Framic
Hier mal ein interessanter Artikel von Welt Plus.
Es geht um den neuen, deutschen CEO und natürlich auch um die Panamerica.
Ich habe den Beitrag den mal in Gänze kopiert und hier eingestellt, weil ansonsten nur für Welt Plus Leser einsehbar. Ich bitte dem Springer Verlag um Nachsicht. Aber vielleicht animiert es den einen oder anderen User hier auch ein Welt Plus Abo abzuschließen.
Die Artikel dort sind oftmals sehr interessant.
Auf Grund der Länge hier in drei Teilen...
„Es geht nicht um Sex“
Stand: 29.03.2021 | Lesedauer: 16 Minuten
Von Dagmar von Taube, Elke Bodderas
„Ich bin kein Mensch für ausgedachte Sorgen“: Jochen Zeitz in Kenia
Quelle: Daniel N. Johnson
Jochen Zeitz hat Puma saniert, jetzt will der Mannheimer die amerikanischste aller Marken retten. Ein Gespräch mit dem Chef von Harley-Davidson über Vorbilder, „Biker Babes“ und sein Faible für Sigmund Freud.
Jochen Zeitz, 57, gehört zu den Menschen, die sich selbst überholen, außer: Er steuert seine alte De Havilland. Der Unternehmer ist auch Hobbyflieger. Er lebt zwischen Kenia, London, Milwaukee im US-Staat Wisconsin und seiner Ranch in Santa Fe, wo wir ihn per Zoom erreichen. Sieben Quadratkilometer wahr gewordener Kindheitstraum: eine kleine historische Westernstadt ganz aus Lehm gebaut, mit Saloon, Weiden, Büffeln, Mustangs.
Ein ausgeruhtes Grinsen füllt den Bildschirm. Zeitz, im grauen Sweatshirt, wirkt pretty relaxed, aber sehr präsent dabei. Aufregender Mann, aufregendes Leben – und kein Mensch für „ausgedachte Sorgen“, wie er sagt. Aber schon nachdenklich.
WELT AM SONNTAG: Was denkt Jochen Zeitz heute, wenn er ein Foto von Jochen Zeitz früher sieht?
Jochen Zeitz: Witzig, dass Sie das fragen. Mein iPhone hat mir nämlich gerade neulich einen schönen Erinnerungsmoment beschert, plötzlich tauchte ein Foto aus meiner iCloud auf: ich als 30-Jähriger. Damals war ich gerade Chef bei Puma geworden. Mein Gott, dachte ich, was war ich jung damals. Ich weiß nicht, ob ich mir den Job gegeben hätte.
WELT AM SONNTAG: Der junge Zeitz wirkte doch sehr korrekt. Was hat ihm denn gefehlt?
Zeitz: Nichts. Ich finde es nur auch im Rückblick noch immer beachtlich, dass man mir damals so jung diese Verantwortung übertragen hat. Zumal in Deutschland ja die Devise galt, man müsse sich langsam von unten nach oben hocharbeiten, statt zu sagen: Wer leistet, kommt auch schneller voran.
„In Deutschland zeigen sich viele Unternehmer ja noch immer etwas zugeknöpft“
Quelle: Daniel N. Johnson
WELT AM SONNTAG: Sie tragen heute Sieben-Tage-Bart, Koteletten, die Haare länger. Sind Sie lässiger geworden, oder ist es nur ein Zeichen von Zeitmangel?
Zeitz: Bart trage ich schon seit vielen Jahren, lang bevor das wieder in Mode kam. In Deutschland zeigen sich viele Unternehmer ja noch immer etwas zugeknöpft, und das kommt dann eben auch bei der Kleidung zum Ausdruck. Über mich hieß es während meiner Puma-Zeit oft, der pflegt ein lässiges Auftreten, nur weil ich keine Krawatten mag und gern Sneakers trage.
Vor 14 Jahren: Jochen Zeitz als Puma-Chef auf der Jahreshauptversammlung im April 2007
Quelle: Getty Images
WELT AM SONNTAG: Krawatten machen ohnehin nur dick, lautet eine Doktrin des Modeschöpfers Tom Ford, der ja auf seiner Tadao-Ando-Ranch „Cerro Pelon“ Ihr Nachbar in Santa Fe war. Kennen Sie sich?
Zeitz: Er stammt ja aus Santa Fe, aber die Ranch hat er gerade verkauft, zwanzig Minuten von uns. Wir sind uns ein paarmal über den Weg gelaufen. Netter Kerl.
WELT AM SONNTAG: Er hat die müde Marke Gucci gerettet, wenn auch nicht ganz so erfolgreich wie Sie Puma.
Zeitz: Gerade meine ersten Jahre dort waren eine sehr schwierige und herausfordernde Zeit. Mein Team und ich haben Tag und Nacht gearbeitet, um das Unternehmen und die Marke wieder erfolgreich zu machen. Das hat dann ja auch super geklappt. Wenn man aber wie in einem Hamsterrad läuft, ständig mit dem Nächsten befasst, der nächsten Kollektion, der nächsten Kampagne, vergisst man, den Moment zu leben. Die Seele kann zu kurz kommen, wenn sie immer nur dem Kopf hinterherläuft. Ich habe mir irgendwann verordnet, bewusster zu leben. Es gelingt mir ganz gut mittlerweile.
„Ich war schon immer neugierig“
Quelle: Daniel N. Johnson
WELT AM SONNTAG: Mit 29 jüngster Dax-Vorstand – „just out of kindergarten“, höhnte die „Financial Times“. Mit 38 und fast zehn Millionen Euro Jahresgehalt bestbezahlter deutscher Manager. Eine Riesen-Öko-Lodge in Afrika, eine Umweltstiftung, ein Museum in Kapstadt. Sechssprachig, davon Suaheli als Autodidakt gelernt – mit Sprach-CDs beim Autofahren. Und das alles seit 15 Jahren im mobilen Arbeitsmodus. Wie kommt es, dass Sie immer wieder die Zeit überholen?
Zeitz: Ich bin ein Abenteurer und war schon immer neugierig. Ich packe gern Dinge an und will Neues gestalten. Eine meiner treibenden Eigenschaften ist sicher auch Ungeduld.
WELT AM SONNTAG: Gibt es Personen, die Sie inspiriert haben?
Zeitz: Sich andere zum Vorbild nehmen hieße ja, sich Lebenswege abzuschauen. Ich gehe da meinen eigenen Weg. Ich bin auch keiner, der sich nur so zum Austausch unter Männern trifft. Meine Frau Kate und meine zwei Kinder sind mir das Wichtigste und auch meine Inspiration. Wie auch Literatur. Ich lese gern.
WELT AM SONNTAG: Was lesen Sie da?
Zeitz: Täglich die Online-News vor allem aus Deutschland, England und den USA.
WELT AM SONNTAG: Schon klar. Aber welche Literaten begeistern Sie denn?
Zeitz: Im Moment bleibt dafür leider nicht viel Zeit. Vor einigen Jahren waren es unter anderen Sigmund Freud, C.G. Jung und Schopenhauer, die ich gern gelesen habe. Wenn man Abenteurer ist, kommt man nicht umhin, sich auch irgendwann mit seinem Ich zu befassen. Was treibt einen an und um? Was ist der Weg, das Ziel und der Sinn von allem? Was verändert die Welt? Sinn und Sein und alle damit verbundenen Fragen zu erforschen bringt mich auch zu Themen, die ich als Unternehmer umsetze.
„Sigmund Freud ist mir näher als C.G. Jung“
Quelle: Daniel N. Johnson
WELT AM SONNTAG: Welche konkrete Idee haben Sie denn zum Beispiel aus den Lehren von Freud oder Jung geschöpft?
Zeitz: Der amerikanische Psychoanalytiker Irvin David Yalom, ein großer Anhänger Freuds, hat neben vielen anderen Büchern, die ich gerne von ihm gelesen habe, das Buch „Existential Psychotherapy“ geschrieben. Es geht um die Ängste im Leben und die Vergänglichkeit, die Endlichkeit und die flüchtige Zeit. Darauf fußt auch meine Gedankenwelt, wie man das Leben bewusster gestalten kann. Sigmund Freud, muss ich sagen, ist mir näher als C.G. Jung, der eher an den Intellekt ging. Im Gegensatz zu Freud glaube ich allerdings, dass das Selbst stärker ist als nur unsere Prägung aus Vergangenem. Aber ich denke sehr konzeptionell. Ich bin kein Mensch für ausgedachte Sorgen.
WELT AM SONNTAG: Haben Sie mal Psychotherapie gemacht?
Zeitz: Bernd Deininger, ein bekannter Nürnberger Chefarzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatik, auch Buchautor, forderte mich vor vielen Jahren mit dem Satz heraus, dass das für mich als nüchternen Geschäftsmann wohl überhaupt nicht interessant sei. Das sah ich völlig anders, und ich begann, mich voller Neugier mit der Psyche zu befassen. Dr. Deininger wurde mein Berater und half mir, meine Ideen in das große Ganze und mein Leben einzuordnen. So jemanden zu haben vereinfacht viele Prozesse, beruflich wie auch im Privaten, und hilft, Klarheit im Kopf zu schaffen.
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WELT AM SONNTAG: 2008 verbrachten Sie eine Woche im Kloster von Benediktinermönch Anselm Grün. Daraus ist dann Ihr gemeinsames Buch „Gott, Geld und Gewissen“ entstanden. Haben Sie sich in Ihrer Lebensmitte noch einmal neu erfunden?
Zeitz: Ich habe mich nie neu erfunden, ich bin immer der Gleiche geblieben. Außer, dass ich natürlich älter werde und mehr Erfahrungen gesammelt und erlebt habe, ändert sich an der großen Linie nichts. Es war eher ein Kontinuum, eine logische Anknüpfung an mein langjähriges Thema Nachhaltigkeit. Pater Anselm ist Betriebswirt, Führungskräftetrainer, Autor und der ehemalige Cellerar der Abtei Münsterschwarzach. Das Kloster, in dem er lebt, wirtschaftet nachhaltig, das hat mich interessiert. Ein gemeinsamer Freund hatte mich gefragt, ob ich nicht mal eine Podiumsdiskussion mit Pater Anselm zum Thema Nachhaltigkeit machen wollte. Daraus entstand unsere Buch-Idee und die Möglichkeit für mich, mal eine Woche im Kloster zu leben, einfach auch, um unsere Dialoge für unser Buch aufzuzeichnen. Die Zeit dort hat mir viel bedeutet. Es hatte mit Selbstfindung aber so nichts zu tun.
WELT AM SONNTAG: Immerhin verließen Sie kurz darauf den Thron bei Puma nach fast zwei Jahrzehnten und ließen sich scheiden, nach mehr als 18 Jahren Ehe.
Zeitz: Mein Privatleben ist privat. Und den Gedanken, nach all den Jahren bei Puma etwas anderes zu beginnen, gab es vorher. Ich hatte mir schon länger überlegt, meine Unternehmerstärken, Erfahrungen und meine Glaubwürdigkeit noch breiter einzusetzen, um unser Wirtschaften sozialer und nachhaltiger zu gestalten. Und so wurde ich Mitglied des Vorstands und später Aufsichtsrat beim Pariser Luxusgüterkonzern PPR, heute Kering, gründete mit Richard Branson „The B-Team“, einen Zusammenschluss globaler CEOs mit ähnlichen Zielen, und fand schließlich auch mehr Zeit für meine verschiedenen Stiftungen.
WELT AM SONNTAG: Von Ihnen stammt der Satz: „Wenn man die Karriereleiter hochsteigt, dann sollte man darauf achten, dass die Leiter auch an der richtigen Wand steht.“ Stand Ihre schon mal an der falschen?
Zeitz: Ich denke nicht. Ich bin Nostalgiker, aber nicht in diesem Zusammenhang. Ich schaue nicht zurück. Mich interessiert, was vor mir liegt.
WELT AM SONNTAG: Gilt: Man kriegt Jochen Zeitz aus Mannheim, aber Mannheim nicht aus Jochen Zeitz?
Zeitz: Trotz aller Internationalität: Mein Dialekt ist ein wenig an mir kleben geblieben. Ich komme aus einem protestantischen, eher konservativen Elternhaus. Mein Vater und meine Mutter waren Ärzte, wie es in beiden Familien seit Hunderten von Jahren war. Weltoffen, aber bodenständig. Sie haben mir vorgelebt, dass das Leben Arbeit ist und viele positive Seiten hat, zum Beispiel, eine Familie zu haben und ein Zuhause. Das Bodenständige habe ich bewusst verinnerlicht. Und dass es sich lohnt, für das Richtige zu kämpfen, auch wenn man dabei viel riskiert. Mein Vater war Gynäkologe, Chefarzt im Diakonissenkrankenhaus. Er hat so ziemlich alle meine Freunde zur Welt gebracht. Sein Rekord waren einmal 1150 Entbindungen in einem der damals geburtenstarken Jahre. Er wurde fast entlassen, als er in den Sechzigern die Mammografie eingeführt hatte. Die Geschäftsleitung des christlichen Krankenhauses war gegen die noch unerforschte Methode. Mein Vater aber war überzeugt davon und hat sich allem Widerstand zum Trotz schließlich durchgesetzt.
„Ich war ein großer Wildwest-Fan“
Quelle: Daniel N. Johnson
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Jochen Zeitz hat Puma saniert, jetzt will der Mannheimer die amerikanischste aller Marken retten. Ein Gespräch mit dem Chef von Harley-Davidson über Vorbilder, „Biker Babes“ und sein Faible für Sigmund Freud.
Jochen Zeitz, 57, gehört zu den Menschen, die sich selbst überholen, außer: Er steuert seine alte De Havilland. Der Unternehmer ist auch Hobbyflieger. Er lebt zwischen Kenia, London, Milwaukee im US-Staat Wisconsin und seiner Ranch in Santa Fe, wo wir ihn per Zoom erreichen. Sieben Quadratkilometer wahr gewordener Kindheitstraum: eine kleine historische Westernstadt ganz aus Lehm gebaut, mit Saloon, Weiden, Büffeln, Mustangs.
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WELT AM SONNTAG: Was denkt Jochen Zeitz heute, wenn er ein Foto von Jochen Zeitz früher sieht?
Jochen Zeitz: Witzig, dass Sie das fragen. Mein iPhone hat mir nämlich gerade neulich einen schönen Erinnerungsmoment beschert, plötzlich tauchte ein Foto aus meiner iCloud auf: ich als 30-Jähriger. Damals war ich gerade Chef bei Puma geworden. Mein Gott, dachte ich, was war ich jung damals. Ich weiß nicht, ob ich mir den Job gegeben hätte.
WELT AM SONNTAG: Der junge Zeitz wirkte doch sehr korrekt. Was hat ihm denn gefehlt?
Zeitz: Nichts. Ich finde es nur auch im Rückblick noch immer beachtlich, dass man mir damals so jung diese Verantwortung übertragen hat. Zumal in Deutschland ja die Devise galt, man müsse sich langsam von unten nach oben hocharbeiten, statt zu sagen: Wer leistet, kommt auch schneller voran.
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Vor 14 Jahren: Jochen Zeitz als Puma-Chef auf der Jahreshauptversammlung im April 2007
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WELT AM SONNTAG: Er hat die müde Marke Gucci gerettet, wenn auch nicht ganz so erfolgreich wie Sie Puma.
Zeitz: Gerade meine ersten Jahre dort waren eine sehr schwierige und herausfordernde Zeit. Mein Team und ich haben Tag und Nacht gearbeitet, um das Unternehmen und die Marke wieder erfolgreich zu machen. Das hat dann ja auch super geklappt. Wenn man aber wie in einem Hamsterrad läuft, ständig mit dem Nächsten befasst, der nächsten Kollektion, der nächsten Kampagne, vergisst man, den Moment zu leben. Die Seele kann zu kurz kommen, wenn sie immer nur dem Kopf hinterherläuft. Ich habe mir irgendwann verordnet, bewusster zu leben. Es gelingt mir ganz gut mittlerweile.
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WELT AM SONNTAG: Gilt: Man kriegt Jochen Zeitz aus Mannheim, aber Mannheim nicht aus Jochen Zeitz?
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„Ich war ein großer Wildwest-Fan“
Quelle: Daniel N. Johnson
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