2021 Harley Pan America

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Framic

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Hier mal ein interessanter Artikel von Welt Plus.
Es geht um den neuen, deutschen CEO und natürlich auch um die Panamerica.
Ich habe den Beitrag den mal in Gänze kopiert und hier eingestellt, weil ansonsten nur für Welt Plus Leser einsehbar. Ich bitte dem Springer Verlag um Nachsicht. Aber vielleicht animiert es den einen oder anderen User hier auch ein Welt Plus Abo abzuschließen.
Die Artikel dort sind oftmals sehr interessant.

Auf Grund der Länge hier in drei Teilen...

„Es geht nicht um Sex“

Stand: 29.03.2021 | Lesedauer: 16 Minuten

Von Dagmar von Taube, Elke Bodderas

„Ich bin kein Mensch für ausgedachte Sorgen“: Jochen Zeitz in Kenia



„Ich bin kein Mensch für ausgedachte Sorgen“: Jochen Zeitz in Kenia

Quelle: Daniel N. Johnson

Jochen Zeitz hat Puma saniert, jetzt will der Mannheimer die amerikanischste aller Marken retten. Ein Gespräch mit dem Chef von Harley-Davidson über Vorbilder, „Biker Babes“ und sein Faible für Sigmund Freud.



Jochen Zeitz, 57, gehört zu den Menschen, die sich selbst überholen, außer: Er steuert seine alte De Havilland. Der Unternehmer ist auch Hobbyflieger. Er lebt zwischen Kenia, London, Milwaukee im US-Staat Wisconsin und seiner Ranch in Santa Fe, wo wir ihn per Zoom erreichen. Sieben Quadratkilometer wahr gewordener Kindheitstraum: eine kleine historische Westernstadt ganz aus Lehm gebaut, mit Saloon, Weiden, Büffeln, Mustangs.

Ein ausgeruhtes Grinsen füllt den Bildschirm. Zeitz, im grauen Sweatshirt, wirkt pretty relaxed, aber sehr präsent dabei. Aufregender Mann, aufregendes Leben – und kein Mensch für „ausgedachte Sorgen“, wie er sagt. Aber schon nachdenklich.

WELT AM SONNTAG: Was denkt Jochen Zeitz heute, wenn er ein Foto von Jochen Zeitz früher sieht?

Jochen Zeitz: Witzig, dass Sie das fragen. Mein iPhone hat mir nämlich gerade neulich einen schönen Erinnerungsmoment beschert, plötzlich tauchte ein Foto aus meiner iCloud auf: ich als 30-Jähriger. Damals war ich gerade Chef bei Puma geworden. Mein Gott, dachte ich, was war ich jung damals. Ich weiß nicht, ob ich mir den Job gegeben hätte.

WELT AM SONNTAG: Der junge Zeitz wirkte doch sehr korrekt. Was hat ihm denn gefehlt?

Zeitz: Nichts. Ich finde es nur auch im Rückblick noch immer beachtlich, dass man mir damals so jung diese Verantwortung übertragen hat. Zumal in Deutschland ja die Devise galt, man müsse sich langsam von unten nach oben hocharbeiten, statt zu sagen: Wer leistet, kommt auch schneller voran.

„In Deutschland zeigen sich viele Unternehmer ja noch immer etwas zugeknöpft“




„In Deutschland zeigen sich viele Unternehmer ja noch immer etwas zugeknöpft“

Quelle: Daniel N. Johnson

WELT AM SONNTAG: Sie tragen heute Sieben-Tage-Bart, Koteletten, die Haare länger. Sind Sie lässiger geworden, oder ist es nur ein Zeichen von Zeitmangel?


Zeitz: Bart trage ich schon seit vielen Jahren, lang bevor das wieder in Mode kam. In Deutschland zeigen sich viele Unternehmer ja noch immer etwas zugeknöpft, und das kommt dann eben auch bei der Kleidung zum Ausdruck. Über mich hieß es während meiner Puma-Zeit oft, der pflegt ein lässiges Auftreten, nur weil ich keine Krawatten mag und gern Sneakers trage.


Vor 14 Jahren: Jochen Zeitz als Puma-Chef auf der Jahreshauptversammlung im April 2007




Vor 14 Jahren: Jochen Zeitz als Puma-Chef auf der Jahreshauptversammlung im April 2007

Quelle: Getty Images

WELT AM SONNTAG: Krawatten machen ohnehin nur dick, lautet eine Doktrin des Modeschöpfers Tom Ford, der ja auf seiner Tadao-Ando-Ranch „Cerro Pelon“ Ihr Nachbar in Santa Fe war. Kennen Sie sich?


Zeitz: Er stammt ja aus Santa Fe, aber die Ranch hat er gerade verkauft, zwanzig Minuten von uns. Wir sind uns ein paarmal über den Weg gelaufen. Netter Kerl.


WELT AM SONNTAG: Er hat die müde Marke Gucci gerettet, wenn auch nicht ganz so erfolgreich wie Sie Puma.


Zeitz: Gerade meine ersten Jahre dort waren eine sehr schwierige und herausfordernde Zeit. Mein Team und ich haben Tag und Nacht gearbeitet, um das Unternehmen und die Marke wieder erfolgreich zu machen. Das hat dann ja auch super geklappt. Wenn man aber wie in einem Hamsterrad läuft, ständig mit dem Nächsten befasst, der nächsten Kollektion, der nächsten Kampagne, vergisst man, den Moment zu leben. Die Seele kann zu kurz kommen, wenn sie immer nur dem Kopf hinterherläuft. Ich habe mir irgendwann verordnet, bewusster zu leben. Es gelingt mir ganz gut mittlerweile.


„Ich war schon immer neugierig“




„Ich war schon immer neugierig“

Quelle: Daniel N. Johnson




WELT AM SONNTAG: Mit 29 jüngster Dax-Vorstand – „just out of kindergarten“, höhnte die „Financial Times“. Mit 38 und fast zehn Millionen Euro Jahresgehalt bestbezahlter deutscher Manager. Eine Riesen-Öko-Lodge in Afrika, eine Umweltstiftung, ein Museum in Kapstadt. Sechssprachig, davon Suaheli als Autodidakt gelernt – mit Sprach-CDs beim Autofahren. Und das alles seit 15 Jahren im mobilen Arbeitsmodus. Wie kommt es, dass Sie immer wieder die Zeit überholen?


Zeitz: Ich bin ein Abenteurer und war schon immer neugierig. Ich packe gern Dinge an und will Neues gestalten. Eine meiner treibenden Eigenschaften ist sicher auch Ungeduld.


WELT AM SONNTAG: Gibt es Personen, die Sie inspiriert haben?


Zeitz: Sich andere zum Vorbild nehmen hieße ja, sich Lebenswege abzuschauen. Ich gehe da meinen eigenen Weg. Ich bin auch keiner, der sich nur so zum Austausch unter Männern trifft. Meine Frau Kate und meine zwei Kinder sind mir das Wichtigste und auch meine Inspiration. Wie auch Literatur. Ich lese gern.


WELT AM SONNTAG: Was lesen Sie da?


Zeitz: Täglich die Online-News vor allem aus Deutschland, England und den USA.


WELT AM SONNTAG: Schon klar. Aber welche Literaten begeistern Sie denn?


Zeitz: Im Moment bleibt dafür leider nicht viel Zeit. Vor einigen Jahren waren es unter anderen Sigmund Freud, C.G. Jung und Schopenhauer, die ich gern gelesen habe. Wenn man Abenteurer ist, kommt man nicht umhin, sich auch irgendwann mit seinem Ich zu befassen. Was treibt einen an und um? Was ist der Weg, das Ziel und der Sinn von allem? Was verändert die Welt? Sinn und Sein und alle damit verbundenen Fragen zu erforschen bringt mich auch zu Themen, die ich als Unternehmer umsetze.


„Sigmund Freud ist mir näher als C.G. Jung“




„Sigmund Freud ist mir näher als C.G. Jung“

Quelle: Daniel N. Johnson




WELT AM SONNTAG: Welche konkrete Idee haben Sie denn zum Beispiel aus den Lehren von Freud oder Jung geschöpft?


Zeitz: Der amerikanische Psychoanalytiker Irvin David Yalom, ein großer Anhänger Freuds, hat neben vielen anderen Büchern, die ich gerne von ihm gelesen habe, das Buch „Existential Psychotherapy“ geschrieben. Es geht um die Ängste im Leben und die Vergänglichkeit, die Endlichkeit und die flüchtige Zeit. Darauf fußt auch meine Gedankenwelt, wie man das Leben bewusster gestalten kann. Sigmund Freud, muss ich sagen, ist mir näher als C.G. Jung, der eher an den Intellekt ging. Im Gegensatz zu Freud glaube ich allerdings, dass das Selbst stärker ist als nur unsere Prägung aus Vergangenem. Aber ich denke sehr konzeptionell. Ich bin kein Mensch für ausgedachte Sorgen.


WELT AM SONNTAG: Haben Sie mal Psychotherapie gemacht?


Zeitz: Bernd Deininger, ein bekannter Nürnberger Chefarzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatik, auch Buchautor, forderte mich vor vielen Jahren mit dem Satz heraus, dass das für mich als nüchternen Geschäftsmann wohl überhaupt nicht interessant sei. Das sah ich völlig anders, und ich begann, mich voller Neugier mit der Psyche zu befassen. Dr. Deininger wurde mein Berater und half mir, meine Ideen in das große Ganze und mein Leben einzuordnen. So jemanden zu haben vereinfacht viele Prozesse, beruflich wie auch im Privaten, und hilft, Klarheit im Kopf zu schaffen.


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WELT AM SONNTAG: 2008 verbrachten Sie eine Woche im Kloster von Benediktinermönch Anselm Grün. Daraus ist dann Ihr gemeinsames Buch „Gott, Geld und Gewissen“ entstanden. Haben Sie sich in Ihrer Lebensmitte noch einmal neu erfunden?


Zeitz: Ich habe mich nie neu erfunden, ich bin immer der Gleiche geblieben. Außer, dass ich natürlich älter werde und mehr Erfahrungen gesammelt und erlebt habe, ändert sich an der großen Linie nichts. Es war eher ein Kontinuum, eine logische Anknüpfung an mein langjähriges Thema Nachhaltigkeit. Pater Anselm ist Betriebswirt, Führungskräftetrainer, Autor und der ehemalige Cellerar der Abtei Münsterschwarzach. Das Kloster, in dem er lebt, wirtschaftet nachhaltig, das hat mich interessiert. Ein gemeinsamer Freund hatte mich gefragt, ob ich nicht mal eine Podiumsdiskussion mit Pater Anselm zum Thema Nachhaltigkeit machen wollte. Daraus entstand unsere Buch-Idee und die Möglichkeit für mich, mal eine Woche im Kloster zu leben, einfach auch, um unsere Dialoge für unser Buch aufzuzeichnen. Die Zeit dort hat mir viel bedeutet. Es hatte mit Selbstfindung aber so nichts zu tun.


WELT AM SONNTAG: Immerhin verließen Sie kurz darauf den Thron bei Puma nach fast zwei Jahrzehnten und ließen sich scheiden, nach mehr als 18 Jahren Ehe.


Zeitz: Mein Privatleben ist privat. Und den Gedanken, nach all den Jahren bei Puma etwas anderes zu beginnen, gab es vorher. Ich hatte mir schon länger überlegt, meine Unternehmerstärken, Erfahrungen und meine Glaubwürdigkeit noch breiter einzusetzen, um unser Wirtschaften sozialer und nachhaltiger zu gestalten. Und so wurde ich Mitglied des Vorstands und später Aufsichtsrat beim Pariser Luxusgüterkonzern PPR, heute Kering, gründete mit Richard Branson „The B-Team“, einen Zusammenschluss globaler CEOs mit ähnlichen Zielen, und fand schließlich auch mehr Zeit für meine verschiedenen Stiftungen.


WELT AM SONNTAG: Von Ihnen stammt der Satz: „Wenn man die Karriereleiter hochsteigt, dann sollte man darauf achten, dass die Leiter auch an der richtigen Wand steht.“ Stand Ihre schon mal an der falschen?


Zeitz: Ich denke nicht. Ich bin Nostalgiker, aber nicht in diesem Zusammenhang. Ich schaue nicht zurück. Mich interessiert, was vor mir liegt.


WELT AM SONNTAG: Gilt: Man kriegt Jochen Zeitz aus Mannheim, aber Mannheim nicht aus Jochen Zeitz?


Zeitz: Trotz aller Internationalität: Mein Dialekt ist ein wenig an mir kleben geblieben. Ich komme aus einem protestantischen, eher konservativen Elternhaus. Mein Vater und meine Mutter waren Ärzte, wie es in beiden Familien seit Hunderten von Jahren war. Weltoffen, aber bodenständig. Sie haben mir vorgelebt, dass das Leben Arbeit ist und viele positive Seiten hat, zum Beispiel, eine Familie zu haben und ein Zuhause. Das Bodenständige habe ich bewusst verinnerlicht. Und dass es sich lohnt, für das Richtige zu kämpfen, auch wenn man dabei viel riskiert. Mein Vater war Gynäkologe, Chefarzt im Diakonissenkrankenhaus. Er hat so ziemlich alle meine Freunde zur Welt gebracht. Sein Rekord waren einmal 1150 Entbindungen in einem der damals geburtenstarken Jahre. Er wurde fast entlassen, als er in den Sechzigern die Mammografie eingeführt hatte. Die Geschäftsleitung des christlichen Krankenhauses war gegen die noch unerforschte Methode. Mein Vater aber war überzeugt davon und hat sich allem Widerstand zum Trotz schließlich durchgesetzt.


„Ich war ein großer Wildwest-Fan“




„Ich war ein großer Wildwest-Fan“

Quelle: Daniel N. Johnson
 
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WELT AM SONNTAG:
Wer waren noch die Idole Ihrer Jugend?


Zeitz: Die Rolling Stones, The Who, Fleetwood Mac, Musiker vor allem. Mit 15 habe ich Gitarre und später in einer Band gespielt. Unsere Freundes-Clique traf sich immer nach der Schule. Ich war ein großer Wildwest-Fan. Amerika war mein Traumland, und die Tierwelt von Afrika faszinierte mich. Karl May war mir etwas zu kitschig, aber Professor Grzimek um Viertel nach acht und John-Wayne-Western – das gehörte für mich einfach dazu.


WELT AM SONNTAG: Was war denn dann Ihr erster großer Amerika-Moment im realen Leben?


Zeitz: Ein paar Cowboyboots und eine Levis-Jeans 501. Ich glaube, ich habe die Werbung gesehen. Den Spot, in dem sich Nick Kamen im Waschsalon zu Marvin Gayes Song „I Heard It Through the Grapevine“ die Jeans aufknöpfte. Die muss ich auch haben, dachte ich.


WELT AM SONNTAG: Mit oder ohne Gürtel?


Zeitz: Mit.


WELT AM SONNTAG: Hemd oder T-Shirt?


Zeitz: T-Shirt, Fruit of the Loom. Mit 22 habe ich dann für jemanden ein Auto von New York nach Phoenix überführt, wo ich damals ein Semester studierte. Das war mein erster Roadtrip mit einem Freund und Studienkollegen. Das Land hat mich von Anfang an fasziniert.


WELT AM SONNTAG: Gut, das hätte man jetzt auch auf Wikipedia so lesen können. Ginge es vielleicht etwas persönlicher? Was haben Sie denn da erlebt, wie war das Gefühl?


Zeitz: Wir sind quer durch Amerika. Die Weiten und die Landschaften fand und finde ich heute noch einfach phänomenal.


WELT AM SONNTAG: Es heißt, Sie hätten den gelben Doppeldecker ersteigert, mit dem Robert Redford in seiner Rolle als Denys Finch Hatton in „Out of Africa“ in den Tod fliegt. Dann sind Sie doch ein Romantiker?


Zeitz: Kann man so sagen. Ich fliege seit meinem 24. Lebensjahr. Die „Gipsy Moth“, eine De Havilland, habe ich auf einer Auktion ersteigert und zu mir nach Kenia gebracht. Sie ist aber eher wie ein alter Omnibus – ohne Bremse und Flügelklappen. Der muss man immer erst mal einen Schubs geben, bis sie in die Luft steigt.


„Wenn man den Flieger endlich nach oben bringt, ist das traumhaft“




„Wenn man den Flieger endlich nach oben bringt, ist das traumhaft“

Quelle: Daniel N. Johnson




WELT AM SONNTAG: Sie schubsen sie an und hüpfen in die Motte?


Zeitz: So ähnlich. Es gibt nicht so wirklich Instrumente in diesem Flugzeug, die Technik ist von 1929. Wenn man den Flieger aber dann mal endlich nach oben bringt und da so offen, auf gemütlicher Höhe über die afrikanische Savanne knattert, ist das traumhaft. Ihre Spitzengeschwindigkeit liegt bei 150 Stundenkilometern – mit Rückenwind. Meine „Gipsy Moth“ ist eher ein Museumsstück für besondere Anlässe. Meistens fliege ich mit meinem Buschflieger, einer Super Cub aus den 70er-Jahren. Bei der kann man auch die Fenster aufmachen und mit ausgefahrener Klappe langsam fliegen.


WELT AM SONNTAG: Und jetzt auch noch Harley-Davidson. Seit gut einem Jahr sind Sie der CEO. Was reizt Sie, noch einmal mit einem erfolglosen Laden Erfolg zu wiederholen?


Zeitz: Ich saß schon seit einigen Jahren bei Harley-Davidson im Aufsichtsrat. Als dann die Entscheidung fiel, dass wir uns von unserem Vorstandsvorsitzenden trennen, sahen mich einige an: „Jochen, warum machst du das nicht?“ Harley ist für mich eine Ikone, die Verkörperung des amerikanischen Freiheitstraums. Jedenfalls seit der Marlboro Man glücklicherweise abgetreten ist. Ich sehe es als große Chance, diese fantastische Marke, die über einige Jahre erfolglos war, wieder nach vorn zu bringen. Und das in einer Krisenzeit, denn Covid-19 stand vor der Tür. Ich mag nun mal große Herausforderungen.


„Wir mussten die gesamte Führungsriege austauschen“




„Wir mussten die gesamte Führungsriege austauschen“

Quelle: Daniel N. Johnson




WELT AM SONNTAG: Traditionelle Marken zu retten, ist das Ihr claim of fame?


Zeitz: Es sind Marken mit Strahlkraft und enormem Potenzial, so auch Harley mit seinen 118 Jahren Geschichte, mal praktisch pleite, dann wieder ganz top. Wir mussten uns vor einem Jahr wegen der Pandemie und der geschlossenen Fabriken in kürzester Zeit um ein paar Milliarden an Finanzierung kümmern. Das war schon eine heiße Zeit und wirklich keine Kleinigkeit. Wir mussten die gesamte Führungsriege austauschen und das Unternehmen „re-wiren“, also die gesamte Maschine komplett neu verkabeln. Jetzt sind wir als Team sehr international, total divers und starten mit einer klaren Strategie ganz neu durch.


WELT AM SONNTAG: Am Tag nachdem Sie CEO wurden, kauften Sie Harley-Aktien im Wert von mehr als zwei Millionen Dollar. Ist das erlaubt?


Zeitz: Ich glaube an den Erfolg von Harley-Davidson und „put my money where my mouth is“, wie man in Amerika so sagt. Im Übrigen schätzen es unsere Aktionäre sehr, wenn der Unternehmenslenker auch selbst investiert.


WELT AM SONNTAG: Kann man Harley überhaupt noch in die Zukunft retten? Alle reden doch nur noch übers Klima, und wer will heute noch Macho?


Zeitz: Harley-Davidson ist ein Lebensgefühl und Lifestyle, nicht einfach ein Fortbewegungsmittel. Es geht um die Wahrnehmung der Welt vom Sattel einer Harley aus. Auch um eine neue Definition von Freiheit, der nämlich, in einer intakten Umwelt zu fahren.


„Wo man herkommt, ist doch schnurz“




„Wo man herkommt, ist doch schnurz“

Quelle: Daniel N. Johnson




WELT AM SONNTAG: Wie finden es denn die Amerikaner, dass ein Deutscher die amerikanischste aller Marken steuert?


Zeitz: So was kann wohl nur jemand aus Europa fragen. Das interessiert hier keinen Hund. Wo man herkommt, ist doch schnurz.


WELT AM SONNTAG: Dann kommen Sie gut an als Deutscher, oder gehen Sie schon als Amerikaner durch?


Zeitz: Wenn man sich die Geschichte Milwaukees ansieht, schließe ich lückenlos zu den lokalen Ahnen auf: Bürgermeister, Baumeister, Brauer – mehr deutsche Geschichte hat kaum eine andere amerikanische Stadt. Insofern passt das schon ganz gut. Außerdem habe ich in den USA schon so um die 15 Jahre gelebt und dort studiert. Mein erster Job bei Colgate-Palmolive war in New York, weil ich damals als 24-Jähriger nicht glaubte, dass man mir in Deutschland schnell Verantwortung geben würde.


WELT AM SONNTAG: Sie fahren Motorrad?


Zeitz: Ja.


WELT AM SONNTAG: Welches?


Zeitz: Mit 16 war es für den Anfang eine Vespa, dann eine KTM von einem Freund, dann die legendäre SR 500 von Yamaha, von da an habe ich mich hochgehangelt. Die Harley kam erst später, die konnte ich mir nicht leisten.


WELT AM SONNTAG: Unter 15.000 Euro geht bei Harley nichts. Sie bauen keine Sportster mehr, die kleinen Modelle aus Indien wird es auch nicht mehr geben. Dafür gibt es die Elektro-Harley Livewire für 32.000 Euro. Wer soll das bezahlen?


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Zeitz: Was die Sportster anbelangt, warten Sie mal ab. Und neue Technologie kostet nun mal. Die Livewire ist wirklich sensationell. Ich hab das Projekt vor Jahren im Aufsichtsrat angeschoben. Mir war klar, dass die Welt langfristig elektrisch fährt, also musste es auch eine elektrische Harley geben. Und wer Vorreiter sein will, muss erst mal in die Tasche greifen. Aber Akkus werden preiswerter und besser und mit den Stückzahlen auch die Kosten sinken.


WELT AM SONNTAG: Kommen noch mehr Elektromotorräder?


Zeitz: Sicher. Wir bauen eine Elektrosparte für Motorräder und Pedelecs auf, da werden wir keine Zeit verlieren. Und klar ist auch, da geht es um ganz andere Kunden.


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Zeitz: Für Harley gibt die Elektro-Technologie noch nicht genug Reichweite her. Da liegen wir noch einige Jahre hinter dem Automobil, aber das wird sich in den nächsten zwei Jahrzehnten dramatisch verändern.


WELT AM SONNTAG: Drei typische Harley-Fahrer – wie sehen die aus?


Zeitz: Es gibt die Hartgesottenen, die wollen die Landschaft auf unseren Touring Bikes erkunden. Dann gibt es den Easy Rider, der sein Motorrad am liebsten nach seinem Geschmack umbaut, und es gibt Neueinsteiger, die etwas völlig Neues erleben wollen.


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Hoffentlich kann er HD zurück in den Erfolg führen.
 
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WELT AM SONNTAG:
Hat Harley nicht ein Altersproblem?


Zeitz: Diese Altersklischees finde ich viel zu kurz gedacht. Die Weltbevölkerung wird immer älter, und jedes Unternehmen muss seine eigenen Antworten darauf finden.


WELT AM SONNTAG: Sie bringen gerade eine moderne Reise-Enduro heraus, die Pan America. Kein Mensch erkennt in dieser Harley eine Harley. Und Sie wollen sie neben die Superstars von BMW, KTM und Ducati stellen.


Zeitz: Adventure-Touring ist für uns nichts Neues, und das Motorrad sieht absolut wie eine Harley-Davidson aus. Schauen Sie doch mal ins Archiv! Als es noch keine Asphaltstraßen gab in Amerika, war jedes Motorrad ein Geländemotorrad. Das fing bei unseren Fahrrädern mit Motor vor 118 Jahren an und ging über die Jahrzehnte so weiter. Unsere neue Pan America ist ein Hammer und mal ein ganz anderes Adventure-Touring-Design mit viel Innovation, wie zum Beispiel einer automatisch verstellbaren Höheneinstellung und einem neuen V-Twin-Motor mit echter Harley-Power.


Harleys Reise-Enduro: die Pan America




Harleys Reise-Enduro: die Pan America

Quelle: Daniel N. Johnson

WELT AM SONNTAG: Man sieht so wenig Harley-Fahrer. Wo sind die alle?


Zeitz: Die fahren weniger durch die Stadt natürlich. Sie sehen sie in den Bergen und auf dem Land. Deutschland ist in Europa der größte Markt.


WELT AM SONNTAG: Wie sieht die typische Harley-Fahrerin aus?


Zeitz: Es ist die Unternehmerin, 30 plus, aber auch die Frau, die Kinder hat. Die setzt sich auf ihr Motorrad, um den Kopf frei zu kriegen. „Babes Ride Out“ ist übrigens eine große Bewegung in den USA. Da schließen sich die Frauen zu Clubs zusammen.


WELT AM SONNTAG: Frauen und Harley, das waren bisher immer tätowierte „Biker Chicks“, die im String gegrätscht über dem breiten Hinterreifen stehen. Sie wirkten eher wie Zubehör.


Zeitz: Ja, das gab’s auch. Aber heute nur noch auf ein paar Rallyes in den USA. Jedem das Seine.


WELT AM SONNTAG: Trotzdem war Harley so viel Sex wie kein anderes Motorrad. Wo zeigt der sich bei den neuen sportlichen Bikes?


Zeitz: Für uns geht es nicht um Sex, sondern um den Reiz und die Begehrlichkeit der Marke. Und wir werden auch die Bekleidung und Accessoires zu unserem Lifestyle passend neben dem Motorrad in den Fokus rücken.


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Zeitz: Was Harley ausmacht, ist: Egal, was Sie denken, welche Einstellung privat oder politisch, wo Sie herkommen, was Sie tun, auf welcher Stufe Sie sozial stehen – alle sind Buddys. Inclusivity ist unsere Botschaft. Alle unsere Mitarbeiter, ob in der Fabrik oder im Management, haben jetzt Aktien bekommen. In den USA ist der Harley-Fahrer oft nicht der Besserverdiener, nicht der Zahnarzt, der Rechtsanwalt. Viele sind Arbeiter und Veteranen.


WELT AM SONNTAG: Haben die das Geld dafür?


Zeitz: Viele finanzieren den Kauf. Darum tun wir alles dafür, dass Harleys ihren Wert behalten.


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Zeitz: Schlaf?
 
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Und wenn die noch so unrasierte und abgezockt Typen für das Marketing verbrauchen: bleibt ein an Hässlichkeit nicht zu überbietendes Gehhilfsmittel. Alleine die Front verdient die Goldene Himbeere für schlechten Geschmack.
 
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Er war mir bereits aufgrund seiner Aussagen in anderen Publikationen symphatisch da ich einen Teil seiner Lebensphilosophien teile. Dieses Interview bestaetigt meinen Eindruck. Zudem scheint er dieses Land zu moegen, vor allem aber recht gut zu verstehen. Da ist er vielen Deutschen Unternehmern um einiges voraus.
Die Zukunft von Harley Davidson ist somit nicht in schlechten Haenden. Ob er dem Druck der Quartalsbilanzen/Boerse stand halten kann wird sich zeigen.

Aussehen ist Geschmacksache und ein regionales Thema. Da wird es die HD Pan America nicht leicht haben. Fuer Emotionen existiert ein globaler Markt! Wuensche Ihm, vor allem aber Harley Davidson nachhaltigen Erfolg.
 
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Den Trick musst Du mir verraten, weil die 850GS bei 12239,99€ überhaupt erst anfängt.
Oops, sorry, da hab ich was verwurstelt......
Ich habe vergessen, dass ich sowieso lieber zur 750er greifen würde, dann passt das mit dem Preis auch.
Ich hab das jetzt in 750 geändert weil ich eigentlich die meinte.
War ein versehen.
 
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Er mag bei Puma erfolgreich gewesen sein, ja und!? Deswegen kaufe und fahre ich trotzdem keine Maschine von HD
Das Lebensgefühl, das einmal von HD ausging ist tot. Das wofür HD mal stand, gibt es nicht mehr. HD wird vor allem in Europa von Besserverdienenden gefahren, die NUR auf dem Motorrad Rebellen, ansonsten brave Mitläufer, sind
 
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die Personenbeschreibung eines CEO - hat mich bislang noch kein Moped kaufen lassen ;)
Das werden wohl die Wenigsten. Als ich meine erste Harley kaufte hat noch niemand an Ihn gedacht.
In diesem Artikel ging es unter anderem auch darum was diesen Mann an bzw. umtreibt und seine Vision fuer Harley Davidson. Insofern fand ich es zumindest recht interessant.
 
Framic

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Es ist doch interessant, wie hier argumentiert wird.
Auf 28 Seiten wird hier in epischer Breite über das Gefährt informiert, polemisiert und kritisiert.
Mit dem von mir eingestellten Artikel sollte ein wenig Hintergurndwissen aus erster (!) Hand geliefert werden.
Ich wünsche der deutlich günstigeren Harley ernsthaft, dass sie ein toller Erfolg wird.
Und zwar allein schon deshalb, damit BMW in seiner Preispolitik ein wenig ausgebremst wird. :idea2:
Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und das kommt selbst dem eingefleischtestem BMW Fahrer spätenstens beim nächsten Kauf zugute.
 
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Hi, ist natürlich alles Geschmackssache. Ich persönlich der die PA jetzt live gesehen hat finde Sie seitlich und von hinten schöner wie eine GS oder Multi v4. Von vorne finde ich Sie persönlich nicht so schlimm in live wie auf den Fotos. Aber wenn man drauf sitzt ist es egal.

Jetzt kommt es drauf wie sie sich fährt. Wenn es ein Eisenschwein ist aufgrund des Radstandes dann sorry.

Ich bin auch persönlich nicht mehr bereit für ein Motorrad über 20.000 Euro auszugeben. Und da BMW und Ducati so am Preisrad drehen sind Sie wohl aus meinen zunküftigen Planungen raus. (Für das Geld kriegt man schon richtig gute Autos>)

DEswegen finde ich den Vorstoss um in diesen Markt einzubrechen von Harley sehr spannend.
 
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In der nächsten Ausgabe von der Motorrad Zeitung wird ein Fahrbericht in schwerem Gelände angekündigt. Vielleicht schon mal ne Tüte Otternasen besorgen, dann ist man für die eventuell darauf folgende Steinigung gut gerüstet. :wink:
Gruß, Sven
 
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Und die Mitbewerber nehmen auch daran teil? :)
 
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