Die hier so oft genannten Erzieher in Kitas haben schon jetzt weniger zu tun, da uns die Kinder ausgehen.
Hmmmm…
Kita-Bericht 2024 (Paritätischer Gesamtverband)
Wobei der massive demografische Wandel, der hier (glaube ich?) noch nicht thematisiert wurde, vielleicht in der Diskussion eine Rolle spielen könnte?
Beispiel Pflege (mein Metier): Uns gehen bereits seit Jahren in "ungeahntem" Maß die Fachkräfte und, fast noch schlimmer, auch "ungelernten" Arbeitskräfte aus. Offene Stellen können monatelang nicht besetzt werden, was natürlich einerseits die Arbeitsbelastung der übrig gebliebenen Kolleginnen und Kollegen übelst erhöht, gleichzeitig sinkt die Qualität der erbrachten Dienstleistung und das Risiko für drastische Folgen von Fehlern steigt.
Man hat dann (über Sinn und Unsinn lässt sich trefflich streiten, ist hier aber nicht das Thema) die Fachkraftquote gekippt (
nicht mehr zwingend mindestens 50% examinierte Fachkräfte in der Einrichtung). Problem gelöst? Mitnichten! Denn die, die die Kartoffeln jetzt aus dem Feuer holen sollten, sind diejenigen, die ganz am unteren Ende der Gehaltstabelle stehen. Eine nicht-examinierte Pflegekraft bekam
gem. TVÖD 2023 ein Einstiegsgehalt von knapp €2.400,- Brutto. Schichtsystem, meistens noch 6-Tage-Woche, Sonn- und Feiertag sowieso, alles aber keine familienfreundlichen Arbeitszeiten (welche Kita macht um 6.00 Uhr auf und um 21.00 Uhr zu?) und über Deine freien Tage freust Du Dich, wenn sie vorbei sind. Denn meistens klingelt an solchen Tagen um 5.30 Uhr das Telefon, weil sich Kollegin xy gerade krank gemeldet hat. In den meisten Fällen hast Du dann noch nichtmal eine Vollzeitstelle, da bei einem sowieso nicht allzu üppig ausgestattetem Stellenplan, die AG die Stellen auf mind. 2 AN splitten müssen, um eine ausreichende personelle Abdeckung an WE und Feiertagen zu gewährleisten. 50-75% von €2.400,- kann sich ja jeder selbst ausrechnen.
Wer (und vor allem wie viele?) bewerben sich wohl auf eine solche Stelle? Wieviele Plätze in der stationären Altenpflege brauchen wir aber in den nächsten Jahren/Jahrzehnten?
Langer Rede kurzer Sinn: Die Tarifstreitigkeiten des ÖD der letzten Jahre hatten alle zum Ziel, die unteren Einkommen auf ein Niveau anzuheben, das es den Kolleginnen und Kollegen ermöglicht, von der Arbeit auch zu leben und nicht nur zu existieren. Somit bekam die beschriebene Nicht-Fachkraft ab 01.03.2024 dann zumindest etwas über €2.700,-. Immer noch ein Witz, aber das ist, wie
@Andi#87 schon festgestellt hat, eine andere Geschichte.
Arbeitsbedingungen der unteren Einkommensgruppen (die solche Umstände wie eine steigende Inflation ungleich härter trifft!) zu verbessern, ist keine von unseren Vorfahren bereits geleistete Aufgabe. Da sind wir immer noch jeden Tag gefordert. Sonst hat unser öffentlicher Dienst nämlich irgendwann nur noch "Häuptlinge" und keine "Indianer" mehr, und der Banker kann zuhause bleiben, weil er Mama und Papa versorgen muss.
Das ist jetzt zwar explizit aus dem Blickpunkt der Pflege geschildert, aber ich denke mal bei z.B. Bus- und BahnfahrerInnen ist die Situation nicht so sehr viel besser?