Nur der Hinweis: der Hersteller hat das nicht gesagt. Da hat ein Mitarbeiter des Herstellers etwas geäußert, von dem man als Anrufer annimmt, dass er es wissen muss. Auf der anderen Seite des Telefons sitzt jemand, dessen Ausbildung man nicht kennt, der also durchaus ein Wort aus einer Vermutung weitergegeben hat, um einem Kunden eine Erklärung zu liefern und ihn damit zufriedenzustellen.
Unser nicht technisch gebildeter Außendienst hat beim Kunden auch schon Aussagen getroffen, da hätte ich mir gewünscht, dass er zuerst mal gefragt hätte. So spielt das Leben.
Wie oben nach meinem Beitrag mehrfach bestätigt tritt das Phänomen der Kavitation in einer ruhenden Flüssigkeit nie auf. Die aufgrund des zu hohen Unterdrucks bei Bewegung gebildeten Dampfblasen kondensieren wieder, dann ist erneut nur noch Flüsssigkeit im System. Wenn sich die Fußbremse bei Betätigung im Stand 6000 km nach dem letzten Enlüften bis zum Hauptständer durchdrücken lässt (da habe ich mich erst richtig beschwert, die Bremse tat immer noch, aber die Fußstellung ist mir dann auf den Senkel gegangen, die Veränderung ging auch relativ schnell), ist eindeutig ein komprimierbares Gas im System. Da ist mir der Aufbau der Bremse, von Bremsmodulator usw. ziemlich egal. Zündschlüssel raus, die Kiste ist aus, was soll da denn modulieren? Auch das ABS ist aus. Wenn dann entlüftet wird, ist das Gas raus. Ohne Zündschlüssel geht auch kein Bremskraftverstärker.
Ich denke weiterhin, dass von BMW nicht vorgesehen an irgendwelchen Stellen im System ein so großer Unterdruck gebildet wird, dass dann Luft von außen eintritt. Das System muss dabei nicht nach außen undicht für einen Bremsflüssigkeitsüberdruck sein. Wenn man eine nach innen gerichtete Lippendichtung (die ist natürlich nicht drin, nur als Beispiel) zur Abdichtung eines hydraulischen Überdrucks nach außen hat, dann ist diese bei Überdruck dicht. Bei Unterdruck gegenüber Umgebung würde Luft eintreten. Der Überdruck innen macht das System sogar dicht. Physikalisch ist das logisch. Bei meinem Tauchgehäuse für die Kamera ist das auch so ein Problem. Der Überdruck von außen dichtet die Durchführungen für die Steuerhebel ab. Packe ich die Kamera im klimatisierten Raum bei 20 °C in das Gehäuse und springe dann dümpeln in den Pool bei 33 °C Wassertemperatur, heizt sich die Luft im Gehäuse auf, es gibt innen Überdruck, das war nicht vorgesehen, Gas muss entweichen, die Dichtungen heben ab, es kann Wasser eindringen. Leider falsche Druckrichtung gegenüber der technischen Auslegung.
Dass natürlich in der Bremsflüssigkeit alle Gase aus der Umgebung gemäß Henry-Gesetz gelöst sind, ist klar (Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxid, ein bisschen Edelgas). Das sagt das Henry-Gesetz auch aus. Gerät die Bremsflüssigkeit unter Unterdruck, dann werden diese vielleicht ausgasen (dann muss der Unterdruck aber enorm sein, das ist ein diffusionsgesteuerter Prozess, kein Verdampfungsprozess), es bildet sich in einem System mit Freiraummöglichkeit ein Gaspolster, welches bei Rückkehr zum Normaldruck wieder verschwindet, das ist reversibel. Das alles braucht Zeit. Daher müsste so etwas bei einem Mopped nach einer Standzeit von 1 Woche auf jeden Fall alles wieder weg sein. In einem vollständig mit Flüssigkeit gefüllten System kann aber auch dieser Ausgasungsvorgang nicht stattfinden.
Da die weiche Fußbremse aber nicht in Stand verschwindet, ist ein solches Gaspolster im System, das nicht durch Ausgasen gebildet werden kann.
Warum hilft das Gewicht von 10 kg über Nacht an der Fußbremse? Weil damit das vorhandene Gas unter starken Druck gesetzt wird (vielleicht weiß jemand, ob dann 50-100 bar Druck im System erreicht werden) und gemäß Henry-Gesetz bei diesem Druck in die Bremsflüssigkeit diffundiert und sich dann über diesen Zeitraum in der Bremsflüssigkeit verteilt. Damit ist es erstmal weg. Nimmt man das Gewicht runter, kann das nicht sofort ausgasen, die Diffusion braucht Zeit. Gasüberschuss könnte auch durch Diffusion am Ende im Bremsflüssigkeitsbehälter austreten. Wenn dieser im Ruhezustand unter Überdruck steht, wäre das ein klares Indiz dafür, da gibt es aber keine Messung.
Vielleicht weiß einer der Experten aufgrund des technischen Aufbaus von Leitungen, Hebel usw., mit welchem Gasvolumen man rechnen muss, wenn der Bremshebel so weit durchgedrückt werden kann. Das wird vermutlich sehr niedrig sein, ich denke deutlich weniger als 0,5 ml, hängt aber von der Leitungsgeometrie ab. Und das ist durch Undichtigkeiten bei Unterdruck dann wiederum sehr wenig betrachtet über die Zeit, in der die Verschlechterung eintritt.
So, genug der Abhandlung. Vielleicht interessiert das ja jemanden. Und danke für das Lesen bis hierher.
Gruß
Klaus