Aber mit ausreichender Steuerzahlergeld bekommen wir bestimmt die Ladeinfrastruktur für die angestrebten 1 Million Elektroautos bis 2020 noch hin. Und dann? Fahren immer noch 40 Millionen Verbrenner, für die E-Mobile als Ersatz nicht taugen.
Das Henne-Ei-Problem kriegst du nur gelöst, wenn du irgendwann anfängst. Ich gehe mal von mir aus: Ein Opel-Minivan, in dem ich gut sitzen kann, mit Automatik und Klima, kostet mich vielleicht 25.000 Euro. Ein vergleichbarer Elektrowagen kostet mich vielleicht 35.000 Euro und hat 250 km Reichweite. Ich fahre 20.000 km im Jahr, macht 40 Tankfüllungen á 50 Euro, macht 2000 Euro für Sprit pro Jahr. Ziehen wir mal weitere 500 Euro pro Jahr für Wartung und Steuer ab, die der Stromer günstiger ist, habe ich die zehn Riesen nach vier Jahren wieder drin. Ich weiß, dass das jetzt zu blauäugig gerechnet ist, aber wenn wir mal von einer Haltedauer von acht Jahren ausgehen, könnte sich so was schon wenn nicht lohnen so zumindest 0:0 ausgehen. Und auf der Habenseite bleibt dann immer noch ein Auto, das sich sagenhaft ruhig, ruckfrei und geschmeidig fährt.
Die 250 km Reichweite würden erheblich an Schrecken verlieren, wenn die Ladesituation deutlich besser wäre. Bei mir ist es wirklich so, dass ich nur sehr selten mehr als 250 km am Tag fahre, also bräuchte ich eine Lademöglichkeit zukause, schon wären 90 Prozent meiner Reichweitenprobleme weg. Aber woher bekomme ich den Quickcharger in meiner Tiefgarage? Da könnte der Staat subventionieren: Er könnte Hausbesitzern ermöglichen, sich die Ausstattung ihrer Tiefgaragen mit Lademöglichkeiten fördern zu lassen. Mieter könnten, wenn sie so was selbst finanzieren, steuerlich unterstützt werden etc. p.p. Der Staat könnte auch aktiv forcieren, dass sich Player zu einem universalen Netzwerk zusammenfinden, damit wirklich an jeder Ecke eine Ladesäule steht, für alle, die keinen Garagenstellplatz haben. Förderung bedeutet für mich nicht, dass der Staat das alles zahlt, aber er könnte halt punktuell unterstützen.
Es gibt auch andere Sachen: So wurde mal entschieden, dass ein Vermieter oder eine Hausgemeinschaft dem Mieter die Montage eines Sat-Schüssel nicht verbieten darf, wenn der Mensch sonst kein Fernsehen aus seiner Heimat bekommt. Ähnlich könnte man mit Lade-Infrastruktur verfahren.
Ich glaube, woran es in Deutschland im Moment oft scheitert, das ist die Komplexität. Die meisten Leute wollen ein Auto, das ihnen keinen Zirkus macht. Deshalb ist Tesla auch recht erfolgreich mit seinen Superchargern. Aber wenn du dich erst mit deinem Vermieter kloppen musst und bei 17 Energieversorgern eine Kundenkarte beantragen musst, damit du deine Karre unterwegs geladen bekommst, dann hat der Spaß halt ein Loch. Und wenn das die beteiligten Energieversorger und Autohersteller nicht allein gebacken kriegen, dann ist halt der Staat gefragt. Wie gesagt: Für die andere Infrastruktur ist er ja auch zuständig.