AMEN! Meine Gattin und ich waren vor ein paar Jahren auf unserer Hochzeitsreise mit der GS u.a. in Monaco und Frankreich. Als ich diesen Thread hier gesehen habe, habe ich aus Jux noch einmal in die entsprechenden Einträge in meinem Blog von damals geschaut und Folgendes gefunden:
8. Juni
Bei Bilderbuchwetter machen wir uns auf den Weg in die Haute Provence. Bei etwa 23 Grad Celsius geht es durch die Toskana und Ligurien, und anschließend an der Côte d'Azur entlang. In Monte Carlo machen wir eine Pause, um etwas zu Mittag zu essen. Zwei Cheeseburger sollen es sein. Der nette Ober fragt noch umsichtig, ob wir das Fleisch englisch, medium oder durchgegart wollen. Wie man weiß, lieben Franzosen ihr Steak Tatar roh, was den ausländischen Touristen aber meist nicht so sehr behagt. So geht es auch uns, also "gut durch, bitte!". Und schon wenige Minuten später serviert man uns zwei Fleischklopse, die außen handwarm und innen drin triefend blutig sind. Meine Sorge, dass das Tier möglicherweise noch leben könnte, stößt bei dem Ober auf Unverständnis. Nun ja, viel Hunger haben wir sowieso nicht. Schließlich hatten wir vor gerade einmal fünfeinhalb Stunden gefrühstückt.
Leicht verärgert geht es weiter an der Küste entlang, direkt in den Samstagnachmittagverkehr in Nizza. Eine halbe Stunde quälendes Stop and Go bringen meine Geduld gefährlich nah an ihre Grenzen, und auch die GS bekommt bei dieser Gangart allmählich heiße Ohren. Umso schöner ist es dann, als wir ins Landesinnere abbiegen und uns in die Berge hinaufschwingen. Sattgrüne Wälder spenden Frische und die klare Luft lässt uns befreit aufatmen. Wir bleiben für zwei Nächte in dem kleinen Örtchen Le Bar Sur Loup, das wenige Kilometer nördlich von Grasse gelegen ist.
An unser Hotel ist ein Restaurant angeschlossen. Was liegt da näher, als für den Abend einen Tisch zu reservieren? Erst als wir die Getränke bereits bestellt haben, wird uns klar, dass wir uns in einem waschechten Gourmettempel mit diversen Auszeichungen befinden. Unter 150 Euro wird ein Abendessen (ohne Wein!) hier nicht zu bekommen sein. Auf der Hochzeitsreise kann man sich ruhig einmal etwas gönnen, denkt Ihr? Grundsätzlich richtig. Das Problem ist nur, dass ich in kulinarischer Hinsicht eher simpel gestrickt bin. Ich will Schnitzel, Braten oder Steak, dazu eine Sättigungsbeilage, und zur Not auch etwas Grünzeugs am Tellerrand. Der französischen Molekularküche kann ich dementsprechend überhaupt nichts abgewinnen. Die Speisekarte ist komplett auf Französisch. Da mein Schulfranzösisch nie wirklich brauchbar war, und die Schulzeit im Übrigen auch schon ein paar Lenze zurückliegt, verstehe ich kein Wort. In dem Bestreben, Schlimmeres zu verhindern, frage ich die Inhaberin, ob sie mir etwas Vegetarisches zubereiten kann, zum Beispiel Gnocchi mit Gemüse. Naturellement, pas de Probleme! Und dann nimmt das Unheil seinen Lauf: Unermüdlich werden neue Leckerli aufgefahren, die für mich nicht im Ansatz zu identifizieren sind, und zwar weder äußerlich noch geschmacklich. Das Küchenpersonal übertrifft sich ein ums andere Mal selbst, mit unglaublichem handwerklichen Geschick und nahezu absurdem Aufwand werden Miniaturgerichte kredenzt, die fantastisch aussehen - und nach überhaupt nichts schmecken! Gewürze sind in der gehobenen Küche offenbar verpönt. Oder mein vom Glutamat restlos verdorbener Gaumen ist einfach nicht in der Lage, die feinen Nuancen zu erahnen, die irgendwo in diesen Kreationen schlummern. Ich male mir aus, dass das Küchenpersonal mich beobachtet und sich an meinem Gesichtsausdruck labt, wenn es mich mit immer neuen Grausamkeiten malträtiert: Frittierter Aal-...., pürierter Schneckenschniedel, gedünstete Klabusterbeeren. Ganz so schlimm kommt es dann nicht. Ich bekomme ein kleines, rohes Omelette mit Spargelspitzen, dazu zieren vier (!) Gnocchi den Teller. Wenn ich morgen die Scheißerei habe, kann ich noch nicht einmal sagen, ob es die rohen Eier am Abend oder das rohe Fleisch von heute Mittag waren! Als die französischen Rentner am Nebentisch jedoch den gleichen Schmu serviert bekommen wie wir, habe ich wenigstens die Gewissheit, dass man es hier nicht auf mich persönlich abgesehen hat. Eines steht für mich jedenfalls fest: Morgen esse ich in dem amerikanischen Restaurant mit dem goldenen M!
9. Juni
Ich will ja nicht schon wieder über das Wetter meckern, aber als wir aufwachen regnet es erneut. Ich will auch nicht meine gestrigen Hetztiraden über das Essen fortsetzen, aber das "Petit Dejeuner" der Franzosen ist wirklich abartig. Pappsüße Stückchen und ein Tässchen schwächlichen Kaffees. Beim Aufstehen räume ich beinahe den gesamten Tisch ab, weil mein Unterarm an der Tischdecke festgeklebt ist. [...]
10. Juni
Um 6.45 Uhr wachen wir auf, weil die Sonne durch die Vorhänge lugt. Wir nutzen die Gunst der Stunde für einen frühen Aufbruch. Die Inhaberin unseres Hotels hat die drollige Angewohnheit, ihre überbordende Freundlichkeit dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass sie an jedes Wort, das mit einem i-Laut endet, ein langgezogenes "ch" hängt. "Coffee-chhhhhh"? "Oui-chhhhhhh". Als ich bezahlt habe und nach draußen stapfe, zwitschert sie mir noch ein fröhliches "Merci-chhhhhh" hinterher.
Nach dem gestrigen Frühstücksdesaster haben wir heute einen anderen Plan: Wir lassen das Frühstück im Hotel aus und suchen uns unterwegs ein McDonalds. Bacon&Egg McMuffins, Cappuccino und Sweet McGriddles, wir kommen! Und schon wenige Kilometer später in Richtung Aix-en-Provence finden wir an einem Rastplatz ein McDonalds. Doch die Enttäuschung in Neringas Augen bricht mir das Herz. Statt deftigem Frühstück, wie wir es von zuhause kennen, bietet McDonalds in Frankreich auch nur ein Petit Dejeuner an, also Croissants und süße Teilchen. Angebot und Nachfrage, sage ich nur. Mein Magen reagiert beleidigt, ist mehrere Stunden lang unentschlossen, in welche Richtung er den klebrigen Mist wieder ausscheiden möchte. [...]
Daher auch mein Fazit: So bald fahren wir sicher nicht wieder nach Frankreich. Jedenfalls nicht für mehr als ein paar Tage.
Gruß
Björn