. “Kannst Auto fahren, dann nehmt doch einfach den Pickup und holt die Maschine, dann können wir sie hier in einer Pause anschauen und wenn nicht behebbar, bleibt sie drauf und geht nach Guatemala Stadt.”.
Im alten Nissan 4x4 Pickup von BMW-Motorrad Guatemala suchen wir einen Weg durch das sonntäglich verstopfte Tecpan, zuerst zum Hotel, wo wir unsere Sachen wohlbehalten auffinden.
Danach zum Übernachtungsplatz von Mikes Bike. Alles in Ordnung, nicht mal ein Spannriemen von aufgeschnalltem Zelt, Schlafsack, Isomatte und Birkenstock fehlt.
Wir nutzen die kleine Terrase der umgebenden Geschäfte als Basis der Rampe. Für eine Dose Bier pro (fast) Mann hilft die Dorfjugend gerne und ruckzuck ist das Töffli verladen und wir machen uns auf den Weg zurück zum Wettbewerb.
Der Kurs und die Prüfungen des heutigen Tages sind durchaus anspruchsvoll und es geht auch nicht ohne Kaltverformungen ab.
Von anfangs 14, kämpfen heute nur noch 9 Teilnehmer, von denen 3 zur nächsten Ausscheidung nach Kolumbien reisen dürfen. Es wird gefightet, gescherzt, unzählige Male hingefallen und wieder aufgestanden.
Wir lernen eine Menge netter Leute kennen und erhalten super Tips für die weitere Tour.
Unserem Freund Cisco bleibt der undankbare vierte Platz, aber schon am Vormittag hat er uns nach Villanueva, direkt an Guatemala Stadt angrenzend, in seine Junggesellenbude eingeladen. Klar, dass wir ja sagen.
Die Motorräder sicher in einer Halle, endlich duschen, ein Drink.
Brot, Käse, Schinken und ein Päckchen-Fondue, welche Cisco noch rasch auf dem Weg einkauft, verwandelt Mike, mit dem was sich gerade in der kargen Küche findet, in ein hervorragendes Abendessen, Cisco zaubert noch eine Flasche Herradura hervor…
…immer noch 1.500 m über dem Pazifik, aber Alles schon wieder viel freundlicher!
Nach 3 Tagen Quälerei ohne Entlüften rutscht die Kupplung wieder wie zu ihren besten Zeiten, aber morgen gehts zur Werkstatt.