Wolfram, du alter Haudegen. Ist da am Bild 2 etwa Kotflügel und Lampenmaske verschmurgelt von der Hitze oder ist das angetrockneter Bulldust??
hallo markus,
gerne würde ich mein möchte-gern-haudegen-dasein damit untermauern dass ich deine vermutung bestätige, ich sei zu nah am buschfeuer vorbeigefahren.
der kotflügel ist lediglich mit einem stück altem gewebe beklebt, das ich irgendwo im busch gefunden habe.
(soweit die kurze antwort)
denn ein roter kotflügel gefiel mir nicht, weil er farblich nicht passte. dieser ersetzte nämlich einen vorhergehenden beige farbenen, der allerdings zerbrach.
an einem känguru.
ich machte den fehler, nicht auf den rat eines tankstelleninhabers am shark bay turnoff zu hören, der sagte, es sei sehr gewagt, im dunklen weiterzufahren wegen der vielen "roos".
mein zweiter fehler war, dass ich mich selbst überschätzte und dachte, dass ich immer noch bremsen/ausweichen könnte, wenn so ein rotbrauner hopser im scheinwerferlicht erscheint.
so kam, was kommen musste, und der - für mich und das beuteltier - unvermeidliche zusammenprall ereignete sich keine 30 min später auf einer einsamen piste bei etwa 80 km/ - ich fuhr nie schneller in down under.
als ich die bewegung aus dem augenwinkel sah, war es schon zu spät zum reagieren. ich weiss auch nicht mehr, ob ich überhaupt noch zum bremsen kam.
es gab einen sehr heftigen einschlag am vorderrad, die tenere mit frischen fast 50 liter im tank rutschte im dunklen funkenstiebend über den boden, ich hinterher.
voller adrenalin spürt der körper schmerzen erst mal wenig.
im licht des scheinwerfers zeigte sich ein bescheidenes bild:
tankrucksack zerrissen, softbags explodiert, ergoss sich deren inhalt über weite teile: zahnbürste, ersatzteile, filmröllchen, trockennudeln, medikamente, werkzeug...
am rande des geschehens der tote leib des australischen wappentieres.
die maschine war rasch aufgestellt, denn es ergoss sich massig sprit aus dem überlauf, die fragmente eingesammelt.
eine erste inventur ergab neben diverser schmerzen:
verbogener lenker, eine (mindestens) verdrehte gabel und der abgebrochene kotflügel, scheinwerferglas gerissen, halterung auf "halb zwölf".
karatzer an armaturen etc und zerrissene klamotten mit durchgeschürftem ellbogen bis auf den knochen - der ellbogen-protektor war verrutscht - und ein sehr angekratztes ego.
ich schleppte alles unter schmerzen an die seite der piste. das känguru schätzte ich auf vielleicht 70 kg, das ist die übliche masse der dortigen "big reds".
mit einer gefühlsmischung aus mitleid und zorn zerrte ich das tote tier auf eine ebene stelle, und baute daneben mein zelt auf. mit nur noch einem funktionierenden arm.
ich verbrachte die nacht irgendwie darin, ohne meine mopedjacke auszuziehen, weil ich nicht wissen wollte, was sich darunter verbarg. es reichte mir zu wissen, dass sich dort blut ansammelte.
im halbschlaf wechselten sich alle mögliche gefühle ab: ärger über mich selber, hass auf den beutler, unglaube über das erlebte, sorge wegen der verletzungen.
im morgengrauen baute ich alles so gut es ging zusammen. es waren noch etwa 2 stunden fahrt zu einer ortschaft laut landkarte.
(das ganze passierte in 1999)
in der nacht kam übrigens kein einziges fahrzeug vorbei.
unter schmerzen liess sich die tenere ankicken, und am total verbogenen lenker erreichte ich schliesslich eine reihe häuser, an denen ich langsam vorbeifuhr.
passenderweise war eines mit einem schild arztpraxis am zaun des vorgartens versehen.
ich stieg von der sitzbank herab - 1 m sitzhöhe machen (mir) nur freude, wenn der körper normal funktioniert - und schleppte mich durch die eingangstür.
ich betrat einen gepflegten raum, offensichtlich mehr ein wohn- als wartezimmer:
geblümte tapeten, vorhänge an den fenstern,gepflegte sitzmöbel, der unvermeidliche tisch mit lektüre, ein paar ältere patientinnen, die sich eher zum schwätzchen als zum arztbesuch trafen, wie es schien.
die dame am empfangstisch blickte über ihre lesebrille.
so nach und nach erstarben die gespräche, die kinnladen folgten der schwerkraft.
ich muss ein bild des jammers abgegeben haben:
vom strassendreck versaut, durchtränkter jackenärmel, zerrissene klamotten, verrotztes gesicht.
erst jetzt war mir klar, dass ich nicht dem idealbild entsprach...
soviel zum kotflügel, der den alten ersetzen musste ;-)
hat halt manchmal ganz profane gründe.
dir - und euch - frohe festtage, und immer schön oben bleiben!
gruss,
wolfram