Überleben auf dem Motorrad: Das HÜG-Konzept

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sigmali

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Gut geschrieben und richtig zusammengefasst, Achim.

Wir kommen grad aus dem Schwarzwald - und da gab es viele, die wohl bei Bernd Spiegel an Möbel denken und die sich beim Fahren selbst der größte Feind sind - aber GS LC - "Wat mut, dat mut"
die schon bei einfachen Fahrmanövern an ihren Grenzen angelangt sind
die sollten mal statt dem Vielen Geld für ein für sie absolut "overperformendes" Bike mal auch einen Bruchteil in ein Training investieren - wäre besser angelegt als die Teile von den diversen Premiumzubehörlieferanten.
Wobei ich es nicht am Motorradmodell festmachen möchte. Ich beobachte sehr viele, um nicht zu sagen, den Großteil der Motorradfahrer bei der gefährlichen Fahrlinie - vor allem in Linkskurven mit dem Oberkörper auf der Mittelmarkierung oder der anderen Seite. Gefährliche Begegnungen erlebte ich deshalb zu genüge. Selbst als "Gefährdeter", aber auch als "Nichtbetroffener".

Extrem empfand ich es vor drei Jahren bei einer Durchquerung der italienischen Alpen östlich vom Gardasee (ich fuhr nach vielen Jahren Pause erstmals wieder in die Alpen). Und ja: auch mir fielen dabei überproportional häufig Fahrer von GS, meist in Gruppen, oft die LC-Modelle auf. Es kam zu mindestens 6-7 grenzwertigen Begegnungen. Zwei Situtationen blieben mir besonders in Erinnerung: GS-LC-Gruppe kam mir in schnell befahrbaren aber unübersichtlichen und dicht hintereinander folgenden mittelstarken Kurven (rechts Felsen aufsteigend, links abfallend) in Ideallinie, also fast geradeaus, sehr schnell und vor allem untereinander sehr dicht auffahrend entgegen. Als der erste mich erkannte (er hatte mich wegen der Streckenführung erst spät wahrnehmen können), musste er reflexartig auf seine Seite reißen. Seine Nachfolgenden wurden von seinem Manöver und mir jeweils überrascht und es kam zu weiteren hektischen Aktionen.

In einem Gefällstück vor einer Haarnadel-rechts war ich ca. 50 m vor der Kurve. Zwei bergauffahrende GS-Fahrer zogen unmittelbar vor dem Scheitelpunkt nach links um einen Pkw zu überholen. Als sie mich erkannten, kam es bei den hektischen Bremsungen der Beiden fast zur Berührung und STurz.

Nach diesen Tagen schwor ich mir: Aus Eigenschutz werde ich die Alpen künftig meiden. Die Anzahl derer, die die Region als "öffentliche Rennstrecke" ansehen, hat nach meinem Eindruck zugenommen. Und klar: das seit Jahren meistverkaufte Motorradmodell, das auf jedem Parkplatz dort in Massen anzutreffen ist und mehrfach zum "Alpenmaster" (MOTORRAD-Tests jedes Jahr) gewählt wurde, ist zwangsläufig unter diesem Fahrertypus oft anzutreffen.
 
sigmali

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Ok - war das jetzt ernst oder sarkastisch gemeint?
Vereinskollege ist in Österreich in einen LKW der - trotz rot für ihn in einer unübersichtlichen Kurve in der Baustelle raus fuhr - reingesemmelt.
Aussage des aufnehmenden Polizisten: "Motorradfahrer sind immer schuld". Punkt.
Die Richterin schloss sich dieser Meinung an (trotz eindeutig anderslautender Aussagen verschiedener Zeugen aus meinem Verein plus unbeteiligte Zeugen) und verknackte meinen Kollegen.
Ende der Geschichte.
Ohne Details zum Fall zu kennen. Es wird immer wieder vorkommen, dass ein Gericht eine Wertung der Beweise und Indizien vornimmt, die einzelne Betoffene nicht nachvollziehen können.

Ein anderes, positives Beispiel: Vor zwei Jahren fuhr ich in Thüringen auf einer mir unbekannten wenig befahrenen Strecke. Ich kam als erster an eine Linkskurve, ein Motorrad lag noch auf der Straße, die Sozia verletzt daneben, der nicht verletzte Fahrer war offensichtlich gerade erst aufgestanden. Am Fahrbahnrand stand ein zuvor und unabhängig davon gestürztes leicht beschädigtes Motorrad, das bereits wieder aufgerichtet worden war. Dessen leicht verletzter Fahrer stand dabei. In der Kurve war eine mehrere quadratmeter große Bitumenfläche (Fahrbahnausbesserung). Darauf lag mehrere Zentimeter dick und großflächig Rollsplit, der sich wohl noch hineinarbeiten sollte. Was aber noch nicht passiert war. Das Bitumen darunter war weich und schmierig. Einzige Warn-Hinweise waren zwei VZ 101-52 (eines einige Kilometer zurück, eines direkt vor der Kurve. Kein Zusatzschild oder Hinweis auf aktuelle Straßenausbesserung, oder noch besser: Begrenzung auf z.B. 30). Die gesamte Strecke war von Beginn an auf 60 begrenzt - was an dieser Stelle definitiv viel zu schnell war, da das Vorderrad keine Führungs in Schräglage aufbauen konnte.
Ich fotografierte, meine Ehefrau leistete erste Hilfe, bis das Rote Kreuz eintraf. Adressen wurden getauscht und ich sandte den Geschädigten nach dem Urlaub meine Bilder. Was sich als gut herausstellte. Anscheinend war ein Tag später die "Schotterstelle" geräumt. Ein Jahr später wurde ich als Zeuge für einen Zivilprozess Geschädigter vs. Land bzw. ausführende Baufirma vorgeladen. Entgegen meiner Erwartung und Befürchtung (ein Auto hätte mit Sicherheit kein Problem bekommen) sprach das Gericht vollen Schadenersatz zu und sah die Beschilderung als nicht ausreichend an.
Nachdem in den letzten Jahren einige Urteile nach Stürzen auf rutschigen Fahrbahnen zu Ungunsten der Motorradfahrer ausgingen, war ich begeistert. Meine Aussagen und Einschätzungen zur Gefährlichkeit/Befahrbarkeit und m.E. erforderlichen Beschilderung wurden vom Richter in seiner Begründung wörtlich zitiert.
 
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In Ergänzung zur "richtigen/falschen" Fahrlinie. Ich fahre seit 1978 durchgängig jedes Jahr Motorrad- teilweise bis zu 20 000 km/Jahr Ich habe zusätzlich geschätzt an mind. 15 Fahrsicherheitstraining teilgenommen. Meine Fahrlinie (gerade in Linkskurven) wird von Bekannten, die nachfahren, positiv kommentiert. Viele versuchen es nachzuahmen. UND DENNOCH: als ich mir 2014 zusätzlich zur R 1200 GS/TÜ (2011) eine der neu am Markt aufgetauchten RnineT kaufte, stellte ich verwundert fest: Mit diesem Motorrad gelang es mir nicht, oder erst nach zig Tageskilometern, eine in meinen Augen gute Linie zu treffen. Ich ertappte mich ständig, dass ich Linkskurven viel zu weit mittig, den Oberkörper teilweise auf der Gegenfahrbahn, fuhr. Sobald ich wieder auf die GS wechselte, war alles im grünen Bereich.
Dieses Phänomen beobachtete ich über 6 Saisons, bis ich die RnineT wieder verkaufte (nicht deswegen :rolleyes:)

Ich versuchte es für mich mit der fast übernervösen Agilität der leichteren NineT und den anderen Fahrwerksdaten (Lenkgeometrie, Reifengröße, Sitzposition, Lenker) zu erklären.
 
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