Dass die Gewinnung der Rohstoffe für die Akkus nicht umwelt- und nur selten menschenfreundlich ist, sollte bekannt sein. Bei der Produktion der Akkus entsteht zudem jede Menge CO2 und das ist ja eigentlich für die Klimawahnsinnigen wie das Weihwasser für den Teufel.
Der deutsche Strommix hat zudem dank deutscher Energieabschaffungspolitik auch deutlich überdurchschnittliche CO2-Emissionen.
Wer also Wege, die er bisher mit einem konventionellen Fahrrad zurückgelegt hat, mit einem neu angeschafften E-Bike fährt, hat für die Umwelt gar nichts gewonnen. Ähnliches dürfte gelten, wenn ich statt des Autos, dass ohnehin vorhanden war, ein neu beschafftes E-Bike nutze. Den CO2-Rucksack von mehreren tausend Kilometern fährt man so schnell nicht ab.
Ich argumentiere jetzt mal nicht abstrakt und fundamentalistisch sondern 1:1 aus dem Leben gegriffen:
Mit dem ebike decke ich den allergrößten Teil meiner Alltagsmobilität ab. Der größte Teil davon ist das Pendeln in die Arbeit, 10km hin, 10 km zurück an 5 Tagen in der Woche. Die Strecke verläuft zwischen Zug und Rotkreuz in der Schweiz entlang des Ufers des Zuger Sees. Hier im Kanton ist ein Porsche Cayenne fast schon ein arme Leute Auto, kaum mehr als ein VW Golf in Deutschland. Ich fahre antizyklisch und ein SUV reiht sich ans andere, ab und zu getrennt durch einen Supersportwagen oder auch mal ein "normales" Auto.
Was steht da also auf 4 Rädern? Mehrere hundert PS Systemleistung, gerne 100kWh Batteriekapazität. Stehen ist gar nicht so übertrieben, die Karren kämpfen sich langsam in und aus der Stadt, morgens und abends. Eine typische Besetzung ist eine Person bei einem Leergewicht von 3 Tonnen etwa.
So, jetzt komme ich daher auf meinen selbst gebauten ebike, zu gutem Teil aufgebaut aus Komponenten, die ich aus diversen Fahrradprojekten übrig hatte. Damit die Reste passen habe ich beispielsweise das Vorderrad selbst eingespeicht. Den Akku bestehend aus 65 Zellen habe ich mir in Deutschland patchen lassen. Er hat eine Kapazität von 840 Wh, also etwa 1/100 von dem eines SUVs. Der Motor hat eine Leistung von 500 W, so ganz grob wieder 1/1000 von der Systemleistung der zuvor genannten SUVs. Beim ebike habe ich auf das Gewicht geachtet und ich komme so etwa auf 20kg. Das SUV wiegt etwa 150 mal mehr.
Ich fahre schneller als 25 km/h, was bei einem Eigenbau kein Problem ist bei großzügig dimensionierten Komponenten. Den Akku lade ich kostenlos in der Arbeit, die Solarzellen stehen direkt auf dem Dach des Parkhauses. Mein Auto und Motorrad hingegen sehen den Tankrüssel so etwa alle 2 Monate mal. Von mir aus kann der Liter Sprit auch 5 Franken kosten, speziell für die Schweiz würde ich das sogar begrüßen.
Ja, ich gönne mir den Luxus, unverschwitzt in der Arbeit anzukommen mit der Unterstützung des ebikes. Ich trenne Arbeit und Privates sorgfältig und so mache ich pro Woche etwa 2000 Höhenmeter auf dem Fahrrad ohne Motorunterstützung, Sommers wie Winters.
Vor 10 Jahren habe ich eine fundamentale Verhaltensänderung vorgenommen: Mehr Fitness, mehr Nachhaltigkeit und mehr Zufriedenheit am Ende. Natürlich, ich kann auch noch auf mein ebike verzichten, wenn es unbedingt sein muß. Das Argument, von mangelhafter Nachhaltigkeit erscheint mir im beschriebenem Kontext aber absurd.
Am Rande bemerkt: Beides, Hitze und Kälte halte ich inzwischen viel besser aus ob des geänderten Lebensstils. 19° in der Bude in Verbindung mit modernen Funktionsklamotten können mich in keiner Weise schrecken, zumal ich aus meiner frühen Kindheit in den 60er und 70er Jahren noch ganz andere Dinge kenne. Eisblumen auf knapp 1000m Seehöhe gab es in extremen Wintern in besonderen Nächten mit klarem Himmel nicht nur an den Fenstern. Die mangelnde Resilienz der Gesellschaft finde ich angesichts der aktuellen Krise jämmerlich, abgesehen von Einzelschicksalen vielleicht.
Ja, meine Lebens- und Arbeitssituation passen ganz gut zum ebike. Wenn sich die Pendelstrecke aus irgendwelchen Gründen deutlich vergrößern würde, dann würde ich eben mit einem echten 45er nachlegen. Wenige Kollegen zeigen mir das exemplarisch, wobei die Mehrheit tatsächlich mit dem SUV kommt, wie das Parkhaus zeigt.
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, und schon ist der Keks gegessen.
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