Ich habe schon viele Diskussionen mit "Rasern" hinter mir. So würde ich mal Leute bezeichnen, die sich das Recht herausnehmen, Verkehrsregeln komplett zu ignorieren, und ganz stolz erzählen, dass sie auf der Landstraße auch mal 200 fahren, und andere haarsträubende Aktionen.
Ich will das an dieser Stelle gar nicht werten, und Verstöße gegen die StVO finde ich von vorn herein nicht so empörend wie Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.
Mir fällt dabei immer nur eine ganz eigentümliche Asymmetrie auf. Wenn du mit solchen Leuten sprichst, dann halten sie eigentlich alle anderen Verkehrsteilnehmer außer sich selbst und ihren Kumpels für Idioten, die schleichen, pennen, eigentlich ihren Führerschein abgeben müssten und auf der Straße nichts zu suchen haben. Ich erinnere mich, wie ich mal einen Abend lang mit einem Fahrversuchsleiter von Mercedes-Benz darüber gestritten habe, wann man auf der AB die linke Spur benutzen darf. Wirklich erstaunlich, welche Ansichten der Mann hatte.
Auf der anderen Seite brauchen viele "Raser" im täglichen Verkehr - zum Teil ganz beabsichtigt - jegliche Sicherheitsmarge auf, die der Gesetzgeber vorgesehen hat, um unvorhergesehene Aktionen zu entschärfen. Ich bin zum Beispiel auf der Autobahn mit meinem kleinen Auto von Leuten schon dermaßen bedrängelt worden, dass mir nur ziemlich kaltblütiges Reagieren geholfen hat, einen Unfall zu vermeiden. Wenn ich tatsächlich solch ein Penner wäre, wie der "Raser" glaubt, dass ich einer bin, dann ist es eigentlich Wahnsinn von ihm, sich darauf zu verlassen, dass ich über ein genau so hohes Maß an Fahrzeugbeherrschung verfüge wie er.
Und wenn einer nach dem Motto handelt: "Ist mir doch egal, was andere von mir denken, ich zieh jetzt mein Ding hier durch". Was macht der denn, wenn der andere im Verkehr genauso denkt - aber im stabileren Fahrzeug sitzt?
Ein ähnlich idiotisches Asymmetrie-Verhalten kenne ich nur von Krampfradlern. Die halten motorisierte Verkehrsteilnehmer grundsätzlich für gefährliche Psychopathen. Gleichzeitig sind sie bereit (zumindest reden sie so), ihr vermeintliches "Recht" - zum Beispiel das Recht, sich auszusuchen, ob sie lieber den Radweg benutzen oder den Verkehr auf der Straße behindern oder das Recht, zu zweit nebeneinander zu fahren, weil die bösen Autos ja auch die ganze Spur brauchen - unter Einsatz ihres in Lycra gepressten Körpers zu erzwingen. Und zwar gegen Leute, die sie für gefährliche Psychopathen halten. Und hinterher greinen sie rum, wenn sie geschnitten und angehupt werden. Und sie beschweren sich, dass sie totgefahren werden.
Wie passt das zusammen?