Ich weiß, hier wird momentan vor allem oder nur über die Autobahn diskutiert und dann über die Abschnitte, wo kein Limit besteht.
Aber die Spaß-Mentalität in Deutschland erstreckt sich nicht nur auf die unbegrenzten Abschnitte.
Ich war viele Jahre, viele Stunden, mit dem Videomotorrad ausschließlich in ländlichen Regionen OHNE Autobahn unterwegs. Bundes- / Landes- / Kreisstraßen. Und es gab nicht wenige Wochenenden, an denen ich innerhalb von 4-5 Stunden mehrere Fahrverbotsverstöße dokumentiert hatten, die mind. über 140, häufig über 170 (bereits nach Abzug der Auswertetoleranzen) lagen. Mehrfach waren es auch mal 2 oder 3 Fahrzeuge gleichzeitig vor mir. Da waren zwar viele Motorräder dabei, aber auch viele der üblichen verdächtigen PKWs.
Und es war auch auffällig, dass es zu mehr und zu höheren Überschreitungen eher an Wochenenden/Feiertagen kam. Unter der Woche war es meist weniger. Außer in den späten Nachmittagstunden. An diesen Tagen war es dann auch nicht der termindruck für wichtige Geschäfte/besprechungen, sondern der Wunsch nach Ausleben eigener Bedürfnisse i.V.m. dem Umstand, dass weniger Verkehr/Schwerlastverkehr eher die Möglichkeiten bot.
Ich denke, ich muss niemand den Unterschied erklären, ob er auf der Autobahn (Einrichtungsverkehr, keine Kreuzungen, Waldwegeinmündungen, Wanderparkplatzeinmündungen, keine erforderlichen Überholvorgänge vor Kuppen/Kurven, keine möglichen Überholer im Gegenverkehr, die ihrerseits noch knapp bis zur unübersichtlichen Kurve/Kuppe überholen und von mir Schnellfahrer überrascht werden....) oder o.g. Straßen "schnell" fährt.
Verstöße zw. 20-40 km/h ignorierte ich an solchen Tagen, da es mich geärgert hätte, mit dem Aspirant am Fahrbahnrand zu stehen, die Personen- und Fahrzeugdaten zu dokumentieren (wissend, dass die Auswerte-, Filmarchierungs- und Anzeigenarbeit auf der Dienststelle noch dazu kommt) und dann solche Kandidaten vorbeifliegen zu sehen. Also habe ich meine Arbeitszeit auf die echten Überflieger konzentriert und bin hinter den "Normalschnellen" nach kurzer Strecke abgebogen.
Was ich damit sagen will: In Deutschland ist ein nicht unerheblicher Prozentsatz unterwegs, der in Gesprächen und Argumenten zwar viel Verantwortlichkeit/Vorausschauen/Situationsangemessenheit und Fahrkönnen/Routine artikuliert. Tatsächlich aber leider wenig davon erkennen lässt.
Provokativ: Wir wollen (können?) das hier einfach nicht.
Auch hier wäre eine Blackboxpflicht ein erster wirksamer Ansatz für eine "Einsichtsverbesserung".