Angeblich hat die deutsche Autoindustrie bei Oberklasse-Autos einen Marktanteil von 80%. Es besteht vonseiten der Autoindustrie die Befürchtung, dass sie bei einem Wegfall des "Unlimited"-Nimbus diesen verlieren könnte. Und mit Andi Scheuer hatten sie da natürlich einen willfährigen Unterstützer ihrer Interessen.
Mich hat es auch gewundert, dass die FDP das Tempolimit-Thema offenbar so wichtig nimmt, dass es zum Knackpunkt wird. Ist aber nun mal so.
Mich musst du vom Sinn eines Tempolimits auf der Autobahn nicht überzeugen. Als bei mir 2019 die Entscheidung für ein neues Auto anstand, habe ich mir - in sicherer Erwartung, dass ein Tempolimit nur eine Frage der Zeit sein könne - ein Auto gekauft, das bei 165 km/h abgeriegelt wird (immerhin ist der Wagen schneller als eine BMW K1600B Americana) und das exakt so optimiert wurde, dass es bei Tempi unter 130 nicht nervt;-)
Ja, so ist das halt. Andererseits haben deutsche Autos auch in den USA einen gewissen Status. Auch sogenannte Muscle-Cars US-amerikanischer Produktion, die die verfügbaren Leistungen im normalen Straßenverkehr dort nicht ausnutzen können. Und dennoch werden sie gekauft. Wie auch die Porsches und die Ferraris und Lambos. Bei letzteren ist sicherlich nicht der Nimbus des freien Fahrens auf italienischen Autobahnen der Grund für die Kaufentscheidungen.
Und letztlich wird es kommen, wie auch von einigen hier schon geschrieben. Die Begrenzung wird sich ganz von selbst und ohne verordnetem Tempolimit oder ohne Begrenzung der Vmax bei den Fahrzeugen ergeben. Dann wenn nämlich bei den E-Mobilen die Reichweite überproportional zur gefahrenen Geschwindigkeit abnimmt, bei den Verbrennern und letzlich natürlich auch bei den E-Mobilen, wenn die Energie so teuer wird, daß Schnellfahren zum Luxusgut wird. So, und genau hier ist jetzt das Problem, abhängig davon wo individuell gesehen Luxus anfängt, wird es immer wieder welche geben, die in einem reglementierten Verkehr, aus welchen Gründen auch immer, aus der Masse herausfallen. Das Problem sind nicht die gefahrenen 130 km/h oder meinetwegen auch die 200 km/h, sondern die Differenz dazwischen. Das paßt dann nicht mehr zusammen. Ist vielfach auch heute schon so. Ich sag mal A3 zur besten Zeit von Nürnberg kommend in Richtung Aschaffenburg. Meist zähfließend und stockend und dazwischen noch solche, die von Fahrzeug zu Fahrzeug springend unbedingt 10 Minuten rausholen müssen. Das ist nicht nur für die nervend, die nach rechts rüberfahren und sich zwischen den LKW Platz einordnen müssen, sondern doch auch für die, die überholen, weil 200 m weiter kommt das nächste Hindernis. Beschleunigen, bremsen, beschleunigen, bremsen. Von ökonomischer Fahrweise mal ganz zu schweigen.
Das trifft natürlich auch auf viele andere Autobahnen zu, bei der A3 fällt mir sowas halt immer besonders auf, weshalb ich versuche diese soweit möglich zu meiden.
Wird nun ein generelles Limit eingeführt, so ändert das am Verkehrsfluß auf der von mir genannten Strecke sicherlich nicht allzuviel, da dort die Durchschnittsgeschwindigkeit eh schon niedrig ist, die "Störenfriede" werden allerdings rausgefiltert bzw. eingebremst, das Fahren insgesamt etwas entspannter. Vorausgesetzt die Kontrolldichte paßt zum beabsichtigten Ziel.
Passende Bußgelder verbunden mit einer passenden Kontrolldichte sorgen schon für Beruhigung, was ich live gerade wieder im September auf Österreichischen Autobahnen erleben konnte. Dort wo auf 100 km/h limitiert wurde, wurde auch überwiegend 100 km/h gefahren. Dort wo keine Begrenzung war überwiegend 130 km/h. Das funktioniert und man kommt entspannt und dennoch zügig voran. Soviel anders als wir sind die Österreicher nun auch nicht, am ruhigeren Wesen der Österreicher oder der guten Bergluft liegt es deshalb in den meisten Fällen sicherlich nicht.
Grüße Thomas