Bevor ich gleich mit den Einzelbewertungen der Reifen anfange, noch ein paar Anmerkungen:
Mir ist bewusst, dass die fünf getesteten Reifen nur eine Auswahl der Pellen ist, die es für die 12er GS gibt. Natürlich hätte ich auch gerne den Pirelli Scorpion Trail, den Dunlop Roadsmart und den TR91, oder den Michelin PilotRoad3 dabei gehabt, für die Ackergraber noch den Conti TKC80, den Metzeler Karoo2 und den neuen 3er, vielleicht sogar noch den Mitas, aber das hätte einen wesentlich größeren finanziellen und vor allem logistischen Aufwand bedeutet. Vielleicht veranlassen aber die Testberichte die Reifenhersteller sich zusammenzuraufen und im nächsten Frühjahr, vielleicht in Spanien wenn's dort schon besseres Wetter als bei uns hat, einen "Nachtest" der jetzt fehlenden Reifen zu organisieren... Man könnte die gleichen Tester nochmal zusammenrufen und vielleicht nach der Hälfte der Strecke dann ummontieren. Die dann gerade mal 1500 km gelaufenen Reifen könnte man ja mit nem Montagegutschein an Forenmitglieder verschenken, die dann den Laufleistungstest nachholen...
Genug des Wunschdenkens, zurück zu den Fakten:
Alle Reifen wurden mit der Vorgabe der Reifenhersteller gefahren. Beim T30 haben wir nach dem ersten Tag in Absprache mit Bridgestone Deutschland den Luftdruck auf 2,4 vorne und 2,7 hinten abgesenkt. Das tat dem Reifen spürbar gut, er wirkte nicht mehr ganz so hart und unkomfortabel. Ich fahre den zur Zeit privat auf der fetten Silberaddi sogar mit der BMW-Empfehlung (2,2v; 2,5h) wobei ich zwischendurch mal nach dem Beitrag von GuyIncognito und dessen Wiedergabe der Bridgestone-Antwort auch auf 2,5v und 2,9 h erhöht hatte. Mir wurde der T30 dann aber dem Anakee zu ähnlich und ich bin nach nur 50 km reumütig wieder zu den BMW-Werten zurückgekehrt.
Die getesteten Reifen gehören eigentlich zu drei verschiedenen Gruppen:
- Der Bridgestone T30 ist ein straßenorientierter Reifen
- Der Conti TrailAttack2, der Michelin Anakee3 und der Metzekler Tourance NEXT gehören zu den Straßenreifen mit Offroad-Anteil
- Heidenau K60 Scout ist ein grobstolliger Straßenreifen, der mehr in Richtung Endurowandern zielt.
Naturgemäß tut sich der Bridgestone am leichtesten, da er nur 98 % des durchschnittlichen GS-Fahrprofils abdecken muss. Je mehr Mischbetrieb vorgesehen ist, um so schwieriger wird der Spagat für die Reifenhersteller, das "Tischtuch" der Eigenschaften über möglichst viel Fläche zu verteilen.
Zu den Abroll-Geräuschen:
Michelin Anakee3 und Metzeler Tourance NEXT haben Profilrillen, die quer zur Drehrichtung der Reifen verlaufen. Ich vermute mal, dass dies die Offroadeigenschaften positiv beeinflussen soll.
Der A3 scheint bei einigen Exemplaren ein "Singen" zu verursachen. Der Michelin, den ich auf der fetten Silberaddi fuhr, hatte das nicht, der A3 den Blacky auf seiner TripleBlack hat, auch nicht. Aber der Michelin Anakee3, den wir beim Reifentest dabei hatten, der "sang" sehr wohl! Vor allem im Bereich um die 65km/h und so ab ca. 100 km/h. Der Metzeler Tourance NEXT "brummt", also dessen Geräusch ist etwas niederfrequenter. Woher das kommt? Ich kann da nur spekulieren: In den Profilrillen, dort wo kein Gummi ist, ist Luft. Wird der Reifen nun am Latsch, also der Stelle, an der er den Boden berührt, zusammengedrückt, wird auch die Luft in den Profilrillen etwas komprimiert und neben dem Latsch rausgedrückt. Kuckt man sich nun das Profil des A3 genau an, so sieht man die "Stützdreiecke" und die Abflachungen. Ich könnte mir vorstellen, dass das ähnlich wie eine Orgelpfeife wirkt. Je nach Dicke der Profilrillen gibt das dann eine typische Frequenz, beim Michelin höher und beim NEXT (nur hinten) eben etwas tiefer. Wie gesagt, das ist nur eine Spekulation von mir, aber während der abendlichen Gespräche wurde gesagt, dass Michelin minimalste Änderungen an den Abschrägungen vorgenommen haben soll, um dem Geräusch entgegen zu wirken. Da der Michelin ein guter Reifen ist, der mit Sicherheit weiter seine Abnehmer finden wird, bin ich mal gespannt, ob sich die Berichte zum "Singen" dem anpassen.
Geländeeigenschaften:
Wir haben natürlich auch überlegt, wie man die Geländeeigenschaften der Reifen zumindest antesten kann. Wie misst man Grip im Gelände außer gefühlsmäßig? Wir haben uns dann einen geschotterten Feldweg gesucht, ausreichend lang, kerzengerade und nicht im öffentlichen Verkehr gelegen. Wir haben dann mit Lübecker Hütchen eine Strecke von ca. 50 m abgesteckt (auf jeden Fall war sie immer gleich lang) Dann hat der gleiche Fahrer einfach Gas gegeben und wir haben die Zeit gemessen. Die Idee die dahinterstand war, dass das ASC bei nachlassendem Grip die Motorleistung wegnimmt und wieder freigibt, wieder nachregelt usw. Das alles wesentlich schneller, als das ein Fahrer aus Fleisch und Blut macht, auf jeden Fall aber nachvollziehbar. Die Messung selbst erfolgte zum einen sehr präzise mit der Kamera des Filmteams, da kann ganz einfach der Zeitstempel ausgelesen werden. Zum anderen dachte ich mir, meine Reaktionszeit wird immer gleich sein (Gute Idee, gelle?) und habe dann auch noch mit der Hand mitgestoppt. Das ist natürlich bei weitem nicht so genau wie die unbestechliche Kamera, aber für einen ersten (überraschenden) Eindruck reichte das aus. Ich will dem Ergebnis, das in dem fertigen Film hoffentlich zu sehen ist, nicht vorgreifen. Wir alle hatten damit gerechnet, dass der Heidenau die Messlatte für die anderen Reifen unerreichbar hoch hängt. Ich brauch jetzt nicht weiterzuschreiben, jedem Heidenau Fan ziehts jetzt schon den Magen zusammen, so wie damals, als unsere Mama uns das erste Mal in den Kindergarten gebracht und alleine gelassen hat. Nee, der Scout hat da nicht die anderen deklassiert, er hat auch nicht die beste Zeit geschafft, er lag irgendwo. Ein Blick aufs Profil erklärt das aber auch wieder, der K60 ist in der Mitte ein Slick, da gibts ja keine Unterbrechung im Profil. Der kann seine Geländeeigenschaften erst bei verringertem Luftdruck oder in weicherem Geläuf ausspielen. Erstaunlicherweise wurde der Bridgestone nicht letzter, der Metzeler hatte knapp die beste Zeit vor dem Anakee3, zumindest nach meiner Handstopperei. Die genauen Ergebnisse wirds später geben.
Dann nochmal der Hinweis:
Alle Eindrücke die ich wiedergebe, sind meine eigenen. Die anderen Tester haben ihre eigenen Wahrnehmungen gemacht, Mopedreifen.de wird die zu einem Gesamtergebnis zusammenfassen und veröffentlichen. Aus den Gesprächen weiß ich, dass vieles ähnlich gesehen wurde, es gab aber auch Punkte, in denen wir unterschiedlicher Meinung waren. Ich bin sicher, Blacky wird das für seine Eindrücke auch hier im Thread dann deutlich machen.
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Metzeler Tourance Next So, dann fange ich mal damit an, meine Eindrücke zu den einzelnen Reifen zusammen zu fassen, ich fange einfach mal mit dem Tourance Next an.
Der Tourance ist ein grundsolider Reifen, mit dem man sich jederzeit sicher und gut aufgehoben fühlt. Er liegt satt auf der Straße, wenn man sich an den von Metzeler empfohlenen Luftdruck hält. Die verweisen auf BMW und der Motorradhersteller sagt: bei Solo-Fahrt 2,2 vorne und 2,5 hinten. (Bei Beladung, was wir aber nicht getestet haben, 2,5 v und 2,9h) Er lenkt dann präzise ein, im Vergleich mit Bridgestone und Michelin ist der Aufwand etwas höher, ungefähr das Niveau wie der Conti aber leichter als beim Heidenau. Hat der Next mal seine Neigung und seine Spur, dann hält er die auch. Das einzige, was mich davon abhält in die üblichen Lobhudeleien der Next-Fans mit einzufallen ist die Eigenschaft, Längsfugen und Spurrillen nachzulaufen, nicht dramatisch, aber mich störts halt und der Conti, der Michelin und vor allem der Bridgestone können das besser. Die Aufstellneigung beim Bremsen in Schräglage ist eher gering, wenn auch etwas deutlicher als bei den drei eben genannten, es gibt auf jeden Fall kein Erschrecken wenn man in der Kurve mehr bremsen muss als geplant, weil die Karre in die Senkrechte zurücksteigen will. Mit zunehmender Laufleistung hab ich mich dann aber nicht mehr so wohl gefühlt, irgendwie war dann das präzise vom Anfang nicht mehr so ausgeprägt, Auf den Pässen waren dann manchmal leichte Korrekturen notwendig, die aber auch von einem Durchschnittsfahrer wie mir hinzukriegen waren.
Zu den Nässeeigenschaften kann ich wie immer nur sagen, dass ich da bei keinem Reifen die Grenzbereiche ausgetestet habe, das kann und will ich nicht. Beim Next ist mir da auch nix negatives aufgefallen.
Auch wenn die letzten Sätze eher kritisch klingen, der Next ist ein wirklich guter Reifen, mit dem ich mich immer sicher gefühlt habe, wer den kauft, hat nix falsch gemacht.
Der Next hat wie der Anakee 3 Profilrillen, die quer zur Laufrichtung des Reifens stehen. Darqaus resultieren mMn zwei Eigenschaften: Der Next macht Geräusche und er gript ganz gut abseits geteerter Straßen.