@cug @all
Super und umfassender Erfahrungsbericht, auch wenn er ein wenig Schatten auf die Ducati´s wirft.
Einiges kann, muss ich auch zugestehen, doch manch anderes würde ich nicht so teilen.
Die Enduro bin ich erst 1,5h gefahren, eine längere Probefahrt folgt im Juli bei einer der Ducati Experience Tour. Da gibt es dann auch Offroad mit passender Bereifung.
Einiges war mir bei der kurzen Testrunde aber eben auch schon aufgefallen und dies auch gut im Bezug zur GS, da ich mit meiner ja hin- und wieder zurückgefahren bin.
Ich hatte z.B. auch gleich, wie bei der Probefahrt mit der Multi S, den Leerlauf zwischen 5. und 6. Gang gefunden. Aber zum normalen Leerlauf eben nur da. Ich finde das Ducatigetriebe eigentlich sehr präzse, mit an sich kurzen Schaltwegen. Nur darf man bei der Ducati nicht halbherzig schalten, dann finden man halt auch zusätzliche Leerläufe.
Ich finde aber auch, dass man die Position des Schalthebels bei der Ducati erstmal sauber passend zu seinen Stiefeln und der Sitzposition einstellen sollte, dann klappt das mit dem Schalten weit besser. Gegen das Getriebe einer XR, erst recht mit dem SA, verliert sie auf jeden. Auch das Getriebe einer 1290er KTM ist auch ohne SA einiges besser. Für mich fast das angenehmste, auch von der aufzuwendenen Handkraft bei der super Magura Kupplung. Wenn die noch einen Schaltassi mit Blibber hätten, wow.
Bei der GS macht eben nur der SA das Schalten etwas besser im Bezug zur Ducati. Jedoch bedarf es auch eines höheren Kraftaufwandes. Aber son Schaltassi ist aber auch ein geiles Feature.
Die Sitzposition hatte mir bei der Enduro auch gleich nicht behagt. Ich fühlte mich zu sehr vom Motorrad verschluckt. Bei einer GSA ist es eigentlich ähnlich, fühlt sich aber durch den breiteren Tank und der damit verbundenen gespreizteren Beinstellung etwas anders an.
Ich fuhr auf der GSA mit meinen 1,85m die Sitzbank auf hoher Position und würde bei der Enduro auf jeden Fall auch die hohe Sitzbank ordern. Kostet dann aber eben zusätzlich 220€, da diesmal nicht höhenverstellbar.
Dann könnte ich mir im Bezug zur Sitzposition das viel besser vorstellen. Wenn man sich von der Sitzmulde nicht verleiten lässt, direkt vor zum Tank zu rutschen und doch eher hinten bleibt, sitzt sich die Ducati auch vom Knieschluss sehr gut. Ich würde denken, dass die 2cm höhere Sitzbank eben nur Material in der Mulde mehr hat und man somit weniger geneigt ist, nach vorn zum Tank zu rutschen.
Vom Sitzkomfort kam mir ansonsten der Ducatischaum gewohnt sehr angenehm vor. Da kann ich mir es gut vorstellen, dass mein empfindlicher Hintern/Steiß es da lange aushalten könnte. Dies eben eher, als beim zum durchsitzen neigende Sitzbrötchen der GS.
Beim Fahrwerk müsste ich nun mein größtes Veto einlegen. Ich empfand, selbst bei der kurzen Porbefahrt, das Ducatifahrwerk vom Komfort und besonders von der Dämpfungscharakteristik angenehmer, als das meiner GS. Ich bin z.B. eine schlechte Kopfsteinpflasterstraße mit der Enduro erst im sehr weichen und schaukeligen Urban Modus langefahren und bin auf der Rücktour die selbe Stelle gleich im Touring Modus drüber und finde, dass das Fahrwerk die Unebenheiten sauberer wegdämpft, als die GS im Dynamik Soft Modus.
Es ist schwer zu erklären. Ich hatte vielleicht bei der Ducati etwas mehr Bewegung am Motorrad, doch die Schläge wurden sauber weggedämpft und ich bekomme halt trotzdem Informationen vom Straßenzustand.
Bei der GS in Dynamik Soft gehts nicht weniger langsam drüber, doch schaukelt man eher wie auf einer Wolke über die Fahrbahn, ohne wirklich den Zustand derer lesen zu können.
Erfahrungsgemäß bin ich bei der GS auch immer eher geneigt, bei schlechten Straßen von Dynamik Normal auf Soft zu stellen, wo ich mit der Multi manchmal noch im Sportmodus drüber bin. Und da ist Dynamik Hart bei der GS zumindest schon fast ausgeschlossen. Das reagiert dann doch recht unsensibel. Die GSA hingegen ist da doch auch komfortabler und bietet durch die 2cm mehr Federweg mehr Schluckreserven als die kleine Schwester. Bei der ADV bin ich auch eher selten auf Soft gesprungen.
Generell empfinde ich das ESA Fahrwerk als unsensibler im Ansprechverhalten.
Das große Plus bei der Ducati steht eben bei der Anpassbarkeit. Man kann sich jedes Setting nach seinen Bedürfnissen konfigurieren. Macht am Anfang etwas Arbeit, sich durch die ganzen Menüs zu zappen, aber am Ende kann man sich sein Motorrad auf seine Bedürfnisse, seinen Fahrstil anpassen. Und das finde ich einfach klasse.
Beim Windschutz vergleichst du nun deine GS mit MRA Vario Tour gegen die Standardscheibe bei der Multi. Im Standardtrimm bietet die Multischeibe weniger Windschutz, was evtl. mit einer Zubehörscheibe auch besser werden könnte. Vergleicht man beide im Serienzustand, ist das GS Windschild schon besser. Ich kann es mir sauber so einstellen, dass noch etwas Wind oben auf den Helm trifft und trotzdem dabei keine Turbulenzen entstehen. Bei der Enduro hatte ich da in den 1,5h nicht so viel rumexperimentiert, weil ich wahrscheinlich dann eh das kurze Carbonschild oder eine kleine getönte Scheibe fahren würde. Sieht einfach rassig aus.
Da gibt es dann auch keine Turbulenzen aber eben mehr Windgeräusche. Generell kann man da aber sicher auch was gutes in Zubehör finden.
Bei der Ducati sollte man aber auf jeden Fall bei Regen nicht solche nassen Hosenbeine bekommen, wie auf der GS. Würde das Wetter- und Windschutzthema somit etwas ausgleichen.
Abschließend muss ich aber auch zugeben, dass ich mich bei der Probefahrt gefragt habe, ob ich langsam alt werden. Denn ich empfinde mittlerweile die ruhiger zu fahrende GS oft sehr angenehm. Dies kehrt sich aber dann um, wenn ich im Tiefflug unterwegs sein möchte. Da bereitet mir das Triebwerk der Ducati mehr Freude. Wie die schon im Serientrimm betörend brüllen kann. Dabei sind die V2 typischen Vibrationen immer present aber irgendwie nicht wirklich störend, nur eben im Blümchenpflückermodus. Doch das ist denke ich eher wieder Gewohnheitssache. Die stehts presenten Vibrationen des V2 empfinde ich als Arttypisch und nie als unangenehm, dass einem gar was einschläft. Ich akzeptiere diese jedenfalls eher, als die in einem bestimmten Drehzahlbreich auftretenden Vibrationen und Geräusche am Antrieb der GS.
Ansonsten weiß ich nicht recht, was du mit linear beim Motor meinst, wahrscheinlich die eher gleichmäßige Kraftentfaltung einer GS. Ich hingegen finde den zusätzlichen Punch ab etwa 7000 Touren bei der Ducati sehr geil. Da geht noch mal richtig was ab, macht es eben etwas spaßiger. Hier lasse ich mal die Drehmomentenbeule zwischen 5-6000 außen vor. Durch die kürzere Übersetzung an der Enduro kommt die weniger zum tragen und wird nach ersten Erfahrungen nach einigen Tausend km noch weniger. Zudem gibt es ständig Softwareupdates. Jedenfalls fiel mir dies bei der Enduro noch nicht wirklich auf, im Gegensatz zur Multi vom letzten Jahr.
PS: Ich persönlich würde deiner Frau eine Multi S empfehlen, schon weil das Bike so hübsch ist und dieses auch gut zu einer Frau passt. Hier könnt ihr die Settings super an den Fahrstil deiner Frau anpassen, aber eben auch Settings für dich hinterlegen.
Und ich würde euch zu einem 14er Ritzel raten. Macht die gute Multi noch fahraktiver und das für schmale ca. 35€. Eine GS und eine Multi im Stall wäre doch eine gute Auswahl am Ende für beide