Als Tiroler würde ich mal behaupten, dass das Stilfser zu meinen Hausstrecken gehört. Ich fahre es jedes Jahr 8-10 Mal, wobei ich meine Besuche die letzten Jahre deutlich auf Wochentage vor 9.00 Uhr gelegt habe. Der Grund ist, dass der Verkehr einfach immens zugenommen hat und das Verhältnis Rücksicht zu Egoismus sich deutlich in Richtung Zweitem verschoben hat.
Radfahrer glauben als Öko-Warriors die Straße ohnehin für sich alleine zu haben, fahren zu zweit oder zu dritt nebeneinander und pfeifen mit 60/70km/h runter. Für den Gegenverkehr kaum einzuschätzen.
Wohnmobile, Kleinbusse und alles andere mit dem halben Hausrat on board braucht auf dem Weg zum Lago Maggiore oder Comer See auch unbedingt ein Foto vom Massenparkplatz am Gipfel und quält sich die Kehren hoch.
Dazwischen wollen sich all die Sportwagenfahrer den Traum von der Rally-Etappe, auf die sie schon wochenlang hin fiebern, erfüllen und werden von obigen Teilnehmern mit ansteigender Höhe zusehends mehr genervt und werfen spätestens bei Kehre 30 die Nerven weg.
...und irgendwie versuchen dazwischen zahlreiche Motorradfahrer unterschiedlichster Fähigkeitsstufen und von 50ccm bis zum fahrenden Wohnzimmer mit US Genen ihren eigenen Traum vom Stilfser zu leben.
Schlussendlich ist es einfach die schiere Masse an inhomogenen Verkehrsteilnehmern die das Stilfser (sowie andere Pässe) teilweise unfahrbar machen. Wenn man sich die "Fail-Videos" ansieht, dann ist der Hauptgrund für die Umfaller die unvorhergesehene Situation in der Kehre bei der man in der Ebene einfach mal stehen bleiben kann, am Berg die Haxn aber zu kurz oder das Moped zu schwer ist.
Etwas mehr vorausschauendes Fahren von allen Parteien wäre angesagt, aber das wird nicht passieren.
Aus diesem Grund vermeide ich das Pässe fahren am Wochenende mittlerweile ganz und konzentrier mich unter der Woche auf die frühen Morgenstunden.
Dank leisem Moped mit gutem Gewissen und belohnt mit sensationellen Sonnenaufgängen.