Da hatte Fahranfänger aber auch Autos mit 45PS, im wilden Osten hatten meine Kumpels mit Trabant 500 20 und ich mit Skoda S100 41PS. Und das waren die, die es sich leisten konnten.
Heute ist es locker die 10-fache Leistung.
Der Rest fuhr Simme oder 250er MZ.
Sich umbringen und Schaden anrichten konnte man natürlich auch damals mit den verfügbaren Fahrzeugen.
Das war auch mein Gedanke. Blödsinn machte diese männliche Altersgruppe schon immer. Auch die Generation meines Vaters (Jahrgänge um 1935) Ich mag nicht daran denken, was meine Kameraden und ich über Jahre ausloteten. Aber das Handwerkzeug und die Verkehrsverhältnisse waren andere.
1975 begann ich 18-jährig mit einem roten 6 Jahre alten Rallye Kadett B ("Kiemen-Coupé") mit 1100 ccm und 60 PS und gigantischem Drehmoment von 83 Nm bei 3800 bis 5000 min/-1. (Auf den Straßen noch viele Autos mit weniger PS, selbst mein Vater als selbstständiger Vertreter fuhr 55 Diesel-PS im Benz /8.)
155er-Schlappen, 140 Spitze, 0-100 km/h in 17 Sekunden. Da musste man lange treten, um Regionen über 120 km/h erreichen. Vollgas war häufiger Dauerbetriebszustand. Dank der Bremsen (Scheine/Trommel, kein ABS) und Straßenlage flog man bei Bedarf deutlich früher (mit geringeren Geschwindigkeit) ab. Ich schaffte das bereits nach einer Woche. Zum Glück ohne Verletzungen der 4 Insassen und mit geringem Schaden. Die passive Sicherheit war allerdings auch erheblich schlechter (Karosseriesteifigkeit, Gurte, Airbags, Helferlein). Was in dieser Zeit trotz geringerer Unfallgeschwindigkeiten nicht zu weniger Toten und Verletzten führte.
Ein Jahr später folgte der Opel GT/J mit 90 PS. Auch hier kam es zu selbst verursachten Deformationen. Ebenfalls glücklicherweise ohne Personenschäden.
Mein Verhalten wurde trotzdem tatsächlich erst Mitte 20 etwas vernünftiger. Mein Bewusstsein für die Risiken (in diesen damaligen Autos) war nicht vorhanden oder wurde verdrängt/ignoriert.
Heute liest man oft von verunglückten dieser Altersgruppen, die in hochmotorisierten Benz, BMW, Audi mit hohen Aufprallgeschwindigkeiten verunglücken und trotz heftig deformierten Autos nicht oder nur gering verletzt wurden. Der Grund für die Grenzauslotungen dürfte deshalb m.E. eine Kombination aus dem Sicherheitsgefühl in moderne Technik ("MIR kann nichts passieren") UND den gleichen Gefühlen/Emotionen wie schon immer/damals sein.
An der unzureichenden Fahrschulausbildung dürfte es eher weniger liegen. Die ist intensiver und umfangreicher als zu meiner Zeit.
Härtere Sanktionen, die auch an das Fahrzeug oder den Lappen gehen, scheinen die einzig wirksamen Mittel zu sein. Sie hätten auch zu meiner Zeit einige von uns (mich eingeschlossen) zumindest temporär von der Straße geholt.