I did it. Ich war heute bei Finkls Erlebnis Motorrad in Schwabmünchen. Schöner Laden, haben Yamaha, KTM, Guzzi und noch ein paar Spezereien. Gebraucht hatten sie eine Niken aus 2020 mit etwas mehr als 7.000 km auf der Uhr da. Auf Mobile.de war sie noch mit 8490 Euro bepreist, im Laden sollte sie nur noch 8K glatt kosten. Ds hört sich einerseits angesichts des aktuellen Neupreises von 15+ K nach wenig Geld an. Andererseits: Wenn die vor zwei Jahren wirklich neue Niken mit Euro 4 und Tageszulassung für unter 10K verkloppt haben, sind heute 8K eigentlich nicht so aufregend günstig.
Erkennbare Extras schien diese Niken nicht zu haben. Ich nehme an, dass Sachen wie der Quickshifter und der Tempomat Serie sind. Ein Hauptständer ist mir aufgefallen, ansonsten eigentlich nix.
Die Maschine ist wohl noch die erste Serie, mit einem monochromen Mäusekino. Damit kann man leben, aber die Analogarmaturen meiner R1100 GS gefallen mir erheblich besser.
Was man auf dem Bild auch sieht, das sind die ungewöhnlich tief und weit vorn angebrachten Rückspiegel. Gehen eigentlich und sorgen mit der recht kleinen Verkleidungsscheibe dafür, dass die Niken recht flach wirkt, vor allem wenn man draufhockt.
Die erste (und im Grunde entscheidende) Challenge war die Sitzprobe. Ich bin zwei Meter groß und habe lange Beine. Auf dieser Niken im Serientrimm habe ich nicht besonders gut gesessen. Wäre sie mein, müsste ich da irgendwas machen, vermutlich die Sitzbank aufpolstern lassen. Eine höhere Sitzbank gibt es ab Werk nicht. Insgesamt bin ich eher auf als im Mopped gesessen.
Also los. Direkt vor dem Laden ist ein Verkehrskreisel, da bin ich erstmal dreimal im Kreis gefahren. Wenn man ein Einspur-Bike gewohnt ist, wirkt die Niken hüftsteif. Was in diesem Thread auch als "Stabilität" bezeichnet wird, habe ich erst einmal als Trägheit wahrgenommen. Ich hatte auch den Eindruck, dass die Niken nicht so homogen in die Kurve fällt wie meine GS. Den BMWs wird von Telelever-Hassern oft vorgeworfen, sie vermittelten wenig Gefühl fürs Vorderrad. Ehrlich, ich hatte bei der Niken so viel Gefühl für die Vorderräder wie bei meinem Toyota.
Klar, auf der Habenseite bleibt die Stabilität. Man merkt kein Schlagen oder Zucken vom Vorderrad und sticht einfach durch die Gegend. Der Rest vom Mopped unterscheidet sich so grundlegend von meiner alten 1100er, dass es frappierend ist. Los geht es bei den Bedienkräften: Kupplung und Schaltung gehen so leicht, dass ich im ersten Moment dachte, dass sie kaputt wären. Auch der Motor ist völlig anders: Läuft sehr vibrationsarm, dreht viel höher als bei meiner GS und klingt auch lauter und aggressiver. Er hat nur 850 ccm, dafür aber 115 PS. Wo bei meiner GS bei 7K Schluss ist, dreht der Dreier bis elf. In Verbindung mit dem Sechsganggetriebe und dem recht ordentlich funzenden Quickshifter geht die ganze Fuhre sehr heftig voran, da macht meine GS keinen Stich. Und wenn dann auf der Landstraße plötzlich 150 auf dem Tacho stehen, dann zuckt und zappelt an der Niken gar nix. Allerdings: An meiner GS zappelt bei diesen Tempi auch nix. Aufgefallen sind mir noch die im Vergleich mit der GS nicht vorhandenen Lastwechselreaktionen, vor allem in den weniger scharfen Fahrmodi. Die Bremse fand ich okay, mehr nicht. Wobei es schon Charme hat, auf Sand in den ABS-Regelbereich zu bremsen, ohne Angst vor einem Sturz.
Unterm Strich: Gar nicht übel. Aber so richtig geil fand ich sie auch nicht. Ich glaube, ich kauf mir doch was anderes.