Hinterrad blockiert in voller Fahrt... Umfaller... was wird durch Garantie ersetzt?

Diskutiere Hinterrad blockiert in voller Fahrt... Umfaller... was wird durch Garantie ersetzt? im R 1200 GS LC und R 1200 GS Adventure LC Forum im Bereich Motorrad Modelle; danke für den Zwischenbescheid!
qtreiber

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Todi

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R 1250 GS Rallye (2021)
Servus zusammen,

passend zur beginnenden "Schönwetterfront" haben wir gestern unsere "Pepsi" wiederbekommen. Auch wenn wir niemandem ein vergleichbares Erlebnis wünschen, möchten wir euch doch über unsere Erkenntnisse und Erfahrungen informieren...

Am 17.05. sind wir nachmittags zum Händler gefahren, wo wir zwar freundlich aber doch mit etwas Verwunderung begrüßt wurden (warum steht die Rallye auf dem Hof?). Man hatte uns schon im Laufe des Tages versucht telefonisch zu erreichen, was aber aber aus beruflichen Gründen unsererseits nicht möglich war...

Nach Schilderung der Ereignisse und gemeinsamer "Begutachtung" der GS konnte der Fehler eindeutig nachvollzogen werden... GS lässt sich 20 cm schieben - blockiert - nach vorwärts/rückwärts-ruckeln wieder 20 cm - blockiert erneut... Motor lässt sich bei gezogener Kupplung wie gewohnt starten und dreht frei sowie ohne ungewöhnliche Geräusche oder Rauchentwicklung.

Durch die Geräuschentwicklung bei den Schiebeversuchen war sehr schnell der Kardan als Verursacher festgestellt, was sich nach Öffnen des oberen Faltenbalges und den dort herausfallenden Teilen auch eindeutig verifizieren liess...

Kardanbruch 1.jpeg

Durch das vernünftig verlaufende Gespräch haben wir uns entschieden, die GS zur Demontage und Fehlersuche beim Händler zu lassen. Ja... wir haben gewusst, dass wir hierdurch die "Handlungshoheit" aus der Hand gegeben haben, jedoch war auch das Thema Gewährleistung auf beiden Seiten unstrittig und wir an einer schnellen und vernünftigen Lösung interessiert. Daher haben wir uns von unserem gesunden Menschenverstand leiten lassen - und wurden letztendlich auch nicht enttäuscht...

Wir wurden durch unseren Händler regelmäßig telefonisch über den aktuellen Erkenntnisstand informiert und hatten auch jederzeit Zugang zu unserer GS um den Schaden und die erfolgten Arbeiten nachvollziehen zu können (was wir auch mehrfach genutzt haben). Auch die Bilder der beschädigten Teile wurden uns zur Verfügung gestellt und wir wurden regelmäßig über den aktuellen Stand der Abstimmungen zwischen Händler und BMW informiert - für uns eine vorbildliche und transparente Handlungsweise des Händlers, der uns zudem jederzeit und mehrfach ein Ersatzfahrzeug zugesagt hat - durch das miese Pfingstwetter haben wir allerdings freiwillig darauf verzichtet...

Zum eigentlichen Schaden:

durch den Bruch eines "Auges" der Kardanwelle am oberen Kreuzgelenk hat sich dieses im Kardangehäuse verkantet bzw. an diesem geschliffen und so für die zeitweise Blockade des Hinterrades gesorgt.

Durch das Schleifen der Kardanwelle im Gehäuse haben sich Temperaturen von mehreren 100 Grad ergeben und dazu geführt dass der Lack vom Kardantunnel abgebrannt ist und auch das Kunststoffgelenk der ESA-Anlenkung hatte deutliche Spuren der Hitze "abbekommen". Hierdurch dürfte auch die wahrgenommene Rauchentwicklung nach Stillstand begründet sein.

Zur Regulierung:

Nachdem der Schaden durch unseren Händler an den technischen Außendienst von BMW gemeldet wurde, kam (natürlich) erstmal die Rückfrage, ob alle vorgeschriebenen Wartungsintervalle innerhalb der Fristen eingehalten wurden. Da die GS von unserem Händler bereits als Neumotorrad verkauft und seit dem dort gewartet wurde (was uns vor dem Kauf bekannt war), war diese Frage schnell und unbürokratisch "erledigt".

Keine 48 Stunden nach unserem ersten Gespräch mit dem Händler erhielten wir die Rückmeldung, dass auch BMW hier von einem Material-/Fertigungsfehler ausgeht und uns wurde eine vollständige Regulierung des Schadens zugesagt. Einen weiteren Tag später erhielten wir einen erneuten Anruf mit der Zusage, dass auch sämtliche Beschädigungen durch den Umfaller - der ja nichts mit dem eigentlichen Schaden zu tun hatte - reguliert werden und man bat uns, die Rechnung für die Lederkombi einzureichen da auch hier eine Möglichkeit der Erstattung geprüft werden sollte.

In den letzten 10 Tagen wurden dann sämtliche Teile bestellt und die Reparaturen ausgeführt - auch jedes durch den Umfaller nur angekratzte Teil wurde durch ein Neuteil ersetzt - ein neuer Hinterreifen wurde montiert und die GS wurde (nach Abstimmung und Zustimmung durch uns) von insgesamt 3 Werkstattmeistern Abends mitgenommen um auf "Herz und Nieren" geprüft zu werden - was auch durch den gut angefahrenen Hinterreifen deutlich ersichtlich ist... ;)

Zwischenzeitlich hatten wir auch die Information bekommen, dass die Lederkombi meiner besseren Hälfte auf Grund des neuwertigen Zustandes (gekauft in 02/2021 - gefahren seit Saisonbeginn in 04/2021) zu 100% erstattet wird.

Abschließend:

Wir sind in Anbetracht des Schadens immer noch froh, dass keine körperlichen/gesundheitlichen Schäden entstanden sind, insbesondere nachdem wir die Schadenbilder gesehen haben. Wir machen zudem niemandem einen Vorwurf dass es uns "getroffen" hat... der Schaden hätte auch schon auf den 27.000 km beim Vorbesitzer auftreten können und hat sich durch nichts im Vorfeld angedeutet.

Wir haben nach wie vor großes Vertrauen in unseren Händler, der sich nach unserer Meinung vorbildlich um uns und die Regulierung des Schadens gekümmert hat.

Wir sind bewusst "unseren Weg" gegangen und haben das Gespräch gesucht. Durch berufliche Erfahrungen wissen wir dass Kontaktaufnahme durch einen Rechtsbeistand auch von der "Gegenseite" aus Haftungsgründen nur ebenso beantwortet werden kann/darf... wir waren/sind nicht an einem Rechtsstreit oder persönlicher Bereicherung interessiert. Die schnelle, entgegenkommende und unkomplizierte/stressfreie Abwicklung gibt uns in diesem Fall rückblickend Recht und wir würden wieder so handeln...

Die vorgenannten Worte geben ausschließlich unsere eigenen Meinungen, Erfahrungen und Einschätzungen wieder und stellen weder eine verbindliche Handlungsempfehlung dar, noch haben sie eine präjudizierende Wirkung für ähnlich gelagerte Fälle... wir wissen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt mit einer solchen Situation umzugehen... jeder, der von einer solchen/ähnlichen Situation betroffen ist soll bitte für sich selbst entscheiden wie er/sie damit umgeht.

Gruß
Todi

PS. die "Schadenbilder" möchte ich euch natürlich informativ zur Verfügung stellen...

Kardanbruch 2.jpeg Kardanbruch 3.jpeg Kardanbruch 4.jpeg Kardanbruch 5.jpeg Kardanbruch 6.jpeg Kardanbruch 7.jpeg Kardanbruch 8.jpeg Kardanbruch 9.jpeg Kardanbruch 10.jpeg Kardanbruch 11.jpeg Kardanbruch 12.jpeg Kardanbruch 13.jpeg Kardanbruch 14.jpeg Kardanbruch 15.jpeg Kardanbruch 16.jpeg
 
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Danke für die ausführlichen Informationen und weiterhin drücke ich euch die Daumen, dass die GS ab jetzt einwandfrei funktioniert. :super:
 
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Todi

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...mich würde interessieren ob die Welle hinten fest war - analog zu dem Thema

Kardanverzahnung Schmieren / Rost am Kardangelenk
Servus,

das möchte ich ausschließen... wir haben haben unsere GS im demontierten Zustand mit einem Werkstattmeister "begutachtet" und nachdem ich den von dir verlinkten Beitrag (natürlich) bei meiner Recherche bereits gelesen hatte, habe ich auch speziell auf die Verzahnung der Getriebeausgangswelle geachtet - ich konnte hier nichts ungewöhnliches, und schon gar keinen Rost feststellen...

Gruß
Todi
 
987mike

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Ich will wirklich nicht den Teufel an die Wand malen, aber wenn ich mir euren Schaden ansehe und mir vorstelle, welche Kräfte da am Werke waren, dann halte ich es für möglich, dass da Spätfolgen nicht ausgeschlossen sind.
Zumal in meinen Augen davon ausgegangen werden kann, dass schon der Vorbesitzer eine ganze Zeit lang mit festem, bzw. nicht leichtgängigem Kreuzgelenk gefahren sein muss.

Ich erinnere dabei an folgenden Thread:
Reparatur CD - Getriebewechsel

Der Lagersitz der Getriebeausgangswelle scheint mir recht "windig" ausgelegt. Auch bei Dave gab es vor dem Motorschaden durch den gebrochenen Lagersitz einen Kardanschaden!

Unterm Strich scheint mir die Qualität der Kardanwellen von BMW leider wirklich zweifelhaft zu sein. Ein gutes Gefühl vermittelt mir das nicht.
 
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Todi

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Ich will wirklich nicht den Teufel an die Wand malen, [...]
Brauchst du auch nicht ;) ... diese möglichen Folgen wurden diskutiert und Motor/Getriebe im Rahmen der Reparatur komplett überprüft - inclusive dem Vermessen der Kurbelwelle - ausschließen kann man natürlich nichts (auch bei keinen Neufahrzeug), aber dafür haben wir ja einen guten Ansprechpartner und notfalls eine Garantieverlängerung. Wir sehen also eher zuversichtlich denn skeptisch in die Zukunft...

Gruß
Todi
 
987mike

987mike

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Der Motor wurde komplett zerlegt??? Wow!
Und das in der Zeit...Das muss ein toller Motorenbauer/Instandsetzer gewesen sein. Denn sowas können die BMW Werkstätten überhaupt nicht.
Respekt!
 
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Todi

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[...]Denn sowas können die BMW Werkstätten überhaupt nicht.[...]
Schade, dass du offensichtlich auf Grund eigener Erfahrungen so eine Meinung von BMW-Werkstätten hast... wir haben die OP am "offenen Herzen" in Teilen selbst mitverfolgen können/dürfen... IN einer BMW-Werkstatt...
 
987mike

987mike

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Ausnahmen mag es geben, aber eher aussergewöhnlich, würde ich sagen. Das Ausmessen einer Kurbelwelle, gehört meines Erachtens nicht zum normalen Kompetenzbereich einer BMW Werkstatt. Gibt es dort einen Motorsport Hintergrund? Da warst du wohl beim richtigen Partner.
 
987mike

987mike

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@QVIENNA Was steht dort, dass es dir schon wieder auf den Schlips tritt? Er wurde offenbar sehr gut betreut!
Mehr steht da nicht.
 
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Todi

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[...] Das Ausmessen einer Kurbelwelle, gehört meines Erachtens nicht zum normalen Kompetenzbereich einer BMW Werkstatt.[...]
Ich kann natürlich nicht dafür garantieren, ob und wobei ggfs. auch auf externe "Dienstleister" zurückgegriffen wurde. Uns ist in jedem Fall eine offizielle "0"-Rechnung über die durchgeführten Arbeiten zugesagt worden um deren Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten - denn auch auf diese Arbeiten gibt es ja wieder eine "normale" Gewährleistung durch den Händler/die Werkstatt (außerhalb der Anschlussgarantie). Wer schon mal mit einem Gewährleistungsfall zu tun gehabt hat, weiß dass auch dies keineswegs selbstverständlich ist...

[...] Da warst du wohl beim richtigen Partner.
Wie schon geschrieben... wir fühlen uns nach wie vor gut aufgehoben und würden wieder so handeln... ;)
 
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Todi

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Basst scho... ;) mir war beim ersten Schreiben meines/unseres Erfahrungsberichtes klar, dass es auch zu "hätte, wäre, wenn und aber"-Diskussionen führen wird... das Forum ist ja auch voll davon - ich bin aber in der Lage, das für mich Wesentliche zu filtern...

Meine/unsere Erfahrungen und Meinungen sind für jeden hier lesbar und damit lasse ich es jetzt auch gut sein... Anmerkungen , und damit persönliche Meinungen Anderer lese ich weiterhin gerne - bei konkreten Fragen gibt's auch gerne weiterhin Antwort...

Viele Grüße ins wunderschöne Wien
Todi
 
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NilsP_83

NilsP_83

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@Todi

Genau so habe ich es am Anfang geschrieben und genau so hätte ich auch gehandelt. Schön das alles funktioniert hat. Der Händler kennt den Fall und muss auf die Reparatur ebenfalls Garantie geben. Sollten in den kommenden Wochen oder Monaten weitere Folgeschäden hinzukommen lässt sich das bestimmt auch irgendwie lösen!

Viel Spaß mit dem Bike
 
Water-Bull

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@Todi
Mein lieber Herr Gesangsverein!

Da habt Ihr aber einen aufmerksamen Schutzengel gehabt. Zunächst einmal vielen Dank für Deine ausführlichen Beschreibung und Bilderdokumentation. Glückwunsch auch das Euer Händler oder Werkstattpersonal mit hoher Kompetenz, sich auch bei BMW für eine weiterführende Kostenübernahme und Schadensregulierung eingesetzt hat, dass ein solches gravierendes Schadensereignis auch Fachleute einer Werkstatt nicht vorhersehen können, aber dennoch praktisch und einvernehmlich reguliert werden kann.

Wenn ein geschmiedetes Kreuzgelenk so stark deformiert und ein geschmiedetes Kardangelenkgabel aus Gusseisen sprengt, dann kann sich ein Fachmann oder ambitionierter Laie vorstellen welche hohen Kräfte hier am Start waren. (Materialfehler!?)

Ich hoffe für Euch, das mit der Schadensregulierung auch weitere Spätfolgen beseitigt sind. So etwas, wäre mein Alptraum bei hohen Geschwindigkeiten. :respekt:

Viel Spaß beim Touren
 
D

DreasDakar

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Ich finde gut, dass Ihr genau diesen Weg gegangen seid, getreu nach dem Motto „Wie es in den Wald hineinschallt...“. Hätte ich auch so gemacht.
Ich finde es hier immer wieder bemerkenswert, was den Händlern und Werkstätten per se an Schlechtigkeit und Inkompetenz unterstellt wird.
 
qtreiber

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Anwalt wäre für mich immer die allerletzte Option. Bisher hat es immer gut geklappt freundlich und sachlich mit der anderen Seite zu sprechen. Nicht nur auf BMW und/oder Motorrad bezogen. Was soll die andere Partei machen wenn ich sofort böse Briefe schreibe oder sogar einen Anwalt vorschiebe?

Sehr gute Lösung hier im konkreten Fall!
 
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