Hey, irgendwie hatten wir diese Diskussion schon das eine und andere Mal...
Also ich bin auch ein Betroffener von via secura. Täglich - und ich finde dieses System unverhältnismässig und wenig zielführend. Jedoch:
- Das Strafen- und Massnahmensystem entspricht dem Willen der DEUTLICHEN Mehrheit hier. Ist dies dereinst nicht mehr so, ändern wir dies wieder. So einfach ist das. Sich darüber aufzuhalten, ob diese Massnahmen nun etwas nützen oder nicht, ob sie gerecht sind oder voll daneben, ist eine rein theoretische Diskussion und letztlich Selbstbefriedigung, vor Allem wenn von Deuschen vorgetragen. Wen wollt ihr denn damit überzeugen? Euch selber, dass ihr doch ach so Recht habt? Mich zu überzeugen ist ja nicht notwendig, was für einen Grossteil unserer Motorradfahrer gelten dürfte - jedenfalls solange sie auf ihrem Töff sitzen. Unseren Stimmbürger (und insb. unsere Stimmbürgerinnen) werdet ihr damit aber nicht erreichen, der/die entscheidet aufgrund anderer Kriterien. Warum könnt ihr nicht einfach zur Kenntnis nehmen, dass wir das für unser Land so entschieden haben und uns eure Meinung dazu völlig Wurst ist? Wir wollen euch ja auch nicht von eurem Glück überzeugen.
- Was insb. die lieben Deutschen Kollegen partout nicht verstehen: Wir haben wie vorbeschrieben ein anderes System als ihr: die Mehrheit der abstimmenden Personen sagt, was gelten soll, und dann wird dies mal so gemacht. Amen. Finde ich genial, dieses System. Und neben mir offensichtlich auch die Mehrheit der übrigen Stimmbürger - weil sonst hätten wir das ja schon längst geändert.
- Sich derart über via secura aufzuregen, scheint mir ein ausgesprochen deutsches Phänomen zu sein. Franzosen und Italiener haben da offenbar deutlich weniger Schwierigkeiten, unsere Eigenart(en) im Sinne von "andere Länder, andere Sitten" zu akzeptieren. Und die Deutschen scheinen auch mit dem ähnlich rigiden System der Norweger weniger Probleme zu haben. Woran das wohl liegen mag? Irgendwie scheinen die Deutschen unser für unser Land geltenden Regeln als Agression ihnen gegenüber zu empfinden. Warum? Und kommt mir nun nicht mit dem hirnlosen Schweizer mit Bleifuss und Tunnelblick auf der Deutschen Autobahn. 1. fahre ich nie nach D und 2. habt ihr diese Regel aufgestellt und 3. müsste man sonst allen Deutschen z.B. auch das ...... in Adam vorwerfen.
- Ich fahre seit knapp 30 Jahren Motorrad so um die 20t km/a, davon gut die Hälfte in der CH (den Rest meist in I und F). Mit dem Wagen bin ich so um die 25t km/a unterwegs, ca. 2/3 davon in der CH. Ich fahre ausserorts sofern möglich IMMER zu schnell, gemäss Tacho zwischen 20 bis (mit dem Töff) stellenweise 40km/h über der erlaubten Geschwindigkeit. Innerorts und in Quartieren aber nahe an der Vorschrift und sehr anständig, es hat hier auch verdammt viele Menschen bei beengten Platzverhältnissen unterwegs. Ich bezahle bei diesem System pro Jahr insgesamt Bussen von zwischen 500.- bis 1'000.-. Bei Benzinkosten für beide Fahrzeuge von um die 8'000.- (PW ist ein Land Rover) sowie Versicherungen udn STeuern von um die 3'000.- nicht übermässig, wie ich finde. Ich musste in jüngeren Jahren das Permis auch schon abgeben und es ist gut möglich, dass es mich wie den Serpel auch erwischen kann. Dann ist das halt so und gehört zum sozialen Risiko. Wäre ich beruflich unbedingt auf den Schein angewiesen, würde ich nicht so fahren.
- Ja, ich habe die Augen ständig offen; Motorradfahren schärft die Sinne. Und dabei keineswegs Psychostress... wie auch beim Risiko eines schweren Unfalls auch nicht. Die Radars stehen in den meisten Fällen an nachvollziehbaren Orten, an den Hauptverkehrsachsen und an den bekannten Rennstrecken muss stets damit gerechnet werden. Ein Strassenschild übersehe ich so selten wie Velofahrer, Kinder oder die Grossmutter, d.h. sozusagen nie. Die Radars sind nicht selten recht gut zu erkennen oder vorauszuahnen aufgrund der speziellen Örtlichkeiten.
- Der Fahrstil hier: In den Kurven schnell und auf den Geraden besser nicht deutlich über 100 km/h gemäss Tacho. Die Radars stehen ausserorts an Geraden oder an weiten Kurven. Viele Ausländer fahren meiner Wahrnehmung nach in den Kurven deutlich verhalten und reissen auf der Geraden auf. Schlechte Idee. Wenn dies der deutsche Fahrstil ist, empfiehlt sich hier tatsächlich eine Anpassung.
- Die Schauermärchen über die Auswirkungen unseres Strafensystems im Strassenverkehr sind zu 99% übertrieben und aus dem Reich der Märchen. Da ich auch berfulich rege damit zu tun habe, kann ich das nicht nur aufgrund meines Bekanntenkreises beurteilen. Da wir das System des bedingten Strafvollzuges bis zu einer Freiheitsstrafe von 24 Monaten (bis 36 Monate teilbedingt kombiniert mit der elektronischen Fussfessel/Electronic Monitoring) kennen, werden nur bei unbelehrbaren mehrfachen Wiederholungstätern durch Richersprüche Sozialfälle produziert. Der Grossteil dieser mehrfachen Wiederholungstäter sind im übrigen auch in anderen Bereichen vorbestraft und häufig bereits Sozialfälle.
- Wer zum schnell Motorradfahren in die CH kommen will, dem empfehle ich, dies insb. auf abgelegenen Routen des Jura oder auf wenig frequentierten Parallelen zu den Hauptachsen zu tun (ich mache das auch so). An den bekannten Alpenpässen gilt das zuvor Gesagte: In den Kurven schnell (dort geht selten über 100km/h) und auf den Geraden nicht über gut 100km/h gemäss Tacho. Anders gesagt: Um hier Spass auf dem Motorrad zu haben, sollte man freude an der Kurvenhatz haben. Und an der schönen Landschaft, die man dann auf den Geraden reinsaugen kann. Und weiter empfehle ich, beim Urlaubsbudget Bussgeld von zwischen CHF 100-200.- einzuplanen; das entspannt ungemein und fällt angesichts der übrigen Kosten ja eigentlich auch nicht wirklich ins Gewicht.
- Wer aber lieber nicht (mehr) hierher kommen möchte: Nur zu, wir sind darüber ganz sicher nicht traurig. Übel Gelaunte, die auf jeden Cent achten und eigentlich wünschten, es wäre alles wie Zuhause, braucht niemand. Und nein, wir leben keineswegs vom Tourismus - aber er ist in Beggebieten ein willkommener Zustupf.
Ciao, Marco