Hm, es fällt schwer, hier einen gemeinsamen Nenner zu finden. Einerseits finde ich es richtig, wenn die Leute sich Gedanken machen und sich auch austauschen über ihre Möglichkeiten und ihre Bereitschaft, nachhaltig zu leben. Es gibt ja viele Möglichkeiten.
Was ich jedoch auch auf gewisse Weise traurig finde ist, wenn die Menschen - auch hier im Forum - meinen, sich rechtfertigen und erklären zu müssen, warum sie dieses oder jenes weiterhin machen werden. So nach dem Motto: Ich habe letzte Woche schon Heidelbeeren aus der Region gekauft, jetzt darf ich aber auch mal eine Runde mit der GS drehen. Wir rechnen uns gegenseitig irgendeinen Klima-Fußabdruck vor und freuen uns, wenn wir einen nachhaltigen Wert präsentieren können.
Das die Firmen in der Werbung sich voll auf diese Schiene eingelassen haben - geschenkt. Die wollen sich halt gut präsentieren und fürchten nichts mehr als einen Twitter-Shitstorm der sich empörenden woken bubble.
Aber so als Privatier in einem Motorradforum? Im Freundes- und Bekanntenkreis, oder unter Arbeitskollegen? Wollen wir das wirklich, dass der eine sich vor den anderen für seinen Lebensstil rechtfertigen möchte? Für mich fühlt sich das befremdlich an.
Ich für meinen Teil finde, dass ich ein relativ nachhaltiges Konsum- und Reiseverhalten lebe. Nur wer will das abschließend beurteilen und vor allem: warum? Wer will denn so anmaßend sein, über das Leben seiner Mitmenschen ein nachhaltigkeits-Urteil fällen zu dürfen? Noch sind es ja nur Diskussionen, aber wenn darin immer wieder nach "drastischen Entscheidungen" seitens der Obrigkeit gerufen wird, wird mir mulmig.
Genauso mulmig wurde mir, als bei den FFF-Demos in Hamburg der Fahrer eines Mercedes G quasi umzingelt und öffentlich verspottet wurde. Junge Menschen schwärmten dann von der großen Sache, deren Teil sie jetzt sind und vom Gemeinschaftsgefühl das sie trägt. Puh, gute Sache hin- oder her. Solche Tendenzen verursachen bei mir eher Beklemmungen. Genauso wie dieses ewige gegenseitige Ausspielen der Generationen. Das ist einfach unsäglich. Sich ständig oberschlau hinzustellen und der älteren Generation die Schuldzuweisungen zukommen zu lassen, was soll das? Es ändert nichts am jetzigen Zustand. Davon abgesehen, gab es über die Jahrhunderte immer wieder Zeiten, über die man heute denkt: "wie konnten die nur sowas machen?" Ganz einfach: Sie wussten es nicht besser, vielleicht waren sie ignorant, vielleicht aufgestachelt, vielleicht hungrig, oder gierig. Es sind jedenfalls garantiert nicht nur die Generationen aus der Industrialisierung, die Fehler gemacht haben.
Zu Greta: Ihr Einsatz, die Leute zu mobilisieren in allen Ehren. Sie kämpft für eine ihr wichtige Sache. Und grundsätzlich mag ich ja jugendliche, die ein Leben leben außerhalb der Playstation-Welt haben. Um ein unbequemes "aber" kommt man imho trotzdem nicht herum:
Das erste Google-Suchergebnis zum Asperger-Syndrom (Asperger-Autismus): ist eine autistische Entwicklungsstörung. Sie geht unter anderem mit einem eingeschränkten Einfühlungsvermögen, mangelhafter sozialer Kompetenz und oft ungewöhnlichen Sonderinteressen einher. Sie finden es schwierig, die Gedanken, Gefühle oder Handlungen anderer Personen einzuschätzen oder zu interpretieren. Diese subtilen Botschaften werden oft durch Gesichtsausdrücke, Körpersprache oder Tonfall vermittelt – was Menschen mit Asperger-Syndrom oft nicht verstehen
Wahrscheinlich mache ich mich jetzt angreifbar, weil ich als alter weißer Mann mich jetzt dazu äußere und ich versuche es mit Samthandschuhen. Gretas Einsatz und Wille für die ihr wichtigste Sache sind anerkennungswürdig. Aber trotzdem hege ich Zweifel, ob sie als Gallionsfigur einer Jugendbewegung geeignet ist. Die Welt ist eben nicht nur schwarz-weiß. Und das die Klima-Aktivisten, die sich beinahe täglich auf irgendeine Straße kleben, offensichtlich gravierende Defizite beim Demokratieverständnis haben, sollte inzwischen deutlich geworden sein.
Ob diese Dinge jemals dazu beitragen, Lösungen zu finden, mit denen alle gut leben können? Bin ich mir nicht sicher. Es bleibt spannend.