Ja, aber es zwingt dich doch keiner, eine BMW mit einem solchen Notrufsystem zu kaufen. Du kannst doch auch eine Royal Enfield aus Indien kaufen. Die haben ein solches System bestimmt noch nicht einmal ansatzweise in Planung.
Und ehrlich gesagt, finde ich EUR 100,--, die Opel für ein solches System im Jahr nimmt, auch nicht zu viel. Den Betrag kann man schon fast wieder über eine günstige Internet Versicherung für Haftpflicht und Kasko wieder "hereinholen".
Nein, anders wird ein Schuh draus: Die Versicherungskonzerne stehen Gewehr bei Fuß, um den Leuten GPS-Logger zu verkaufen, mit denen die dann freiwillig ihr Fahrverhalten überwachen lassen. Geködert werden sie mit günstigen Versicherungstarifen. Das ist aber vor allem für Fahranfänger interessant, bei denen die Versicherung normalerweise uferlos teuer ist. Dennoch ist das eine Entwicklung, die man im Auge behalten sollte. Es gibt ja schon Pläne, Leuten mit einem Fitness-Tracker eine billigere Krankenversicherung anzubieten.
Ich glaube allerdings, dass es der falsche Weg ist, auf jede neue digitale Technik immer mit einem pauschalen "will ich nicht!" zu reagieren. Wenn ich sehe, dass es gegenwärtig knapp 50 Millionen Smartphone-Nutzer gibt, das sind rund 80 Prozent der Bevölkerung ab 14, dann wundere ich mich schon, was für ein verkalkter Haufen hier unterwegs ist, wenn ich immer wieder mitkriege, wie vehement hier Smartphones vielfach abgelehnt werden. Und intelligent eingesetzt, kann man mit der Technik phantastische Dinge anstellen. So wertet zum Beispiel Google alle Bewegungsdaten von Android-Handys aus. Und wenn man von einem Marktanteil von 75 Prozent für Android ausgeht, dann befindet sich in sechs von zehn Kraftfahrzeugen ein Android-Handy, und das ermöglicht eine Live-Übersicht über aktuelle Verkehrsströme und die minutengenaue Vorhersage von Verkehrsstaus. Google kann so bei der Berechnung von Routen die aktuelle Verkehrslage berücksichtigen und dadurch aktiv der Entstehung von Verkehrsstaus entgegen wirken.
Ein theoretisches Problem wäre, dass man nicht möchte, dass Google speichert, dass der Sampleman am Dienstagnachmittag von A nach B gefahren ist und dabei an vier Stellen die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten hat. Das wäre technisch möglich, ist aber rechtlich verboten. Um Google diese Möglichkeit sicher zu nehmen, könnte man sich Techniken überlegen, die Erfassung der Bewegungsdaten zu verhindern. Doch in der Praxis kann man Google einfach als Nutzer verbieten, individuelle Bewegungsprofile zu erstellen. So kann man aber dennoch den Benefit einer genauen Stauprognose nutzen.
Diesen Reflex, neue Technik deshalb komplett abzulehnen, weil man damit auch Unsinn anstellen könnte, hat man auch nur bei neuer Technik. Telefon benutzt auch jeder, obwohl man das abhören kann.