Welchen Unterschied macht die Ersatzteilversorgung für ein BMW-Motorrad und eine Vogue, wenn diese für beide Hersteller aus China kommen sollte?
Ganz einfach: BMW hat in Europa ein bestens eingespieltes Händlernetz und bezieht seine Ersatzteile aus seinem eigenen Zentrallager. Das wird natürlich nicht nur aus Deutschland befüllt: Haynes-Bremsen und Borrani-Räder sind schließlich auch nicht Made in Germany.
Die Chinesen sind jetzt seit mindestens 20 Jahren mit diversen Fahrzeugen in Deutschland vertreten (erinnert sich noch jemand an diesen kranken SUV namens "Landwind", der beim Crashtest zusammenfiel?). Wozu es nie gelangt hat, das war ein vernünftiges, gut organisiertes Händlernetz, das sich wenigstens auf dem Niveau von Moto Guzzi oder Triumph bewegt.
Das kann sich ändern, aber das muss sich auch ändern, bevor ein Motorrad made in China für am Ende immer noch fünfstelliges Geld für mich in den Fokus der kaufbaren Produkte gerät.
Und was ich irgendwie langsam nicht mehr hören kann, das ist das Gesinge vom Hochmut, den sich die deutsche Fahrzeugindustrie angeblich abgewöhnen soll. Die derzeitigen Dumpingpreise, die chinesische Hersteller aufrufen, erkauft man nämlich oft mit Dingen wie einem unbefriedigenden Service nach dem Kauf. Allerdings verursachen ein dichtes Händlernetz und eine fitte Ersatzteilversorgung auch Kosten - und zwar nicht im Dumping-Land China, sondern hier. Eine Voge-Niederlassung im Gewerbegebiet in München wird nicht viel billiger als eine für Suzuki oder Aprilia.
Und noch eine Beobachtung: Am Wochenende sah ich das erste Mal live einen Lucid Air, das ist diese elektrische Luxuslimousine, die im Moment im Internet den Elektrotaliban feuchte Träume bereitet. Wisst ihr was der Unterschied ist zwischen einem brandneuen Lucid Air und einem 20 Jahre alten Golf 5 aus Wolfsburg: In einem Golf 5 kann ich perfekt sitzen.
(Wenn Touratech anfängt, Nachrüst-Sitzbänke für die Voge anzubieten, dann gucke ich mir den Hobel vielleicht noch mal an)