Ich habe damals eine 2-Sekunden-Abstandsregel beigebracht bekommen und überprüfe den Abstand beim Fahren gelegentlich durch Zählen der Zeit, die ich benötige um nach dem Vorausfahrenden eine bestimmte Markierung an de Straße zu erreichen.
Mit der 2-Sekunden-Regel ist man nah an der Regel "halbe Tachoanzeige in Metern" dran, denn z.B. 100 km/h entsprechen 27,8 m/s bzw. 55,6 Meter in 2 Sekunden.
Der Abstandstempomat meiner Multistrada V4S arbeitet ebenfalls nicht auf Basis konstanter Entfernungen, sondern zeitlicher Abstände zum Vorausfahrenden. Laut Bedienungsanleitung entsprechen die vier wählbaren Stufen zeitlichen Abständen von 0,8s, 1,2s, 1,6s und 2,0s.
Interessant finde ich eine Übung, die beim "Junge-Fahrer-Training" auf dem nahegelegenen ADAC-Gelände durchgeführt wird. Zwei Probanden fahren hintereinander auf zwei nebeneinander liegenden Spuren um den Handlingkurs. Der zweite hält auf seiner Spur einen Abstand zum Vordermann, den er für ausreichend hält. Der Vordermann macht an irgendeiner Stelle urplötzlich eine Vollbremsung. Schießt der Nachfolgende dann auf seiner Spur dran vorbei, war er zu nah dran.
Noch interessanter finde ich einen Effekt, zu dem ich vor Jahrzehnten mal eine einfache Simulation programmiert habe. Sieben Fahrer fahren mit gleicher Geschwindigkeit und gleichen Abständen hintereinander her. Alle haben das gleiche Bremsvermögen und die gleiche Reaktionszeit. Der Erste macht eine Vollbremsung. Sofern die Abstände für die Reaktionszeiten groß genug sind, kommen alle ohne Berührung zum Stillstand, die Abstände untereinander sind dann im Stand kürzer, als während der Fahrt. Halten alle den gleichen zu geringen Abstand zueinander, kracht der Zweite in den Ersten, der Dritte in den Zweiten usw.. Aber der Dritte trifft den Zweiten mit einer höheren Differenzgeschwindigkeit, als der Zweite den Ersten, denn der Zweite wird durch den Aufprall auf den Ersten plötzlich stärker verzögert, als es die Bremsen könnten. Das geht, je nach eingegebenen Parametern, soweit, daß der Siebente ungebremst auf den Sechsten fährt, weil sich durch die vor ihm stattfindenden Aufpralle der Abstand zum Sechsten soweit verringert, daß er diesen schon vor Ablauf seiner Reaktionszeit trifft. Der Zweite trifft auf den ersten bspw. mit 12 km/h, der Siebente auf den Sechsten mit 100 km/h. Alle haben die gleichen Voraussetzungen und machen den gleichen Fehler. Je weiter hinten man in der Schlange fährt, umso heftiger wird man bestraft. Das spielt z.B. bei Massenkarambolagen auf der Autobahn eine Rolle, gilt aber auch in der Motorradgruppe.
Durch die Beschäftigung mit diesen Fragestellungen ist meine Devise "Abstand!". Nicht immer läßt sich das konsequent einhalten, aber ich bemühe mich drum, das alsbald wieder herzustellen. Das war nicht immer so, habe in den Jahren dazugelernt.